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> 1914-1918
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Jahr: |
1917 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
8785 |
E-Mail
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Karl Schmidt-Rottluff und Arnold Zweig: Karikatur in „Almanach der ‚Bösen Buben’ der Presse-Abteilung 1917/18“
2 Druckwerke, gedruckt in der Presseabteilung des Oberbefehlshabers Ost, Kowno 1917, aus dem Nachlass eines Angehörigen der Abteilung. Druckwerk 1 wohl mit bislang unbekannten Illustrationen des Karl Schmidt-Rottluff, dazu mit wohl bislang ebenso unbekannten Portraitskizzen des Arnold Zweig und des Karl Schmidt-Rottluff.
1: Almanach der ‚Bösen Buben’ der Presse-Abteilung 1917/18. Druckerei des Oberbefehlshabers Ost. (4°, kartoniert, 18 Blatt, Deckel lose, Läsuren, Falzen, stark lichtrandig, Deckel mit Besitzervermerk. Das Papier ist brüchig, besonders die Deckel sind betroffen). Die Portraits sind großteils handschriftlich mit Bleistift mit Namen versehen.
Das Heft ist im Stile einer privaten Abitur- oder Kneipp-Zeitung gefertigt. Es bringt auf 12 Blatt auf den Vorderseiten nach Monaten gestaffelt 12 Illustrations-Seiten. Auf den Rückseiten und auf 4 zusätzlichen Blättern liest man spaßige Texte zu spaßigen Ereignissen, die sich in der Presseabteilung ereignet hatten.
5 Blätter zeigen Portraitskizzen von Männern und einer Frau, 5 Blätter Collagen wohl von Schmidt-Rottluff, 2 Blätter Zeichnungen wohl des H. Struck.). Wahrscheinliche Schmidt-Rottluff-Illustrationen finden sich auf den Blättern: Dezember, November, August, Juli, Mai und März. Die Portrait-Blätter scheinen von 2 Künstlern gezeichnet, denn sie sind von differentem Strich.
Eine gedruckte Signatur findet sich nur auf einer Seite, der Dezember-Collage: Unten steht „HS“, der ehemalige Eigner schrieb rechts an den Rand des Blattes: „Zeller, von Struck gezeichnet“. Darüber die Darstellung einer Kunstausstellung. Das Juni-Blatt wurde vom selben Künstler gezeichnet. Die Juli-Seite zeigt und nennt „Struck, genannt Der Panjehäuptling“, interessanterweise ist rechts daneben (ohne gedruckte Namensnennung aber handschr. betitelt) der Schmidt-Rottluff dargestellt. Gemeint ist der Graphiker und Maler Hermann Struck.
Das August-Blatt ähnelt im Strich jedoch durchaus einigen 1913-1925 entstandenen Skizzen des Schmidt-Rottluff, auch die „I-Punkte“ der im Mai-Bild gesetzten Wörter ähneln in ihrer Machart (sie sind schräg) einem 1919 von S-R publizierten Blatt (Inhaltsverzeichnis für die Mappe „Zehn Originalholzschnitte“, erschienen 1919 bei Neumann in Berlin).
Spannend ist auch die rückseitige Deckelillustration, ein 2. Titelblatt. Dort liest man „Almanackt 1917 1918“, „Schwanen-Almanach der Presse-Abteilung“, dazwischen eine Zeichnung eines Soldaten mit Pickelhaube (am Helm steckt ein Kissen mit Aufschrift „deck Dir zu“), der eine kubistisch anmutende Skulptur einer nackten Frau mit Stofftuch zu bedecken trachtet.
Die Presseabteilung von Oberost beherbergte 1917-1918 eine Vielzahl berühmter deutscher Kunstschaffenden, von denen einige in vorliegender Quelle dargestellt sind. Man sieht die Maler Karl Schmidt-Rottluff (2x), Hermann Struck und Magnus Zeller (2x) sowie die Schriftsteller Sammy Gronemann (2x), Arnold Zweig, Richard Dehmel und Alfred Brust.
Dazu kommen die Soldaten Buhl, Dengler, Guschmann, von Wilpert, Stülpnagel, Häfner, Schulz, Bestkam (?), Opelt (?), Rössler, Deutschländer, Kuhl (2x), Mörike, Kunz von Kaufingen sowie einige unleserliche Namen. Und das Frl. Müller.
2. Weihnachten, Kowno 1917. Feier der Presseabteilung und des Buchprüfungsamtes beim Oberbefehlshaber Ost am 29.12.17. Ein Blatt, 4°, beidseitig bedruckt, falzig, Läsuren, lichtrandig. Verso ist die Festfolge aufgeführt, die Feier begann um „8 Uhr Abends“, es wurde gespeist und gesungen. Dazu kommt „Vaterländischer Unterricht“ des Unteroffiziers Gronemann.
Dazu ein gedrucktes Gedicht „Die vierte Kompagnie des 40. Armierungsbataillons“ des „M.F.“ (d.i. der Kölner Buchhändler Max Franke). 8°, 4 Seiten, dat. u. lok. „Weihnachten 1915 in Rußland“, gedruckt in Köln. Falzig, fleckig, Läsuren.
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