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ismaning1950.jpg

Jahr: 1950
Bemerkung:
ArtikelNr. 9852

 

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Jagd und Wilderer bei Ismaning 1950, Erinnerungen eines Försters, dazu 27 Fotos ca. 1900-1950

Kartonierte Mappe, 4°, eingelegt ca. 22 Blatt, alle beschrieben mit Schreibmaschine, dazu 21 montierten oder eingeschobenen s-w-Abzüge ca. 6x9cm und 6 s-w-Abzüge ca. 9x13cm.

Es handelt sich um die mit Fotos illustrierten Erinnerungen des bayerischen Forstbeamten Erich D., der damals im Forstamt München Nord tätig war. Der Mann benutzte als Papier die Rückseiten forstamtlicher Formulare (zur Berechnung des Krankengeldzuschusses). Der Text ist recht kurzweilig zu lesen. Seitenlang werden Wilderer-Vorfälle geschildert, eine Zeugenaussage bzgl. eines gefassten (Ismaninger) Schlingenstellers (1950) ist mit spannenden Fotos versehen. Blätter 1-19 bringen Erinnerungen, 20-Ende Texte zu diversen bayerisch-jagdlichen Themen.

"Wenn ich die kommenden Seiten hin und wieder mit einer .. Beobachtung aus der Natur oder ... Begebenheit auf der Pirsch ... zu Papier bringe, so geschieht das im Gedenken an meinen Vater, der mir, als wir in Ismaning einmal .. auf der Jagd waren, diese wertvolle Anregung gab.
Nach dem Abschluß der Forstschule in Kelheim 1949 konnte ich mir in München meine erste Jagdkarte erwerben. ... Für Forst- und Jagdschutzzwecke erhielten unbelastete Beamte der Forstämter ein kurzläufiges Ami-Gewehr. Es war immerhin schon wieder eine Waffe, mit der man schießen konnte und man brauchte sie manchmal ..., denn es machte allerhand Gesindel unsere Wälder unsicher. ... Die Visiereinrichtung war mir nicht unbekannt.... Amerikanische Maschinenpistolen, die wir bei italienischen Partisanen vorfanden, hatten sie auch. ... Das Einschießen bereitete niemandem Schwierigkeiten und auch ich erzielte mit dem Amistutzen, wie er bald überall genannt wurde, meine ersten Strecken. Am 21. Juli 1950 erlegte ich meinen ersten Rehbock ... [dazu anmont. 2 s-w-Abzüge].
Als nach der Ismaninger Krauternte die ersten Fröste auftraten und der kalte Ostwind übers Erdingermoos fegte, verzogen sich die Hasen in die Isarau. ... So wurde an einem schönen Herbsttag die erste Treibjagd organisiert. In Brandau trafen sich die Schützen. .... Wir jagten seinerzeit nur immer am Vormittag ... um den Ami nicht direkt herauszufordern. ...
Zur Säuberung des Reviers von Katzen und Hunden war reichlich Gelegenheit. Mit Katzen nahm es überhaupt kein Ende, der 'Besatz' blieb immer gleich. Die meisten waren schon so verwildert, daß es immer schwerer wurde, sie am Tage zu erwischen. ....
Nicht nur durch das Raubzeug erhielt das Wild Einbußen, auch Wilderer, Schlingensteller und sonstiges lichtscheues Gesindel trieb sein gemeines Unwesen. Es gelang mir im April 1950 2 Wilderer zu überführen, die mit Schußwaffen wilderten. Es handelte sich um einen Deutschen und einen Polen. .. Von der ersten Wahrnehmung am 8.1.1950 bis zur Verhaftung der beiden am 3.4.1950 gab es viel zu tun. ..... Etwa um die gleiche Zeit wurde in Tölz der größte Wilderer unschädlich gemacht. Johann Oertl ,,, hatte in der Zeit 1947-1951 über 200 Stück Wild gewildert..... Nicht nur Deutsche und Ausländer machten sich dauernd Jagdvergehen schuldig, sondern auch die Besatzungsstreitkräfte mischten kräftig mit. ... Am 1.4.1950 ... saß ich mit meiner Frau auf einer Kanzel beim Bach am Fischersäulengeräumt. ... [geschildert ist ein Wilderer-Vorfall, mit Foto illustriert]. ...... Der Schinbach war ein sauberes .. Wässerchen. Es war 1947, als sich einige Angehörige des Forstamtes zusammentaten und in diesem Bach einen großen Fischzug starteten. Zum 11. Juni 1951 wurde ich an das Forstamt Benediktbeuern versetzt. .... Es war im Herbst 1950, als ich meinem Vater [Förster des Englischen Garten, wohnhaft im "Rumfordhaus"] einen Besuch im Englischen Garten abstattete. Er... erzählte mir von den vielen Rehen auf den Wiesen ... Zwei sehr schöne Deutsch Langhaar-Hunde konnte man noch nach dem letzten Krieg in der Restauration Chinesischer Turm sehen. Flora war dunkelbraun, Rolf weiß mit hellbrauner Zeichnung. [Hierzu ein Photo]. …“

Die Ansichtskarten und s-w-Abzüge zeigen u.a.: Prinzregent Luitpold bei der Entenjagd beim Aumeister, 1.8.1910 (Foto M. Dietrich), Luitpold oder Ludwig III. bei der Jagd, geschossener Rehbock 1950, verendetes Tier in Drahtschlinge, Jagdgesellschaft.


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