Vivarium
> Handgeschriebene Buecher
> Wirtschaft
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Jahr: |
1643 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
9924 |
E-Mail
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Rechnung über das Triftholzwesen zu München, Andreas Saltner 1643. Handschr. Rechnungsbuch mit Ein- und Ausgaben der Trift
4°, Schweinsledereinband, 58 von Hand beschriebene und nummerierte Blatt (also 116 Seiten), Lederkordeln. Der Einband besteht aus Holzdeckeln und einem aufmontierten (und deutlich früher von Hand beschriebenen) Schweinslederbogen; auf der wohl mittelalterlichen lateinischen Handschrift klebt ein Papierblatt mit handschr. Buchtitel „Rechnung über das Trifftholz weesen alhie zu München 1643“. Vorderdeckel gelockert, etwas fleckig, im Ganzen schön erhalten. Die Quelle entstammt dem Nachlass eines bibliophilen bayerischen Försters, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Nymphenburger Park in München, die Eremitage in Bayreuth und den Englischen Garten zu München verwaltete.
Urheber Triftverwalter Saltner arbeitete wohl bei Hofe und wird in der Residenz sein „Büro“ gehabt haben. Oft erwähnt ist in der Quelle ein Herzog Albrecht [VI.] von Bayern (geb. 1584 in München, gest. 1666 ebda.). 1643 regierte indes Albrechts Bruder Bayern, der Kurfürst Maximilian I (geboren 1573, gestorben 1651).
Blatt 1 mit erneutem Titel: „Trifft Holz Rechnung, was und wievil ieder Forsten an Holz, von den erhandleten Tyrolischen Waldung am Pfuntzbach und Scheinstach [Schleinsbach?] genant, alher getrifft, wie und wohin auch dasselbig abgeben, und verkaufft, auch wievil Gelt daraus erlöst, … auf das .. und Trifften, aufblieben, und sonsten allenthalben, .tem auf .. und andere .. Verding: Und Bezahlung des Stock..Rechts, Diener Besoldung und anderem ausgeben worden, durch mich Andreen Saltner Trifftverwaltern im Jahr 1643“.
Im Folgenden sind erwähnte Posten detailliert aufgeführt. Bis Blatt 22 geht es um Einnahmen: Man liest von den Abnehmern des Holzes in München (so ua die „Churfürstl Rath-Canzley und anderer Stuben zu Altem Hof“, „Drchl. Herzog Albrecht in Bayern Hofhaltung“, „englische Fräulein“), aber auch von zahlreichen Privatpersonen und wohl von Abnehmern in Bad Tölz. Von Blatt 23 bis Ende (Blatt 58) geht es dann um Ausgaben. Bemerkenswert: Alle „gemaine Knecht“, welche gearbeitet hatten und bezahlt worden waren, sind auf Blatt 35 bis 46 namentlich genannt! Die „Tyrolische Waldung“ könnte Gebiete bei Pfunds im Oberinntal meinen.
Kurios: Der wohl mittelalterliche Text des Einbandes weist auf Blatt 2 (auf dem Rückdeckel) einen Schreibfehler auf, statt „Amen“ schrieb man „Ame“. Der Fehler wurde mit anderer Farbe markiert – vielleicht der Grund für die profane Verwendung des religiösen Blattes?
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