cassiodor.com


Vivarium | Über uns | Impressum | Datenschutzerklaerung | AGB 
Vivarium > Bavarica > Gauting > Dokumente

wolfgang-kraemer-gauting-aphorismen.jpg

Jahr: 1921
Bemerkung:
ArtikelNr. 9932

 

E-Mail

Wolfgang Krämer, Gauting. Heft mit publizierten Aphorismen 1919-1921

Wolfgang Krämer, Gauting. Aphorismen aus meinen Tagebüchern, veröffentlicht durch die Allgemeine Zeitung, München 1918-1921. 8°, kartoniert, liniertes Schreibheft mit ausgeschnittenen Zeitungstexten, ca. 15 Blatt, Läsuren, sonst gut. 17 Seiten sind mit Texten beklebt. Dazu hinten noch einige lose handschr. beschriebene Blätter; einer enthält eine Zählung, wonach zu ungenanntem Zeitpunkte 42 Aphorismen in der „Jugend“ publiziert worden waren, ein anderer Zettel nennt eine Zahl von 35 Aphorismen unter dem Datum „2.9.19“, publiziert in der „AZ“. Ganz hinten noch 2 auf 1950/57 bzw. 1951 datierte längere Texte.

Das Heft wurde angelegt vom Schullehrer, Publizisten und Historiker Wolfgang Krämer (1885-1972), der 1905 von St. Ingbert in der Pfalz nach München und 1916 von München nach Gauting zog, wo er bis zu seinem Tode lebte. Krämer schrieb die bislang umfangreichste Ortsgeschichte des Münchner Vororts (erschienen 1949) und machte sich auch um dessen archäologische Erforschung verdient. Außerdem veröffentlichte er historische Abhandlungen zur Geschichte der Pfalz und zu manchen der dortigen Orte.
Zugleich publizierte er zahlreiche feuilletonistische Texte - die größten Auflagenzahlen erreichten die „Lukasburger Stilblüten“, eine mehrbändige Sammlung von lustigen Schülerzitaten. Ein abschließendes Verzeichnis aller je publizierten Texte des Krämer liegt bislang nicht vor.

Letztlich ist bekannt, dass Krämer auch mit Altertümern aller Art (Antiquitäten, Büchern etcpp) handelte.

Hier wurden von ihm selbst wohl 1921 „Aphorismen“ zusammengefasst, die offenbar er selbst erdichtet hatte. Die Sentenzen waren 1918 bis 1920 in der „Jugend“ und 1918 bis 1921 in der „Allgemeinen Zeitung“ erschienen. Teils sind die Texte mit seinem Namen versehen, teils liest man „Procyon“ als Urheber.

Die Aphorismen sind nicht immer leicht verständlich oder „verdaulich“. Einige Beispiele: 1918: „Das Leben besteht aus langen Tagen und kurzen Jahren“, „Nur das Zuviel ist Sünde“. 1919: „Glück ist Erinnerung“, „Das wahrhaft Schöne erlebt man nur einmal“. 1920: „Alle echte Wissenschaft geht auf das Offenbaren neuer Geheimnisse hinaus“, „Blume der Intuition, Distel der Analyse“. 1921: „Torheit gibt’s in der Welt nur, nicht Sünde“, „Sozialismus ist heute Trumpf, Sozialismus ist das Heil, der Arzt, die Medizin, dabei steht vielmehr fest, daß er eine Wunde ist, die Wunde!“

Das Heft fand sich in einem Buche aus dem Nachlass des Krämer. Er hatte die Texte zu wohl späterem Zeitpunkt selbst mit Korrekturen versehen – plante er eine Neuedition?

(c) Ingo Hugger  2020 | livre@cassiodor.com