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wrangel1870.jpg

Jahr: 1903
Bemerkung:
ArtikelNr. 5682

 

E-Mail

Handschriftlicher Brief und Briefkopie der Adda von Liliencron 1903. In: „General der Infanterie Freiherr Karl von Wrangel“.


Handschriftlicher 4seitiger Brief und auf der Rückseite einer Bildtafel im Buch montierter ein von Adda geschriebener Auszug aus den Aufzeichnungen des Generals von Wrangel. Thema sind Ereignisse, die das 11. Grenadier-Regiment und die Schlacht von Gravelotte am 16.8.1870 betreffen.

Liliencron, Adda von: General der Infanterie Freiherr Karl von Wrangel, ein Lebensbild nach seinem eigenen Aufzeichnungen. Mit 2 Porträts. Perthes Vlg., Gotha 1903. 8°, broschiert, 195 Seiten, eine s-w-Tafel. Eine Bildtafel (von ehedem 2) fehlt, Vorderdeckel fast lose, beide Deckel fleckig und falzig und mit Randläsuren, einige Lagen lose, Rücken mit Läsuren, Besitzervermerk, Einband vorne mit handschr. Namen „Schlözer“, sonst gut.
Das Exemplar wurde 1903 von Adda an einen Angehörigen der Familie von Schlözer gegeben. Jener Schlözer ist nicht identisch mit dem berühmten Historiker Kurd von Schlözer, der 1894 in Berlin verstarb. Es dürfte sich um einen Sohn seines Bruders Nestor von Schlözer (1808-1899) handeln, sei es Karl (1854–1916, Diplomat und Schriftsteller) oder Leopold (1859–1946, Major und Schriftsteller).

Adda von Liliencron (1844-1913) war die Tochter des Karl von Wrangel und eine erfolgreiche Schriftstellerin der Epoche. 1907 gründete sie den Frauenbund der deutschen Kolonialgesellschaft, eine Untergliederung der 1887 gebildeten Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG). Dazu war sie die erste Vorsitzende des Frauenbundes. Als Tochter des Generals und Gattin eines Leutnants der Garde-Ulanen hatte sie Zeit ihres Lebens ein großes Interesse an Militärgeschichte. Seit den 1870er-Jahren war sie Herrin von Gut Sproitz in Schlesien. Nach dem Tode ihres Mannes zog sie um 1902 nach Schwerin, da sie in der Nähe ihrer Tochter Adda leben wollte, welche dort mit einem Offizier verheiratet war.

Im beiliegenden Brief (8°, 4 Seiten, minim fleckig, Eselsohr, sonst gut) schreibt Adda am 22.10.1903 aus Schwerin an den Schlözer. Thema ist ein Treffen der ehemaligen Angehörigen des Infanterie-Regiments 85 in Altona, dazu geht es um spezielle Informationen, die S. von Adda erhalten möchte.
Adda schreibt: „.... Alles auf das 11. [??] Regiment bezügliche in der Sonderheit auf Ihren Herrn Schwager habe ich vom 16. + 17. August aus dem Tagebuche abgeschrieben und sende es Ihnen. Vielleicht ist es Ihnen auch von Interesse zu hören, daß ich vergangenen Sonntage verschiedene der alten Krieger gesprochen habe, die unter ihrem Schwager das Gefecht mitgemacht hatten. Die alten Kampfgenossen meines Vaters haben die Liebe zu ihrem Trommler und Divisionär in gewissem Maße auf dessen Tochter übertragen, seitdem ich mit ihnen auf dem Flensburger Denkmalsfest zusammen war und .. [unles.] der Einladung der ehemaligen 85er folgte zum Feste ihrer Fahnenweihe in Altona. ... Da hatte ich Gelegenheit mit den einzelnen [Offizieren IH] zu sprechen ... und habe gerade mit den 11er wiederholt über dieses Gefecht und ihre Verluste gesprochen. ... “

Der Tagebuchauszug (8°, 3 beschriebene Seiten) behandelt Ereignisse der Schlacht von Gravelotte, genauer die hohen Verluste des Regiments 11 während des Gefechtes von Rezonville am 16. –17. August 1870. Zur Sprache kommen Querelen zwischen den Generälen von Manstein und Wrangel wegen eines eigenmächtigen Befehls des Wrangel. Die zitierten Sätze finden sich nicht in dem Buche!

Wrangel erhielt 1867 als Generalmajor das Kommando über die 18. preussische Division, seinen Sitz hatte er in Flensburg. 1869 wurde er Generalleutnant.

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