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> Deutschland
> APO und linke Protestkultur
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Jahr: |
1968 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
8398 |
E-Mail
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Studentenunruhen in München, gestörte Karfreitagsliturgie 12.4.1968. Brief des Stadtpfarrers Lippold, katholisches Stadtpfarramt St. Ursula, Kaiserplatz 1.
2 Schriftstücke zu Studentenunruhen.
1: Maschinenschriftlicher Durchschlag eines Schreibens des Studenten Rüdiger F. an Stadtpfarrer R. Lipold (ein Blatt, 4°, gelocht), dat. 12.4.1968.
2. Handschriftliches Antwortschreiben des Lippold, dat. 12.4.1968 (ein Blatt, kl.8°, gelocht)
Rüdiger schreibt: „Hochwürdiger Herr Stadtpfarrer, ich komme gerade von der gestörten Karfreitagsliturgie: ich verließ die Kirche, als der Dutschke-Agitator das Mikrofon ergriff .... Mit mir zusammen haben viele andere die Kirche verlassen; vor der Kirche standen zwei weitere Anhänger dieses merkwürdigen Kreises .... und einer von ihnen behauptete, der Zwischenfall sei mit Ihnen abgesprochen gewesen. .... Da ziemlich viele Kirchenbesucher diese Anschuldigung vernommen haben, bitte ich Sie, am Ostersonntag in der Predigt diese Behauptung als böswillige Verleumdung brandzumarken ...“
Lippold antwortet: „Natürlich war nichts abgesprochen. Ich hatte aber eine Ahnung, weil die Polizei verschiedene Pfarrhäuser gewarnt hatte. So konnte ich die Sache abfangen. Schade, daß Sie gleich gegangen sind. Ich habe nach kurzem Wortwechsel die Predigt gehalten. Aus dem Stegreif und aus der Situation heraus. Nach dem Gottesdienst war Diskussion im Saal. Mit freundlichem Gruß, Roland Lippold“.
Die Dokumente zeigen, dass der Pfarrer gelassen mit den linken Studenten umging und dem aufgewühlten nicht-linken Studenten wenig entgegenkam. Was Lippold dann in der Osterpredigt sagte, ist nicht bekannt.
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