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> 1914-1918
> Feldpost
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Jahr: |
1915-1917 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
5365 |
E-Mail
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Preußische Garde. Kriegsgefangenen-Feldpost 1915-1917. Montauban, Fort de Sennecey
Konvolut von Feldpostschreiben, die ein Fritz Müller aus Neuruppin aus der französischen Kriegsgefangenschaft in die Heimat verschickte. Gesamt 7 Schreiben (5 Briefe, 2 Postkarten), teils mehrseitig. Berieben und fleckig, mit handschriftlichen Nummern, sonst gut. Erhalten ist nicht nur ein kleiner Teil des Schriftwechsels.
Dazu ein originaler unbenutzter Adressaufnäher eines Gefangenen-Feldpostpäckchens (15x17cm, Falzen, handschr. Zahl, einseitig bedruckt).
Beiliegend Briefe eines Verwandten des Fritz. 1964 versuchte der Verwandte, die Briefe (mit einem Schreiben des Fritz von 1946 und einem von 1951) zusammen mit einigen Fotos an eine Schwester nach Hamburg zu schicken, jedoch kam die Sendung ungeöffnet zurück (Vermerk auf weiterem Zettel). Die Bilder wurden entnommen, das Briefkonvolut blieb erhalten.
Fritz Müller geriet im Dezember 1914 mit schwerer Beinverletzung in französische Gefangenschaft. Er hatte zuvor beim preussischen 1. oder 2. Garde-Feld-Artillerie Regiment gedient. 1915 war er im südfranzösischen Montauban untergebracht, im April 1917 schreibt er aus dem Fort-de-Sennecey bei Dijon.
Hervorzuheben ist ein Brief mit Zensurstrichen, die Hälfte einer Seite unleserlich machen. Dazu natürlich der originale Feldpostpacket-Aufnäher.
Brief 1 stammt von Johannes Fuchs, einem Kameraden des Fritz. Er schreibt am 23.7.1915 aus Karlsruhe nach Neuruppin, nachdem er wohl als Kriegsversehrter ausgetauscht wurde: „Der Bitte Ihres lieben Sohnes Fritz, dessen Leidensgefährte ich während meiner ganzen Gefangenschaft gewesen bin, Ihnen einige Skizzen aus unserem Gefangenenleben mitzuteilen, komme ich hiermit gerne nach. Wie Sie selbst aus Mitteilungen ersehen, ist der größte Übelstand das liebe Essen. Wir in Montauban – ich kam am 12. Jan. 1915 dort hin aus demselben Hospital, wo Ihr Sohn Heilung gesucht – erhalten jetzt wiwinal [?] Pferdefleisch. ...“ Der Soldat schildert im Folgenden in 5 Seiten Länge die Verpflegung im Lager. Dann heisst es: „Die Verpflegung von Seiten der Franzosen ist nicht so streng wie in anderen Lagern, wie ich jetzt von den verschiedenen Kameraden hören konnte. Von den 1500 Kameraden sind jetzt nur noch 400 da....“
Die folgenden Schreiben (4.7.1915, 18.7.1915, 1.11.1915, 7.11.1915, 5.12.1915, 8.4.1917) behandeln primär Nahrungsmittel, verschickte Postsendungen und das Befinden der Familienangehörigen. Von der Gefangenschaft erzählt Fritz nicht mehr.
Die Stücke fanden sich in dem Photo- und Dokumentennachlaß einer Familie aus Neuruppin, der um 2006 bei Ebay ersteigert wurde. Kriegsgefangener Fritz Müller war der Sohn des Gastwirts Wilhelm Müller aus Neuruppin, welcher das 1892 gegründete „Gasthaus zur Prignitz“ (später Schäfer-Müller) betrieb.
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