Vivarium
> Fotografie - Photographie
> Erotik
|
Jahr: |
um 1939 |
Bemerkung: |
|
ArtikelNr. |
5388 |
E-Mail
|
Leiter, KH: Film anno Tobak. Verlagsanstalt Moldavia Othmar Reitterer & Co., Budweisa o.J. (um 1940). 8°, fester Kartoneinband, s-w-Abb., 255 Seiten. Berieben und etwas fleckig, kleine Läsuren in oberster Kartonschicht am Rücken, schiefgelegen, ExLibris, sonst gut.
Berichtet werden Episoden von 1906 bis 1929, der antisemitische Ton macht jedoch ein Druckdatum um 1939 wahrscheinlich.
Spannende Details zur Geschichte des Pornofilms liefert vorliegende Quelle im Kapitel „Der Pornograph“. Autor und Regisseur Leiter zitiert den österreichischen Regisseur ungarischer Abstammung Gustav Ucicky. Dieser habe 1927 einen Brief aus einem lateinamerikanischen Land erhalten, in dem sich ein ausgewanderter Österreicher über pornographische Filmabschnitte beschwert. Ucicky ist entrüstet, da die Sexszenen unmöglich von ihm kamen. Alle Versuche, mit dem Schreiber in Kontakt zu kommen, scheitern anfangs, bald jedoch kommt die Wahrehit ans Licht. Ucicky berichtet: „Eines Tages tauchte in Wien bei der ‚Sascha’ ein kleiner Filmhändler auf und kaufte für ein Butterbrot die südamerikanische Lizenz von „Kaffee Elektrik“. Der Vertrieb war zu Tode froh, ein Geschäft zu machen. ... Drum wurde dem Herren Cohen gerne eine Klausel im Vertrag zugestanden, die ihn berechtigte, den Film der Sitte des Landes entsprechend umzuschneiden und zu bearbeiten. ...... In einem elenden Studio baute er eine Ecke der Filmdekoration nach, verschaffte sich ähnliche Möbel, ähnliche Kleider und ähnliche Schauspieler. Mit diesen Doubles drehte er die Schamlosigkeit ... in einem Tag herunter. Selbstverständlich vermied er es, die Darsteller von vorne zu zeigen.“
Später erzählt Ucicky: „In den Kinos von Südamerika wurden pornographische Filme ganz öffentlich als Beiprogramm vorgeführt. Das Publikum nahm diese schlüpfrigen Dinger mit derselben edlen Selbstverständlichkeit auf, als handelte es sich da um eine Wochenschau. ... Wenn ich Euch sage! Ich habe selbst solche Vorführungen vor ein paar Jahren noch in Spanien gesehen.“
(c) Ingo Hugger 2020 |
livre@cassiodor.com