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Jahr: |
1993 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
6707 |
E-Mail
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Division Brandenburg! Kommando-Unternehmen gegen Murmanbahn 1942, Fotos und Dokumente 1993
Konvolut von s-w-Abzügen, kopierten alten Dokumenten, handschriftlichen Aufzeichnungen und Briefen aus dem Nachlass eines Mannes, der 1993 einen Artikel über das Kajak-Kommando-Unternehmen der Brandenburger gegen die Murmansk-Bahn 1942 machen wollte. Der Mann war (1993 pensionierter) Bundeswehr-Offizier und hatte Kontakt zu einigen Teilnehmern des Unternehmens. Im Zuge von Besuchen bei den Veteranen fertigte er Repro-Bilder von Aufnahmen aus den Photoalben sowie Gesprächsnotizen an.
Enthalten sind im Konvolut Autographen der Brandenburger-Offiziere Willy Gutweniger und Otto Hettinger. Dazu Briefe mit Unterschrift des Luftaufklärers Konrad Knabe sowie des Ritterkreuzträgers Helmuth Spaeter.
Um den Einsatz waren 1993 widersprüchliche Angaben im Umlauf. Das vorhandene Konvolut scheint alle damals verfügbaren Quellen zum Thema zu enthalten. Es ist kurios zu lesen, wie fehlerhaft die Darstellungen in manchenTexten sind. So ist z.B. der Murmanbahn-Abschnitt im berühmten Brandenburger-Buch des Helmuth Spaeter so fehlerhaft, dass er nur in der 1. Auflage des Buches abgedruckt wurde!
1993 lebte (neben dem Kommandeur Hettinger) von den 3 kommandierenden Leutnants noch einer (Gutweniger), dessen Zeugenaussage hier rudimentär widergegeben ist.
Das Unternehmen wurde durchgeführt von der „Kompanie Trommsdorf“, die am 2.8.12942 umbenannt wurde in „15. Kompanie Lehrregiment Brandenburg z.b.V. 800“. Leitender Offizier war der Oberstleutnant Hettinger.
Am 18.8. startete der Raid, 3 Trupps à je ca. 15 Mann setzen sich von Kairala aus in Faltbooten mit Aussenbordmotor in Bewegung gen Osten. Jeweils 2 Boote waren miteinander vertäut. 2/3 der Soldaten waren Deutsche, der Rest Russen und Finnen. Die Bewaffnung bestand aus Maschinenpistolen (deutschen, russischen und finnischen) sowie MGS. Die Soldaten trugen russische Uniformen, Gummistiefel, Tarnjacken, Dolche, jedoch keine Koppeln, Patronengurte und Dienstgradabzeichen. Die Führer der 3 Trupps waren die Leutnants Sölder und Gutweniger sowie der Finne Sundquist.
Nach ca. 160 km Fahrt durch feindliches Terrain gelangte man an die Murmanbahn. Am ca. 14.8. wurden 14 Sprengladungen gelegt und 2 Züge in die Luft gesprengt. Jedoch behoben die Russen die Schaden in großer Geschwindigkeit - der militärische Erfolg des Unternehmens war marginal. Am 29.8. erreichten die Brandenburger dann die finnischen Linien östlich des Sees Seyeminki. Ein Mann war gefallen, der deutsche Funker des vom Finnen befehligten Trupps. Da ein Bestatten unmöglich war, versteckte man in „nackt ausgezogen zwischen 2 großen Steinblöcken“, wie Gutweniger schreibt.
Das Konvolut enthält:
- Aktenordner mit Kopien, Texten, Gesprächsmitschriften, Briefen der Veteranen etc.
- handschriftliche Übersetzung des finnischen Buches „Kanoottisissit“ von Pentti Tikkanen.
- ca. 70 s-w-Repro-Abzüge zumeist 10x15cm.
- etliche Photoalbumseiten in Kopie.
Aktenordner mit ca. 200 DIN A 4 Blättern (Blätter teils mit Anstreichungen, teils gelocht eingeheftet, teils in Kunststoffhüllen gefaltet ungelocht):
- Text „Im Faltboot gegen die Murmanbahn“ aus „Soldat im Volk“ 1-2007 /
- Kopierter Text, (6 einseitig bedr. Blatt, 4°) „Einsatz der Kompanie Trommsdorf (zbV 800) an der Murmanskbahn“ (verfasst wohl in den späten 1940ern von kriegsgefangenen deutschen Offizieren für die US-Army; Autor Guette nutzte den Text wohl als Hauptquelle für einen in „Truppenpraxis“ 1-1960 erschienenen Artikel zum Thema - der Text ist voller Fehler) /
- ca. 80 Blatt Kopien, hergestellt im Bundesarchiv-Kriegsarchiv: Auszüge aus Kriegstagebuch des Gebirgs-AOK 20 mit vielen Tagesmeldungen (ca. 40 Blatt), OKW-Text zur Gründung der Brandenburger dat. 26.6.1942, zu Aufgaben der B. dat. 1.4.1943 (zus. ca. 15 Blatt), Meldungen Luftflotte 5 (ca. 15 Blatt), „V.O.-Bericht „über die Störunternehmen gegen die Murmanbahn im August 1942“ von Hauptmann Benesch von den Brandenburgern (9 Blatt), aufklappbare Blatt (4x) /
- kopierte moderne Landkarten /
- Kopien aus Kriegstagebuch der Wehrmacht /
- Kopien aus dem Spaeter-Buch „Die Brandenburger“ /
- Blatt zu „Seitenbordmotor König“ /
- Adressliste ehemaliger Brandenburger 1.2.1982 /
- Notizen aus Interview mit Mundigl am 7.6.1993 /
- Kopie des Inf.-Sturmabzeichen-Besitzzeugnis des Mundigl /
- kopierte Texte „Der große Kanu-Spähtrupp“ und „Zum großen Kanu-Spähtrupp an der Murmanbahn“ aus „Der Freiwillige“ 6-1987 und 7-8-1988 (1987 ist der Text des teilnehmenden Finnen und SS-Wiking-Angehörigen Esko Annala, 1988 des deutschen Luftaufklärers und Teilnehmers Konrad Knabe (1988 enthält überwiegend Zitate aus dem Buch „Das Auge Dietls“ des K.)) /
- Notizen aus Interview mit Gutweniger vom 1.6.1993 /
- Kopien der Schreiben des Protagonisten an Gutweniger, Walkner, Afheldt, Hettinger, Guette u.a. /
- Gesprächsnotiz mit unbekanntem Teilnehmer (wohl Mundigl) /
- 2 handschr. Briefe des Sohnes des Hellmut Jebens (3.6.1993, 27.2.1993) /
- Durchschläge von Schreiben an das Militärarchiv von 1993 /
- Schreiben des Ritterkreuzträgers und Autors Helmuth Spaeter („Die Brandenburger“) an den Protagonisten, dat. 27.2.1993 /
- Brief des Autors Adolf Guette mit Angaben zu dem irrigen von ihm veröffentlichten Text in „Truppenpraxis“ 1-1960 zum Unternehmen /
- Schreiben von Ullstein-Bilderdienst und Verlag Offene Worte /
- Schreiben des finnischen Kriegsarchivs bzgl. des Buches „Kanoottisissit“ von Pentti Tikannen (1993) /
- Kopie eines Schreibens des Kindler-Verlages von 1959 an den Gutweniger zu einem Brandenburger-Leserbrief mit Bitte um Bilder /
- Kopien von Seiten aus „Revue“ zum Murmansk-Unternehmen (6 Blatt), hier war 1959 mindestens ein Bild von Gutweniger abgedruckt (gezeigt ist Mundigl).
Im Ordner enthaltene Autographen:
- 2 handunterzeichnete maschschr. Briefe des Gutweniger, dat. 25.2.1993 u. 7.1.1993 (dieser mit Anlage mit genauen Angaben zum Unternehmen) /
- 2 handunterz. maschinenschriftliche Briefe des Spaeter (der bei der Division Großdeutschland kämpfte, 1993) /
- handunterz. maschschr. Brief des Konrad Knabe (1993) mit Angaben zur „Fernaufklärungs-Kette Lappland“, die ihm unterstanden war /
- handschr. Brief des Otto Hettinger (1992) aus Argentinien (in dem H. schreibt, dass er sich nicht mehr mit dem Kriege beschäftigen mag).
Übersetzung des 1974 erschienen finnischen Buches „Kanoottisissit“ von Pentti Tikkanen (ca. 200 einseitig von Hand (!) beschriebene Blatt, SS. 1-4 fehlen, wohl nicht geöffnet, beiliegend Vertrag zur Übersetzung). Dazu eine von privat erstellte, in Leinen gebundene Kopie des 1974 erschienenen finnischen Buches.
Photos. Der Offizier hatte bei diversen Besuchen Möglichkeit, Bilder von Teilnehmern abzuphotographieren. So liegen vor ca. 65 s-w-Abzüge im Format ca. 10x14cm von Bildern der Herrn Gutweniger (28), Mundigl (19), Jebens (14) und Walkner (7). Leutnant Willy Gutweniger war Kommandeur einer der 3 Trupps, Sepp Walkner sein Stellvertreter, Unteroffizier Ludwig Mundigl gehörte ebenso zu seiner Einheit. Die Bilder des Hellmut Jebens stellte dessen Sohn nach dem Tode des Vaters zur Verfügung: Wahrscheinlich sind dort nur Szenen der vorangegangenen Übungen festgehalten; wo und ob Jebens bei dem Einsatz eingesetzt war, ist unklar. Dazu 4 Portrait-Bilder der Zeitzeugen 1993.
Kopierter Teil des Photoalbums des Gutweniger (Teile des Albums (je ca. 10 Blatt) wurden 2 mal kopiert, einmal mit stärkerem, einmal mit schwächerem Kontrast). Ca. 100 Bilder des Finnland-Einsatzes des Gutweniger sind hier dokumentiert. Die Murmansk-Bilder sind glücklicherweise maschschr. betitelt. Einige Titel: Sepp Walkner, „die Waldläufer Vuolle und Kouskou“, „Finnische Sisis“, „Im Schlepp über den Pijärvi nach Sascheijek“, „abgesoffenes Sturmboot N. 2“, „Stützpunkt I Kundosero“, „Kistenschlepper N.9 von Station I zu II“, „Boote auf Station IV“, “Schleppzug nach Kukas 2“, „mit Ltn. Sölder in Kukas 2“, „Obj Mundigl“, „Stützpunkt IV Kotosero West“, „In der Mironova-Bucht“, „S.M.G. Sicherung Stützpunkt IV“, „Am Poperetschnoiesee“.
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