cassiodor: PK 1877. Barsortiment Volckmar, Leipzig. Trübner, London

PK 1877. Barsortiment Volckmar, Leipzig. Trübner, London

Text-Postkarte à ca. 9x12cm mit eingedrucktem Postwertzeichen und Poststempel. Etwas berieben und fleckig, sonst gut. Verso mit Volckmar-Bearbeitungsvermerk. Englischer Stempel recte (4. Sept. 1877), deutscher verso („1. Ausgabe 6 9“).

Es bestellt „Trübner & Co., American, European & Oriental Literary Agency“ in London beim Barsortiment „per f.A.Brockhaus“ diverse Titel, daruner ein Übungsbuch Latein.

Das Dokument archivierte wohl um 1920 ein an Philatelie interessierter Mitarbeiter des Barsortiments Volckmar aus Leipzig. Quellen dieser Art sind, trotz ihres damaligen massenhaften Aufkommens, heute äusserst selten.

Kurz zur Geschichte des Barsortiments (das heute unter dem Namen Koch, Neff & Volckmar, kurz KNV, wohl der wichtigste Partner der deutschen Sortimentsbuchhandlungen ist):

Das Unternehmen wurde 1829 in Leipzig als „Schaarschmidt & Volckmar“ gegründet. Um 1847 datieren die Anfänge des Barsortiments. Eine ausgezeichnete Geschäftsgrundlage hatten das Barsortiment seit der Erfindung der maschinellen Buchbinderei um 1850: So konnten Titel nun sowohl ungebunden (Interimsbroschur) als auch gebunden angeboten werden.
Zwei Umstände erklären die Vielzahl der erhaltenen Bestellzettel an verschiedene Leipziger Unternehmen sowie zur Weiterleitung an Verlage: Einmal betrieb Volckmar neben dem Barsortiment noch eine Bestellanstalt; hier wurden Bestellungen der Sortimenter gebündelt und denn in größeren Stückzahlen bei den Verlagen geordert. Zum Anderen kaufte Volckmar im Lauf der Jahre eine Anzahl von buchhändlerischen Betrieben (Kommissionären, Buchbindereien, Verlagen) auf, was den Sortimentern mitunter entgangen war.

Ein gedruckter Lagerkatalog existierte erstmals 1858, aufgeführt waren 167 Titel. Der Begriff „Baarsortiment“ war im selben Jahr aufgekommen. Gemeint war, daß Volckmar die Bücher zu den Preisen an die Sortimenter verkaufte, die Letztere bei einer Sofortzahlung (Barzahlung) aufbringen müssten.
Der erste Publikumskatalog erschien 1862, bald brachten sie es auf Auflagen bis 700.000 Stück. Der erste Katalog mit nennenswerter Titelanzahl (3000) erschien 1880. Ab 1864 waren Schulbücher mit aufgenommen worden, ab 1867 wissenschaftliche Werke, ab 1869 Musikalien und Noten, ab 1873 englisch- und französischsprachige Literatur. 1899 verzeichnete der Katalog bereits 18.000 Artikel, 1916/17 waren es bereits 85.000 Titel (erstaunlicherweise wurde diese Titelanzahl erst um 1980 wieder erreicht).
Das Barsortiment F.A. Koehler wurde 1888 in Leipzig gegründet und fusionierte nach hartem Konkurrenzkampf erst 1918 mit Volckmar.

Kataloge des 19. Jahrhunderts sind selten und wurden bei Volckmar wohl nicht komplett archiviert. So heisst es in der KNV-Festschrift von 2009: „Kataloge aus dem 19. Jahrhundert kaufen wir gerne an“ (Bd. 2, S.11).

(Quelle: Voerster, Jürgen: Geschichte der Firmen Koehler & Volckmar, Koch, Neff & Volckmar, Koch, Neff & Oetinger Verlagsaulieferung und der Gründungsfirma F. Volckmar von 1829 bis 2009. Band I und II. Selbstverlag, Stuttgart 2009).

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