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Jahr: 1837-1880
Bemerkung:
ArtikelNr. 8979

 

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Ausgabe-Buch für die Haushaltung, 1837-1880. Kettwig

Handschriftliches Buch, Halbledereinband, ca. 200 unbedruckte Blatt, berieben, fleckig, sonst gut. Ca. 90% der Blätter sind von Hand beschrieben. Auf Blatt 1 steht: „Ausgabe-Buch für die Haushaltung. Cum Deo 1837“.

Im Folgenden sind die Ausgaben der einzelnen Jahre erfasst, sonderbarerweise unterschiedlich genau: Manche Jahre sind über einige Seiten verzeichnet, andere nur über eine halbe Seite: Herausragend das Jahr 1864: Hier wurden 27 Seiten benötigt! 1842 sind es 18. Ausgelassen sind die Jahre 1847, 1852, 1855, 1863, 1870, 1876. Die letzten 10 Blatt wurden 1837-1864 beschrieben, damals führte man das Buch von beiden Enden her (1x quasi auf dem Kopf stehend). Genannt sind hier „Debet“ und „Credit“ der „Haushaltungs-Casse“. Auch hier ist nicht jedes Jahr genannt (es fehlen 1844-1847, 1849, 1850, 1852-1855, 1857-1861, 1863).

Die faszinierende Quelle beleuchtet die Haushaltung eines großbürgerlichen Haushaltes und Wirtschaftsbetriebes wohl in Kettwig im Ruhrgebiet (heute zu Essen gehörend). Offenbar betrieb der Haushalt bedeutende Geschäfte – womit bleibt indes ebenso unklar, wie der Name und die Lokalisierung des Geschäfts. Familienangehörige leben in Elberfeld, eine Verwandte heiratet nach Barmen, eine nach Schwelm [?], eine nach Bankenthal [Bachenthal?]. Der Großvater erwirbt „Wollstärke“. Zum Haushalt gehört ab ca. 1840 ein Comptoir.

Teils werden Haushaltskäufe aufgeführt (z.B. Gewürze, Weißbrod, Backwerk, Fisch, Grütze, Blumenkohl, Seife, rother Kappes, Briefporto, Rindfleisch, Kirchengeld, Almosen, Puppenköpfe etcpp.), teils werden Gewerbetreibende als Rechnungssteller verzeichnet (z.B. Doctor Cloß, Käser Joh. Püttmann, Schneider Hülsmann, oft werden Rechnungen von Menschen aus Düsseldorf bezahlt).
1864 beginnt mit der Überschrift „Rechnungen vom Comptoir bezahlt“, genannt werden denn Nachnamen mit Ortsbezeichnungen (Lennep, Düsseldorf, Elberfeld, Cöln, Bonn), dann folgen „Rechnungen von hier“, dann wieder (8 Seiten für den August, 10 für September, 8 für Oktober!) Haushaltungsposten (Spritus, Kirschen, Stärke, Reisender, Sand, Orgel, Fähre, Armengeld etcpp).
1868 bringt „Rechnungen von Kettwigern“ und „Rechnungen außerhalb Kettwig“. Danach häufen sich Bezüge auf das „Comptoir“ (welches viele Rechnungen bezahlt). Am 3.1.1881 bricht der Text plötzlich ab.

Beiliegend 5 handschriftlich beschriebene Blatt, mit gedrucktem Namen „Wilh. Forstmann, Porthof, Kr. Kosten, Post und Telegraph Porthof, Bahnstation Kosten“ (in Posen). Dazu ein s-w-Photo eines Gemäldes (verso betitelt „Anna Klara Fuhrmann geb. Schürmann, 1776-1843“). Der Text oben in differenter Handschrift mit Notiz: „Abschrift hat vermutlich Marie Steinmeister geb. Schürmann in ihrer Jugend bei einem Besuch bei Forstmann in Porthof angefertigt u. meiner Schwester .. [unles.] später einmal geschickt. Karl ...“ [unles.]. Der eigentliche, mit Tinte geschriebene Text hat folgende Überschrift: „Erinnerungen an Urgroßmutter Clara Fuhrmann geb. Schürmann, aufgezeichnet von ihrem alten, einstigen Hausfräulein Doris Grube (jetzt Osnabrück, Krahnstr. 19)“. Der Text bringt autobiographishe Erinnerungen und Erlebnisse, wobei die Handschrift nicht immer leicht zu entziffern ist. Dass die Clara Fuhrmann in Kettwig lebt, ist nicht klar zu folgern.
Weiter heißt es: „1839 am 18. Sept. trat ich in das liebe Fuhrmannsche später Tante Böhmersche Haus. Die erste Dame, die die Hausthür öffnete, war Frl. Laura Bunge. Später Fr. Sukhans [?]. Sie rief gleich die Großmutter, die mich freundlich willkommen hieß. ...... Die Geschwister ... sprachen damals oft das Bergische Platt, auch Ohm Peter hatte es sich angewöhnt. .. Wir hatten zwei Herren am Tisch ..., die beide lange Jahre auch nach Großmutters Tode Mittags u. Abends kamen. Die beiden Brüder H. Peter u. H. Daniel machten viele Reisen. In Leipzig führte das Geschäft ein H. Mennaritz, der auch das Berliner Haus mitvertrat. In Lennep war ein alter H . v. Hagen. ... Ohm Peters Haus an der Post wurde 1839 gebaut, aber die einfache Frau wollte nicht einziehen. .... 1839 hatte sie das Comptoir noch im Hause, oben nach dem Hofe lag es, ein Fenster nach der Klosterstr., jedoch sollte die Hochzeit doch im Hause gehalten werden d. wurde es nun nach dem Lagerhaus verlegt, wo vielleicht jetzt noch H. Becker arbeitet. ...“

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