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minensprengung.jpg

Jahr: 1939
Bemerkung:
ArtikelNr. 4873

 

E-Mail

Feldpost 1939: Vorpostenflotille Swinemünde, Minenexplosionen

2 Feldpostbriefe aus einem Nachlass. Je 4°, ohne die Umschläge, 2 Blatt. Einmal handschriftlich (11.9.1939), einmal maschinenschriftlich (26.10.1939). Gelocht und mit Faltfalzen, sonst guter Zustand.

Es schreibt ein Klaus Reichstein (Markomannen-Bundesbruder) an einen befreundeten Professor. Der Soldat wurde am 4.9. zur Marine eingezogen. Brief 1 bringt wenig Spannendes, in Brief 2 dagegen erfahren wir einige erschütternde Details über den frühen Kriegseinsatz der Vorpostenflotille:

„Ich weiß nicht, ob ich Dir schon mitteilte, daß ich auf einem Vorpostenboot bin. Von uns wird wohl kaum jemand irgend welche Heldentaten berichten können. Denn wir können natürlich bei unserer armseligen Armierung und bei unserer kümmerlichen Geschwindigkeit aktiv nicht wirken. Unsere Aufgabe ist es vielmehr, den Feind festzustellen, ihn zu melden, uns dagegen aber auch gegen Angriffe vor allem aus der Luft zu verteidigen. Unsere Aufmerksamkeit gilt besonders den englischen U-Booten, die sich für die Katastrophe von Scapa Flow sicherlich irgendwie revanchieren wollen. Daher patrouillieren wir auf unserer Position in der Nähe irgend einer Minensperre auf und nieder, Tag und Nacht alarmbereit. .... Da draußen erlebt man so allerhand. Jedesmal haben wir bis jetzt viel Wind und den entsprechenden groben Seegang gehabt. Der Seegang allein macht das Leben an Bord unseres kleinen Fahrzeuges schon recht ungemütlich. Hinzu kommt die gefährliche Nähe der Minen. Neulich sahen wir bei schwerem Wetter innerhalb von 2 Stunden 7 Minendetonationen. Kein Mensch weiß, wie sie explodiert sind. ... Bisher haben wir uns von der Nähe einer Gefahr noch keine Vorstellung zu machen gewußt. Aber leider haben wir vor ein paar Tagen eine bittere Belehrung erhalten. Das Führerboot unserer Flotille flog durch Minentreffer in die Luft. Wenige Stunden vorher war das Boot noch in unserer Nähe. Das Unglück geschah in unserem Sichtbereich, ohne daß wir etwas davon bemerkt haben. .. Nur 4 Mann der Besatzung wurden von dänischen Fischern gerettet. Der Vorfall ist uns allen in die Glieder gefahren, noch dazu, weil er nicht der einzige seiner Art in letzter Zeit ist. ...“

Es handelt sich bei dem gesunkenen Schiff entweder um die V 804 Skolpenbank, die am 17.10.1939 unterging, oder um V 701 Este (21.10.1939).

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