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> 1939-1945
> unveroeffentlichte Manuskripte
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Jahr: |
1980er |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
7091 |
E-Mail
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Bad Hersfeld 1944-1945. Private Erinnerungen an Luftkrieg und Kriegsende
Hauser, Kurt: Nordpol Ulrich Vier. Erzählung. Privatdruck, kopiertes Exemplar, 64 gelochte und einseitig bedruckte Blatt, 64 Seiten, etwas berieben und fleckig und falzig, sonst gut.
Die Quelle dürfte in den 1980ern entstanden sein. Es handelt sich um die Erinnerungen eines wohl um 1933 geborenen Kurt Hauser aus Hersfeld. Aus der Sicht eines jungen Jugendlichen, der bei seinen Großeltern lebt, werden hier äusserst spannend und detailreich Ereignisse der Zeit von ca. September 1944 bis Mai 1945 berichtet. Der Titel bezieht sich auf die deutsche „Jägergradnetzkarte“, die das Reich in Planquadrate einteilte – Hersfeld lag eben im Planquadrat Nordpol-Ulrich-Vier (Berlin befand sich z.B. in Gustav Gustav, Leipzig in Ludwig Emil).
Die Erzählung setzt ein mit einem beobachteten Luftkampf und dem Absturz einer Me 109 nahe Hersfeld. Anfang Oktober begann dann die „Tätigkeit der amerikanischen Jagdbomber“ (S.13), in den nächsten Monaten verbrachte der HJ-Angehörige Hauser viele Stunden im ausgebauten Bunker „Felsenkeller“, einem Stollen im Fels, der zuvor einer Gaststätte als Kühlschrank und Eislager und dem Wachpersonal eines Russen-Kriegsgefangenenlagers als Unterstand gedient hatte.
Der Luftangriff auf Bad Hersfeld vom 21.11.1944 und seine Folgen ist auf den Seiten 15 bis 22 genau wiedergegeben. Ab Anfang 1945 machte Hauser „Luftschutzlotsendienst“, d.h. er wies ortsfremden Feuerwehren den Weg zu Einsatzorten.
Ab S. 57 sind Ereignisse der ersten Nachkriegsmonate thematisiert. Köstlich zu lesen ist eine Episode, die den Raub und Wiederverkauf von US-amerikanischen Silver-Tex-Kondomen darstellt.
Der Text stellt eine hervorragende Quelle zur Ortsgeschichte der Stadt dar, Sprache und Erzählgewalt des Autors sind beachtlich!
(c) Ingo Hugger 2020 |
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