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Jahr: 1933-1939
Bemerkung:
ArtikelNr. 9310

 

E-Mail

Chabeso Limonade, Konvolut Dokumente, Zeichnungen, Fotos, ca. 1933-1939

Chabeso. Konvolut von Dokumenten aus dem Nachlass des ehermaligen Betreibers der Münchner Niederlassung der Chabeso Gesellschaft. Die Münchner Niederlassung produzierte in der Amalienstraße 43 die Limonade.

Die verschiedenen Konvolute fanden sich in einem Keller auf einem Stapel. Es waren einst mehrere Aktenordner geleert und der Inhalt denn aufgetürmt worden. Alle Blätter sind gelocht.

Bestand 1, ohne Titelblatt. Februar 1934 bis Dezember 1934. Schriftwechsel des Münchner Direktors mit der Chabeso-Zentrale in Nieder-Ingelheim (Firma Boehringer), mit Gerhard Bueschler (dem Direktor und wohl Sohn des Erfinders Ernst Bueschler) sowie mit anderen Geschäftspartnern (Druckereien, Speditionen, Abnehmern etc). Dazu kommen Wechsel, Postkarten, ein schöner Andruck eines neuen Etiketts, Frachtbriefe. Oft geht es um Werbeaktionen (Plakate, Annoncen, Radio, Kino, Flugblätter, Postwurfsendungen). Im Dezember 1934 geht es um Verbesserungen des “Produkts”, so die lebensmittelchemische Untersuchung des Extrakts, um Flaschen und Etiketten.

Bestand 2, ohne Titelblatt. Schriftverḱehr mit Abnehmern bzw. möglichen Kunden, 1934-1935. Meist Durchschläge von Anschreiben an Münchner Cafés und Gaststätten sowie sonstige Stellen, so z.B. an das Café “Braune Front” (betrieben von Richard Eberhardt in der Ludwigstr. 4), Konditorei Kustermann in Solln, Café Luitpold, Hofgartencafé Annast, Dallmayr, Früchtehaus Residenz..., Renata-Heim, Gaststätte Winthir, Referat XIII des Stadtrates München Zentralstelle für Anstaltenbelieferung, Corpshaus Hubertia, Suevia, Agraria, Saxo-Thuringia, Deutsches Theater, Kantinenverwaltung Landespolizei Marskaserne etcpp

Bestand 3, ohne Titelblatt, Schriftwechsel Juli bis August 1935. Im Frühsommer 1935 hatte die Chabeso wirtschaftliche Schwierigkeiten. Am 19.7.1935 stellte die Zentrale alle Zahlungen ein und am 24.7. Konkursantrag beim Amtsgericht Ingelheim.

Bestand 4, vorne mit Papptafel “Werbe-Aktion 1935”. Januar bis Juli 1935. Im Sommer 1935 wollte der Direktor in München einen besonderen Werbeaufwand betreiben, wovon zahlreiche Dokumente zeugen. Auch das Preisausschreiben (s.u.) wurde im Zuge der Werbeaktion durchgeführt.

Einige Zitate auf Bestand 1-4:
15.11.1934: “Die Angelegenheit mit dem Extrakt ist uns sehr unangenehm. .. Probeabfüllungen aus zurückgehaltenen Extraktmustern ergaben keinen Geschmack, der an Brasiltabak erinnert.”
6.5.1935: “Cola-Gold. Das fragliche Getränk wird durch Firma Scholvien, Berlin, Seelowerstr. 5, hergestellt und geliefert.”
14.3.1935: Franz Illsung “Likörfabrik zum Patrizier, Ebenhausen” schreibt: “Ab 1. März 35 habe ich den an Ihre südliche Grenze stoßenden Chabesobezirk übernommen und habe auf einer Informationstour festgestellt, daß die Orte Gauting und Plannegg [sic] bisher von meinem Vorgänger beliefert wurden.”
“Manuskript zu einem Werbe-Trickfilm zu Chabeso, Länge 15 bis 17 Meter. Man sieht zuerst eine sehr komische männliche Gestalt (rundlicher Typ), der inmitten der Sommerhitze den glühenden Strahlen der Sonne ausgesetzt ist. .......... Die Szene wird plötzlich verdrängt von einer im Bild nach vorn schiessenden Original-Chabesoflasche, zu der sich ... die Worte ergänzen: Durstig? Dann Chabeso!”.
23.10.1935 an Firma Strasser, Kolonialwarengeschäft, Waisenhausstr. 63 in München: “Von privater Seite (Geyer, Hohenfelsstr.30) sind wir angegangen worden, bei Ihnen Chabeso einzuführen......”.

Bestand 5, kein Titelblatt, Rechnungen für Anzeigen in Zeitschriften, 1935, Bayerische Hausfrau, Das Tier und Wir, Katholische Männerwelt, Lesezirkel Merkur, Stadtadreßbuch 1935.

Bestand 6, vorne ein Pappblatt “Übriger Briefwechsel bis zum Konkurs”, mit Trenn-Blättern von A bis H. Alles 1939. Enthalten sind, alphabetisch sortiert, die Korrespondenzen an/mit Geschäftspartner[n], meist in München. Man schreibt sich z.B. mit “Lickörfabrik Ackermann” in München (dat. 10.12.1939), Angelmi-Werke Leipzig, Kronenkorkwerke Bender-Wössner in Frankenthal (1939), Druckerei Bernhardt in Berlin, Kohlensäure-Industrie Eckert Regensburg, Maschinenfabrik Meteorwerk Hans Gilowy, Opel Häusler München (Auftragsbestätigung für Opel Blitz Pritschenwagen, dat. 1.2.1939), Henkel Klebstoffwerk Düsseldorf, Henkell Wiesbaden, Hintertauer Kafee-Großrösterei München, etcpp.

Bestand 7, Diverses: Karte mit Grenzen der Münchner Bezirke / Telegramme zur Hochzeit am 6.12.1934 / gelochter Vordruck eines Flaschen-Etiketts für “Chabeso Schorle” / gelochter Vordruck für Etiketten “Die neue Aufmachung” / Preisliste der Chabeso-Gesellschaft am 1. Mai 1932 (gelocht, 4°, 4 Blatt) / Chabeso-Fabrik München Jos. Bosl, Preisliste für Wiederverkäufer 24.10.1934 (ein Blatt) / Preisangebot Sommer 1935 (ein Blatt).

Bestand 8, Photos: 6 s-w-Abzüge differenter Formate (meist AK): Menschen vor Pavillon mit Schild “Trinkt Chabeso” / Chabeso-Messestand / Schaufenster wohl bei Messe für “Remstal-Sprudel” / Messestand für Bosco Limonade (gelocht) / Klein-LKW mit Tafel “trinkt Bosco” (gelocht) / LKW mit Aufschrift “Chabeso”.

Bestand 9, Antwortschreiben auf ein Preisausschreiben, Juli-August 1935. Chabeso hatte einen Slogan gesucht und in Zeitungen (sicher im Völkischen Beobachter und in den Münchner Neuesten Nachrichten, vielleicht auch in weiteren) Menschen aufgerufen, Entwürfe von Reimen zuzusenden. Erhalten sind ca. 150 Schreiben der meist aus München stammenden Menschen, dazu ein Packen unterzeichnete “Empfangsbestätigungen” für gelieferte Trostpreis-Limonadenflaschen. Dazu einige Zeichnungen. Die Zuschriften wurden von Hand mit Schulnoten versehen. Hundert Mark erhält Ernst Halbritter am 7.10.1935 für Zeichnungen (die nicht erhalten sind). Den 2. Preis erhält der Buchdruckermeister Josef Waßer für “C... ja das ist genau, ein würzig-milder Prickeltau”. Wirtschaftstreuhänder Karl Krusius gewinnt den 5. Preis (10 RM) mit: “Nektar war der Götter Trank, Eh C. man erfand”. Man fand indes auch unlautere Einsendungen. So steht auf einem Blatt mit Zeichnung, von Hand vom Chabeso-Mann geschrieben: “Untauglich! Die Zeichnung ist abgepaust von einem Sektfirmeninserat!”
Einige Zitate: Das C... schmeckt pfundig / Einen Durstlöscher den man trinkt seelenfroh, will ich verraten, er heißt Chabeso ...... (dichtet Caroline Nizoldi aus München) / C... am Morgen, am Mittag, am Abend, ist bei Hitze u. Durst erfrischend u. labend (dichtet G. Von Seinsheim) / C.... köstlich, wunderbar, es ist ein Göttertrank fürwahr / C....., Sekt ohne Alkohol / C.... Du mein Ideal, wie krieg ich Dich ohn’ daß ich bezahl / Ich pfeife auf die schönste und beste Wurst, wenn mir nicht C... stillt den Durst / Rosa Brühschwein schreibt: Ich schlafe vorüglich, nervös bin ich nie, wir trinken Chabeso am Abend und früh, die Kinder gedeihen, gesund ist mein Mann, meine 40 Jahre sieht mir niemand an.







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