Vivarium
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> Heimatfront 1939-1945
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Jahr: |
1941-1945 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
6321 |
E-Mail
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Mappe mit Briefen und Fotos 1941-1945. Niebüll, Heimatfront, Afrikakorps
Aktenordner, gefüllt mit ca. 40 ein- und mehrseitigen Briefen sowie 2 kartonstarken Blatt mit zusammen 10 montierten s-w-Abzügen à 6x9cm. Briefe falzig, berieben, großteils gelocht, ca. 10x lose, sonst guter Zustand. Die Briefe sind chronologisch geordnet. Das Konvolut wurde um 2010 bei ebay ersteigert.
Die Bilder zeigen Kinder und Eltern sowie eine Verlobungsgesellschaft 1941 in Niebüll im Garten des Hauses Lenschstrasse 28 und die Dorfkirche von Deerbüll.
Das Konvolut erzählt von einer tragischen Geschichte, nämlich der kurzen Ehe zwischen Albert und Gabriele Todt. Beide verlobten sich im Juni 1941 und heirateten im Juli des Jahres. Sie waren nur 3 Monate verheiratet und sahen sich nur wenige Tage, denn im Oktober 1941 fiel der bereits 1940 eingezogene Albert während des Fluges von Sizilien nach Tripolis. Die schwangere Gabriele erhielt am ersten Weihnachtstag die traurige Nachricht.
Die Briefe erzählen von Soldatendasein an der Heimatfront, von der blitzartigen Anbahnung einer Ehe, vom tragischen Todes des Soldaten – und zumeist vom beschwerlichen Leben einer alleinerziehenden Mutter im Deutschland der Zweiten Weltkrieges!
Es schreiben: Der aus Niebüll stammende Albert Todt an Eltern und die Schwester Anna und den Bruder Hans (anfangs aus Berlin-Lankwitz, ab Juni 1941 aus Frankfurt, im September 1941 aus Eberswalde), die Gabriele der Anna und Alberts Eltern (aus Berlin, Krakau, ab 1944 aus Niebüll), 1x der Paul Petschmann (Vater der Gabriele) an Max und Anna (Eltern des Albert), 1x die Eltern an den Albert (am 27.11.1941, als Albert schon tot ist!).
Adressatin ist zumeist Anna, die Schwester des Albert.
Albert schreibt zumeist von Ausbildung und Soldatendienst an der Heimatfront. Gabriele berichtet von der am 17.7.1941 erfogten Heirat und deren Vorgeschichte, von Alberts Tod und dann dem schweren Überleben im Kriege.
Bemerkenswert ist ein Weihnachtsbrief, den Gabriele im Dezember 1941 vom RAD bei Dithmarschen an den Albert schrieb und der mit Umschlag erhalten ist. Auf dem Umschlag in roter Farbe der Vermerk „Unzustellbar, an Absender zurück“.
Die näheren Umstände von Alberts Tod werden in 2 im Januar 1942 verfassten Briefen von Gabriele erläutert. So heisst es: „Das Oberkommando der Wehrmacht schrieb uns, dass Albert seit dem 19.10.41 vermisst ist. Er befand sich mit mehreren Kameraden in einem Flugzeug auf der Fahrt von Sizilien nach Tripolis. Das Flugzeug ist an seinem Bestimmungsort nicht eingetroffen.“ Am 27.1. berichtet Gabriele, was ihr ein Hauptmann, der den Zugtransport begleitet hatte, erzählt hatte: „Auf Sizilien wurden sie gleich nach ihrer Ankunft, an zwei Vormittagen, in sehr schöne italienische Transport-Flugzeuge verladen …. Ein Kamerad schrieb ihm [dem Hauptmann] dann noch einen netten Brief von drüben [aus Afrika], worin er auch auf das vermisste Flugzeug zu sprechen kam. Sie sind von Italien abgeflogen nach Tunis und dann immer an der afrikanischen Küste entlang, sehr tief über dem Wasser gegen Fliegersicht und mit entsprechendem italienischem Jagdschutz. Das Flugzeug hätte dann auf einmal gefunkt „wir werden angegriffen“, doch dann nichts mehr. … Sehr traurig ist, daß leider nicht genug Rettungsgerät in dem Flugzeug vorhanden ist. Die Leute sind nur mit ihrem Gepäck ohne Schwimmwesten und Schlauchboote verladen worden …"
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