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gilching1945.jpg

Jahr: verkauft
Bemerkung:
ArtikelNr. 8835

 

E-Mail

Gilching, Mai-Juni 1945. 90 Dokumente aus Nachlass eines Gemeindeschreibers

Konvolut von Dokumenten aus dem Nachlass des damals in Gilching wohnhaften Wolfgang W., eines ehemaligen Wehrmachtsangehörigen. W. war (wohl nur von Mai bis Juni 1945) bei der Gemeinde Gilching als Schreiber oder Sekretär des Bürgermeisters Simon beschäftigt.

Wolfgang hat sowohl von ihm auf der Schreibmaschine geschriebene Dokumente als auch handschr. Bestätigungen anderer Bürger/innen aufbewahrt. Archiviert in einer Pappschachtel sind ca. 90 Dokumente (meist 8°, meist ein Blatt), teils maschschr. Originale, teils maschschr. Durchschläge, teils handschr. Originale (teils mit Signatur). Der Bestand stellt ein faszinierendes Quellenkonvolut zur unmittelbaren Nachkriegsgeschichte der Gemeinde Gilching-Argelsried dar. Es ist fraglich, ob die Dokumente (sei es in Original oder Kopie) im Gemeindearchiv vorhanden sind!

Enthalten u.a.:
- Schreiben des „Hauptquartier 63d Infantry Division“ US-Army an alle Oberbürgermeister, Bürgermeister, Landräte, dat. 4.5.1945.
- Bekanntmachung, dat. 24.5.1945. „Am 23.5.45 wurden ca 90 Mann aus der Gemeinde Gilching-Argelsried –Geisenbrunn (frühere Wehrmachtsangehörige und noch nicht Entlassene) in das Kriegsgefangenenlager Fürstenfeldbruck abtransportiert. .. Es ist beabsichtigt, morgen, am 25.5.45, nachmittag, ein Fuhrwerk zum Gefangenenlager zu schicken. ... Wer mit dem Fahrzeug etwas befördern lassen will, wird gebeten .... ein ... Paket .... im Schulhaus Gilching abzugeben. .... Besuche im Lager sind nicht gestattet .... „ [Unterzeichnet i.V. von W.].
- Übersetzung eines Briefes des kathol. Pfarrers an die US-Militärbehörden, dat. 29.5.1945, mit Bitte um Entlassung einiger Männer: „Infolge eines Mißverständnisses ... wurden unsere Dorfbewohner, die zum Teil schon seit längerer Zeit vom Heeresdienst entlassen waren, als einzige aller Landgemeinden aufgefordert, sich zur raschen Bestätigung ihrer Entlassung durch die amerikanische Militärregierung nach Fürstenfeldbruck bringen zu lassen. ...“ Dabei der vom Pfarrer Josef Hoch unterzeichnete englischsprachige Brief.
- Bekanntmachung der Gemeinde, dass alle männlichen Einwohner von 16 bis 60 Jahren, „die in den Jahren vor dem Einmarsch der alliierten Truppen in einem Arbeitsverhältnis .... gestanden haben und diesem ... nicht mehr nachgehen können .... verpflichtet [sind], sich .... am 2. Juni 1945 .. am Flugplatz OP [Oberpfaffenhofen] zu melden“ haben.
- Schreiben an Hans Adam in Argelsried, dat. 8.6.1945. „Sie haben umgehend eine Liste aller ehem. Parteigenossen oder Angehörigen von Gliederungen der NSDAP aufzustellen und diese bis ... 12.6.45 ... einzureichen. Falls Sie Ihre diesbzgl. Unterlagen schon verbrannt haben, ist die Liste aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, wenn nötig unter Zuhilfenahme früherer Mitarbeiter bezw. Parteigenossen.“ [Unterzeichnet i.V. von W.].
- Bekanntmachungen zu PKWs, Meldungen u.ä.
- Bericht über Gestapo-Agentin Hilde Alessandrini (geb. 1901 in Braunau) mit Aussagen der Ludwina Schwarz (Talhof) und anderen, dat. 8.6.1945.
- Bericht über den belasteten Parteigenossen Anton Rauscher, geb. 1900 in München, dat. 9.6.1945.
- Handschr. Bericht, dat. 14.6., bzgl. Gegenstände der NSV in einem Privathaus.
- handschr. Liste der Gemeinderäte.
- Bekanntmachung bzgl. Lebensmittel (das Original, mit Signatur des Simon, mit Löchlein vom Aufhängen).
- Bekanntmachung bzgl. ehemaliger Wehrmachts- und SS-Angehöriger, dat. ca. 22.5.1945 (Original, mit Löchlein).
- Bekanntmachung bzgl. Denunziation, undat.
- ca. 40 Bestätigungen von Arbeitgebern (so Johann Ruhdorfer, Philipp Helbig, Rudolf Seiger, Rosa v. Biberstein), meist Bauern und andere Gewerbetreibende (so auch Metzger Josef Artner) aus Gilching, aber auch aus Hochstadt, Neuaubing, Rottenried, St. Gilgen, Etterschlag, Gut Hüll ua., bestätigt wird ein Arbeitsplatz, dat. Ende Mai / Anfang Juni, meist handschriftlich.
- ca. 10 ärztliche Atteste (oft Dr. Schmolck).
- Ca. 50 Dokumente zum Kartoffelkäfer-Suchdienst (darunter zahlr. Listen von teilnehmenden Kindern), Mai-Juni.
- Dazu 3 Dokumente 1948 (ua Wohnungs- u. Arbeitsamt Flughafen Oberpfaffenhofen, eine Frau wird in ein Haus eingewiesen, dat. 13.10.1948).

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