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> 1939-1945
> Feldpost
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Jahr: |
1939-1942 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
4959 |
E-Mail
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Feldpost 1939-1942. Gebirgsjäger aus Lenggries (GR-Rgt. 98 oder 100)
Konvolut von 39 Feldpostschreiben aus einem Nachlass. 30 Briefe (meist mit Umschlag, selten einteilige Feldpostbriefe), 10 Feldpostkarten. Berieben und partiell fleckig, sonst guter Zustand.
Es schreibt der Soldat Hans W., welcher aus Lenggries stammt und dort bei den Gebirgsjägern (wohl im Gebirgsjägerregiment 98) dient. Adressat ist ein befreundetes Paar in München. 1939 und 1940 ist er mit seinem Bruder (von dem im Konvolut 6 Briefe enthalten sind) in der selben Kompanie eingesetzt. Hans wird 1941 Obergefreiter und dient 1942 im Osten bei den Pionieren. Er fällt am 15.10.1942., sein Bruder Anfang 1944.
Anscheinend ist die gesamte Überlieferung erhalten. Schreibfehler wurden in den Zitaten unten nicht korrigiert.
1939 (8 Schreiben). Die Überlieferung setzt ein, als Hans als Besatzungssoldat in Gorlice stationiert ist.
27.9.1939: „Leider mußten wir am Samstag erfahren, daß die Lenggrieser Jäger ganz schwere Verluste gehabt haben, es wurde uns gesagt, daß vom ganzen Bataillon nur noch 150 Mann einsatzfähig waren, alle übrigen krank, verwundet und tot. .... Die Bevölkerung ist uns nicht besonders gut gesinnt und es ist höchste Vorsicht zu wahren. Es befindet sich hier auch ein Gefangenenlager mit ca. 3000 Mann daß wir zu bewachen haben, für diese ist der Krieg vorbei.“
29.10.1939: „Wir haben Polen und die Slowakei verlaßen und sind nun im Westen unseres geliebten Vaterlandes.“
18.11.1939: „Man kennt sich überhaupt nicht aus, was die Zukunft noch alles bringen wird, aber das eine steht fest, daß wir nie nachgeben bis der Sieg unser ist und die Herrn Engländer auch unser Lebensrecht anerkennen müssen. Wir können nur von Glück sagen, daß unserem Führer damals bei diesem verwerflichen Attentat in München nichts passiert ist. Es wurde dies unbestreitbar von unseren Feinden angestellt. Es mag dies für München schon eine Aufregung gewesen sein als dies bekannt wurde.“
1940 (13 Schreiben). Hans ist in Deutschland und Frankreich.
27.5.: „Allerdings haben wir schwere Tage hinter uns, aber junge und gesunde Leute können vieles in Kauf nehmen. Wir hatten unheimliche Märsche zu machen und ihr könnt euch schon ungefähr ein Bild machen, was das für Strecken sind, von der Eifel herunter nach Luxemburg durch Belgien hinein nach Frankreich und sind ... kein kleines Stück so ca. 100km vor Paris. Am Anfang flohen unsere Feinde immer vor uns nun aber haben wir schon gemerkt, daß die Franzosen auch keine ganz schlechten Soldaten sind. Jedenfalls dürfen wir unserem Führer dankbar sein, daß er das Vorhaben unserer Feinde frühzeitig erkannt hat und nicht unser Vaterland zum Kriegsschauplatz geworden ist. Hier an diesen Orten ist noch viel nicht aufgebaut vom Weltkriege noch und heute donnern hier schon wieder die Kanonen. ...“
1941 (8 Schreiben). Hans ist in Frankreich, Jugoslawien, Polen und Rußland.
23.4.: „Es war soweit in Jugoslawien auch schön, doch die Serben sind schon ein Gesindel.“
22.8.: „Wir müßen viel marschieren und haben nun eine fast unnatürliche Hitze. Es wurden schon 54° und im Schatten 33° gemessen.“
5.11.: „Nach langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Leider habe ich nun ein Lazarett aufsuchen müssen da ich am 1. Okt. verwundet wurde. Ich habe einen Oberschenkeldurchschuss aber zum größten Glück ist der Knochen heil .... und liege nun in Rumänien in einem Kriegslazarett. ...“
1942: (6 Briefe von Michael [FPNr. 06483 E]; 7 Briefe von Hans [FP Nummer 41909]. Beide Brüder kämpfen in Rußland.
26.3.1942: „Ich bin nun schon 6 Wochen wieder auf einem Truppenübungsplatz in ... als Ausbilder.“
22.6.1942: „Ich bin .. schon längere Zeit schon wieder in Rußland und habe so ca. 1000km schon wieder hinter mir. Hatte zwar schon bei langen Märschen etwas Beschwerden mit meinem Fuß aber es geht dann immer wieder. ...“
22.7.1942: „Allerdings tobt nun der schreckliche Krieg in vollstem Maße und man hofft nur daß man so einigermaßen davon kommt. Ich bin die meiste Zeit schon vorne denn Pioniere sind immer vorne. ...“
Dazu ein Brief der Mutter W., dat. 15.10.1942. Sie teilt mit, daß Hans am 3.10. bei Woronesch gefallen ist.
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