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Vivarium > Kunst > 1919-1933

reinhardLischka.jpg

Jahr: um 1930
Bemerkung:
ArtikelNr. 9653

 

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Reinhard Lischka: Waldbild. Ölgemälde auf Leinwand à ca. 75x79cm, in hölzernem Rahmen um 1930 à ca. 94x97cm. Gezeigt ist eine Frau, die in durch mystisches Licht verklärter Waldlandschaft ein am Boden liegendes Kleinkind betrachtet. Hinten ein Bärtiger mit Esel. Rechts unten möglicherweise in schwarzer Schrift signiert. Zustand: Kleine Abplatzungen, im und neben dem Gesicht des Bärtigen ein retuschierter Kratzer.

Auf der Rückseite der Leinwand steht: „Reinhard Lischka „Waldbild“, München, Galerie Str. 25.“ Auf der Rückseite des Keilrahmens findet sich ein Aufkleber mit Aufdruck „Adrian Brugger, k.b. .... München .. ..hwohlgeboren Tit.“, dazu handschr. „Li....ka .... 25“. Am Rahmen handschr. „Lischka“

Das Stück gehörte einst einer ehedem in Hechendorf wohnhaften Familie. Der zeitweise in Herrsching lebende Lischka zählte zum Freundeskreis der Familie und soll das Gemälde verschenkt haben.

Lischka kam 1881 in Forst (Schlesien) zur Welt und starb 1949 in Herrsching. Ab 1903 studierte er an der Kunstakademie München. Ab ca. 1905 war er restauratorisch in München tätig. Von 1935 bis 1947 leitete er die Restaurierungswerkstätten der Bayerischen Staatsgemäldesammlung (besonders der Alten Pinakothek) in München.


Die gezeigte Szene gibt Rätsel auf. Sehen wir die Heilige Familie ohne Krippe und Stall? Da Lischka jahrzehntelang intensiv mit alter Kunst beschäftigte, wird das Bildmotiv ein Zitat darstellen – das ich hier indes nicht entschlüsseln kann. Der restaurierte Kratzer über dem Kopf des Mannes kann Absicht sein, möglicherweise eine Anspielung auf den Beruf des Malers?

1933 wurde in Heft 17 von “Technische Mitteilungen für Malerei, Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für rationelle Malverfahren (Adolf Wilhelm Keim Gesellschaft e.V.), München” unter dem Titel “Restaurieren oder Konservieren” ein Text des Lischka publiziert (S. 137-139), in dem Letzterer mit viel Leidenschaft Stellung bezieht: “Wer sich und seine Arbeit der Sache so widmet, läßt sich nicht vom Strom treiben, er wird nicht mit den herkömmlichen Methoden und Möglichkeiten zufrieden sein, er wird vielmehr beseelt von der schönen Aufgabe, nach Kräften und Vermögen mithelfen, diese auszubauen und zu vervollkommen [sic]. Immer aber geht es um die unersetzlichen Kunstwerke, die dem Volke, der Allgemeinheit gehören. Auch der Berufenste kann hier nicht restaurieren, d.h. wiederherstellen, sondern er darf einzig und allein nur konservieren, d.h. erhalten.”

In Heft 57 / 1941 des Periodikums findet sich eine Würdigung Lischkas ob seines 60. Geburtstages: „Lischka hat das Malerhandwerk schon frühzeitig in seiner Geburtsstadt Forst i. Lausitz bei einem Dekorationsmaler erlernt. 1899 kam er nach München und vervollständigte seine künstlerische Ausbildung auf der Knirrschule und auf der Akademie der Bildenden Künste. In seiner Studienzeit war er schon praktisch am Nationalmuseum und am Landesamt für Denkmalpflege tätig, wo er nach dem Weltkrieg als Hauptkonservator die Leitung der Restaurierungswerkstätten übernahm. ... Am Landesamt für Denkmalpflege sind die Restaurierung des Hochaltars von Friedrich Herlin in der Jakobskirche zu Rothenburg o.T. und die 1933 durchgeführte durchgreifende Restaurierung des Bamberger Altars von Veit Stoß seine umfassendsten Arbeiten gewesen. In der Alten Pinakothek hat Lischka neben anderen Arbeiten Albrecht Dürers Gemälde „Maria als Schmerzensmutter“ von den entstellenden Übermalungen befreit und die „Grablegung Christi“ des Petrarca-Meisters freigelegt. ...“

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