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> Feldpost
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Jahr: |
1942-1943 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
4992 |
E-Mail
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Feldpost 1942-1943, Leutnant und Kompanieführer Hans Biener, Ostfront, Lazarett. ID 167. Unternehmen Zitadelle
11 Feldpostbriefe (teils aufklappbar, teils in Umschlägen) und 2 Postkarten, gelaufen vom 24.7.1942 zum 4.10.1943. Dazu ein Brief vom 29.5. wohl 1944 [ohne Jahresangabe] ohne Umschlag. Berieben sonst guter Zustand. Feldpostnummer 18695 D.
Es schreibt Unteroffizier (später Leutnant) Hans Biener von der 167. Infanteriedivision an einen in Bayern als Ausbilder tätigen Unteroffizier (und ca. 3x an dessen Freundin). Anfangs ist der Mann in Wiener Neustadt stationiert (in der Inspektionsschule für Offiziersanwärter), dann kämpft er im Osten, dann ist er auf einem Lehrgang in Wiener Neustadt, dann wieder im Osten, dann in einem Lazarett in Quedlinburg; am Ende schreibt er aus Berlin.
7.5.1942: „Alles ist anders, als im letzten Rußlandeinsatz. Es ist ein großer Unterschied, ob man Führer oder Mann ist. Nur gut, daß man dauernd soviel Arbeit hat, daß man anderen Gedanken nicht nachhängen kann. ... An Ostern wurde ich zur Führerreserve kommandiert und nun muß ich laufend Unterführer ausbilden, 5km hinter der Front. ... .. habe ich den einen Wunsch, wenn in einigen Wochen die neue Offensive beginnt, möchte ich wieder in vorderster Linie sein und mit diesen Russen .. mal wieder richtig abrechnen. ...“
14.3.1943: „.. Es war ja klar, daß wir das Ende des Kriegs nicht in Holland erleben würden und es traf uns der Befehl des Führers „167 auf nach dem Osten“ nicht unvorbereitet. Zwar fiel uns der Abschied vom schönen Holland nicht leicht, .... auf der anderen Seite aber brennt es uns in den Fingern, mal wieder mit dem Iwan abzurechnen. ...“
3.4.1943: „... Es war ein harter Tag, der Russe hatte angegriffen und es mußte ein Gegenstoß gemacht werden, ein Zug der 5. und einer der 7., den ich führte. Bei diesem Angriff, Hansl, haben wir beide unseren besten Kameraden ... verloren. Der Zug der 5. war links von mir und ich sah ihn fallen und konnte ihn nicht mehr sehen. ... Ich hatte an diesem Tag mal wieder unheimlich Glück, bei diesem Angriff holte ich mir das E.K.1. Aber ich war seelisch so erschüttert, daß mich nichts mehr freute, und wenn ich das Ritterkreuz bekommen hätte. ...“
13.9.1943: „... Anfang Juli sollte ich in Urlaub fahren, da kam die Offensive. Wir waren bei dem Panzerkeil, der bei Bjelgorod angriff. ... Bis 19. waren wir im Angriff, dann kam der Russe. Was ich bisher an Gefechten und ... mitmachte, es ist nicht wenig, verblasst gegen diese Materialschlacht. Die 8 Tage vom 30. [?] bis zu meiner Verwundung werde ich nie vergessen. Tag und Nacht bei schwerstem Feindfeuer, Panzer von allen Seiten, Abwehr und Gegenangriff am laufenden Band. Am 5. Juli zog ich mit 70 meiner Kompanie in den Angriff, am 25. hatte ich nur noch 20, davon 15 Mann frischer Nachersatz, der während der Kampfhandlungen eintraf. Offiziere natürlich fast wieder alle ausgefallen. ... Zuletzt führte ich die 9., 10. und 11. Kp., alles zusammen noch 50 Mann. Am 26. bei einem Gegenstoß hat es dann auch mich erwischt. MP-Geschoß.... Ich wurde sofort operiert. ...“
29.5. [wohl 1944]: „... Was ich hier mache? Ich bin hier auf die Heeres-Waffenmeisterschule kommandiert als Ausbildungsoffizier. Und zwar auf Grund meines Tauglichkeitsgrades auf unbestimmte Zeit. Es handelt sich .. um eine Schule, die das Personal für die Waffenmeistereien ausbildet. ... Kommandeur ist ein General, ein Major ist Adj., dazu noch einige Obstlt. als Lehrabteilungsführer. Alles alte Kaliber mit sehr viel Erfahrung auf dem Heimatkriegsgebiet, alle Träger des K.V.K. II. Klasse. Wie ich mich als alter Frontsoldat fühle, kannst du dir denken. Bedauerlich ist nur, daß sich mein Gesundheitszustand gar nicht bessert, trotzdem trage ich mich mit dem Gedanken, mich wieder k.v. schreiben zu lassen und freiwillig an die Front zu gehen. ...“
Im Zweiten Weltkrieg fielen 2 deutsche Soldaten mit Namen Hans Biener, einer von ihnen 1945 bei Berlin.
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