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> unveroeffentlichte Manuskripte
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Jahr: |
1978 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
6214 |
E-Mail
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Ardennenoffensive 1944, Kampfgruppe Von der Heydte. Unternehmen Stößer. Manuskript Heydte
Konvolut von bundeswehrinternen kopierten Texten zur Ardennenoffensive aus dem Nachlaß eines passionierten Militärhistorikers und Kriegsteilnehmers.
1: von der Heydte, Friedrich: MS B-823. Kampfgruppe von der Heydte 25. Okt.-22. Dez. 1944. Erstellte im Auftrag von Historical Division Headquarters, US Army / Bundeswehrinterne Rohübersetzung aus dem Englischen, erstellt 1978 (4°, 36 einseitig bedruckte Blatt, Anstreichungen). Der Titel ist irreführend, denn behandelt sind Kämpfe vom 8.12. zum 25.12.1944. SS. 9-14 bringen grundlegende Gedanken zu deutschen Luftlandeoperationen und zur Duchführung derselben, die restlichen Seiten haben Vorgeschichte und Geschichte des Unternehmens Stößer zum Thema. Diese letzte deutsche Luftlandeoperation des Krieges scheiterte indes kläglich, von der Heydte genügen 5 Seiten, um den Verlauf der Aktion zu schildern.
Der Text ist voller interessanter kritischer Informationen, die den sonst meist von verherrlichendem Duktus getragenen deutschen Publikationen zum Thema abgehen.
So heisst es (SS.14-15): „Im Dezember 1944 war der Ausbildungsstand der Fallschirmtruppen dem mittlerweile erreichten Grad der technischen Entwicklung nicht mehr angemessen. ... Nicht ein einziges der etwas 100 Fallschirmjäger-Bataillone ... hatte bis dahin die Mehrzahl seiner Soldaten im Sprungdienst ausgebildet. Im Dezember 1944 schätzte General Student, daß Deutschland zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als 3000 Fallschirmjäger hatte, die voll ausgebildet und einsatzbereit waren. ... Von den 3000 „erfahrenen Springern“ war etwa ein Drittel mehrere Jahre lang nicht gesprungen – in den meisten Fällen schon nicht mehr seit der Landung auf Kreta ... Es gab sogar einige Männer in meiner Kampfgruppe im Dezember 1944, die seit der vier Jahre zurückliegenden Invasion Hollands nicht mehr gesprungen waren. ...“
S. 17: „Nachdem er sich [am 11.12.] meinen Bericht angehört hatte, fragte mich Feldmarschall Model, ob ich dem Fallschirmjäger-Einsatz eine zehnprozentige Erfolgschance gäbe. Als ich dies bestätigte, sagte er, daß die ganze Offensive nicht mehr als 10% Erfolgschancen hätte. ...“
S. 19: „ Spät am Morgen [des 11.12.] meldete ich mich dann bei Sepp Dietrich, der auf mich den Eindruck eines alten, ständig dem Alkohol zusprechenden Unteroffiziers machte. ..“
S. 26: „Da die Fallschirme erst vor kurzem hergestellt worden waren und man stets mit der Möglichkeit der Sabotage durch Fremdarbeiter rechnen mußte, konnte die Tatsache, daß die Zeit zum Neupacken der Fallschirme fehlte, keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden. Ich selbst sprang mit einem neuen Baumuster, dem sogenannten Dreieckfallschirm, der aus einem russischen Modell entwickelt worden war und nicht pendeln sollte. Ich sprang mit diesem Fallschirm ohne Unfall, obwohl ein starker Sturm herrschte und ich einen gebrochenen und geschienten linken Unterarm hatte und mein rechter Oberarm ebenfalls nicht intakt war. Ich glaube, daß – von Versuchssprüngen abgesehen – dies das erste und einzige Mal war, bei dem ein Dreieck-Fallschirm im Fronteinsatz verwendet wurde. ...“
2: Bundeswehrinterne Textsammlung zur Ardennenoffensive, enthalten sind 3 längere Texte, sowie „12 Lageausschnitte der Ardennenoffensive (mit Berwertung und Folgerungen)“ sowie zahlreichen Kartenskizzen. Die Texte dürften um 1985 entstanden sein. Ca. 200 einseitig bedruckte Blatt, dazu Karten (teils auf Folien , teils auf Papier). Gelocht, sonst guter Zustand. Die Texte zeichnen sich durch große Offenheit aus, die Heldenhaftigkeit der Truppe wird nicht betont.
3: 4 Landkarten, teils mit Einzeichnungen des Historikers (um 1985, fleckig, berieben; hervorzuheben ist eine Karte großen Ausmaßes, die manuell zusammengeklebt wurde).
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