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Jahr: 1939-1940
Bemerkung:
ArtikelNr. 5034

 

E-Mail

Feldpost Major Völker, Bataillonskommandeur 1939, Kampfschule Okrain bei Krakau 1939-1940.

Konvolut von Feldpostschreiben aus einem Nachlass. Die Stücke sandte der aus Hamburg stammende Major Hansheinrich Völker an eine junge Frau aus München. Gesamt 17 Feldpostbriefe (1x mit Umschlag, ca. 4x als ausklappbarer Feldpostbrief) dazu eine Postkarte und 2 Photos à 6x9cm. Feldpostnummer 1940: 26637 A.

Major Völker hatte die 17 Jahre jüngere Gudrun im August 1939 in Hamburg kennen gelernt und dort ausgiebig mit ihr geflirtet. In den Briefen der Folgezeit macht er sich (vergeblich) lebhafte Hoffungen, daß die Beziehung sich ausweiten könnte. Als sich Gudrun verlobt, bricht der Briefwechsel ab.

Völker hatte bereits im Ersten Weltkrieg gekämpft und war in das 100.000-Mann-Heer der Reichswehr übernommen worden. Wohl als frühes NSDAP-Parteimitglied hatte er in den 1930ern am 8. November regelmäßig an den Bürgerbräukeller-Treffen teilgenommen. Im Polenfeldzug dient er als Bataillonskommandeur, nachdem der eigentliche Befehlshaber am 5.9. gefallen war. Anschließend ist er auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf eingesetzt, wahrscheinlich bei der Panzerausbildung. Im Dezember 1939 wird er zur Führerreserve O.K.H. versetzt und bildet in einem Schloß Okrain (Okocim? Okairm? Okarin?) bei Krakau Kompanie- und Bataillonsführer, später Stabsoffiziere aus. Am Westfeldzug nimmt er ncht teil.

1939: 7 Schreiben, September bis Dezember (Lokalisierungen: Kroschen b. Rastenburg, Hamburg, Gut Marienfelde bei Schneidemühl, Hamburg Wandsbek, Ohrdruf, O.U., Krakau).
1940: 11 Schreiben (Berlin, Schloß Okrain, Rielse, Flensburg, O.U.).

Photo 1 zeigt ein Studioportrait des Majors, Photo 2 ein Gruppenbild (Offiziere und Zivilisten am Bahnhof, verso steht „30.10.39, 15.41 Uhr, Zweiter u. endgültiger ? Abschied von Hamburg Wandsbek / Mein früherer Leutnant jetzt Ersatz Regiment / Zwei neue Leutnante / mein früherer Kommandeur, sein Sohn.“

Zitate:
27.10.1939: „... Am Sonntag geht die Reise wieder los. Das Rgt. zerplatzt u. die Bataillone gehen einzeln zu den Panzer Divisionen. Ich gehe auf den TR.Üb.Platz Ohrdruf bei Gotha ...“
15.11.1939: „... Am 8.11. abends waren meine Gedanken beim Führer u. meinen Kameraden im Bürgerbräu. Einige von uns scheinen ja doch dort gewesen zu sein. ... Und am 9.11. mußte ich sehr an Sie denken, was Sie wohl zu dem ruchlosen Attentat gesagt haben. Man soll es gar nicht glauben, wozu die Bande drüben fähig ist. Es wird doch Zeit, daß sie mal tüchtig verprügelt werden, damit ihnen solche Sachen endgültig ausgetrieben werden. Den gleichen Glauben wie Sie habe ich auch aus der Angelegenheit gezogen. Wir werden doch siegen! ...“
9.12.1939: „... Hier [in Krakau] habe ich eine sehr arbeitsreiche aber interessante Tätigkeit, indem ich Btls. und Komp. Führer ausbilde und die Maschinengewehr-Kompanien in ihrer Schulung und Ausbildung zu überwachen habe. Mein Abschnitt umfasst halb Polen. Ich werde also hier viel auf Achse sein. ...“
9.2.1940: „... denn viel wird es jetzt mit meiner Schreiberei nicht, weil ich gleich nach dem Essen nach Krakau fahren muß, um Vortrag beim Oberbefehlshaber zu halten. Ich bleibe dann gleich über Sonntag dort und am Montag beginnt dann hier wieder die verschärfte Arbeit mit dem nunmehr schon dritten Offizierskursus. ...“
18.6.1940: „... Ich hatte teils keine Lust und teils keine Zeit zum Schreiben. Lust deswegen nicht, weil ich den Bauch voll Zorn hatte, wütend u. traurig war und mich schämte, daß ich im Westen nicht dabei war. Wie soll ich mich bloß ohne E.K.I in der Heimat vorzeigen lassen dürfen. Und schließlich Zeit deswegen nicht, weil ich seit 3 Wochen Kommandeur der Schule geworden bin (Trost für den ausgefallenen Westen) u. sehr viel Arbeit damit habe, weil ich es nebebei machen muß. ... Ja, was hat sich alles ereignet in den letzten Wochen. Vom Polenkrieg darf ich garnicht mehr reden. Für England werde ich wohl auch nicht mehr rechtzeitig kommen.
29.12.1940: „... Ich bin seit Mitte Dez. in einer Vorstadt von Paris! Mir geht es hier gut. .. Habe am 1. Festtag ein Stück Bahnlinie gesichert für den Sonderzug des Führers. ...“

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