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> Feldpost
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Jahr: |
1941-1944 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
4859 |
E-Mail
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Konvolut Feldpost 1941-1944. Etappe Frankreich, Bahnhofswache, von Rundstedt
Konvolut von ca. 40 Feldpostbriefen und ca. 15 Umschlägen aus einem Nachlass. Berieben, sonst guter Zustand. Die Briefe zumeist handschriftlich, vereinzelt maschinenschriftlich. Zahlreiche Umschläge tragen Poststempel, die nicht mit den Daten auf den Briefen korrelieren, was deutlich macht, daß der Briefbestand nicht komplett überliefert ist.
Es schreibt der Soldat Otto Kopf an seine Familie in Mörzheim bei Landau. Otto wurde im Januar oder Februar 1941 eingezogen. Er verbringt die Jahre bis Mitte 1944 in Frankreich in der Etappe. Anfangs berichtet er von Gepäckmarsch und Ausgehuniform, später davon, in einem Internierungslager Wache schieben zu müssen. Im Februar 1942 erzählt er, daß ihm die Rechnungsführergeschäfte alleine oblägen, da sein Kamerad im Urlaub sei. Mitte 1943 dann muß er erneut üben, später versieht er (mindestens bis Oktober 1943) Bahnhofswache in einer großen französischen (oder belgischen?) Stadt. Ende 1943 wird er zum Stab einer unbekannten Einheit versetzt, über die nur bekannt ist, daß der Adjutant des Bataillonskommandeurs der Sohn des Generalfeldmarschall von Rundstedt ist. Otto erledigt u.a. Kurierdienste und wird Neujahr 1944 zum Obergefreiten befördert.
Die Briefe verteilen sich auf folgende Jahre:
1941: 12 (11.4., 21.5., 11.6. (mit Umschlag), 23.6., 6.7. (Umschlag), 4.8., 12.8., 7.9., 18.9. (Umschlag), 26.9. (mit Umschlag), 26.10., 9.11.
1942: 7 (27.1., 28.2. (Umschlag), 6.3., 4.5, 20.7., 3.11., 26.11. (Umschlag)),
1943: 9 (29.5., 14.7., 23.7., 28.7., 14.8., 23.8., 12.10., 20.10., 1.12., 27.12.)
1944: 11 (1.1., 19.1., 2.2., 23.2., 11.3., 27.3., 11.6., 18.6., 4.7., 12.7., 16.7. (Umschlag)).
ungeöffnet: 1
Umschläge: 15
Feldpost-Nummern: 11848 (1941), später 98467 A.
Otto schreibt mehr über seine Familie in der Heimat denn über Kriegserfahrungen. Die Kopfs betrieben einen Bauernhof mit Weinanbau in Mörzheim, so erfährt der Leser einiges über das rurale Leben in der Pfalz des Zweiten Weltkrieges.
Beiliegend ein s-w-Abzug, gezeigt ein August Kopf wohl aus Bergzabern.
Einige Zitate [Zeichensetzung und Rechtschreibung wurden übernommen]:
12.8.1941: „Unsere Ausbildung ist seit 14 Tagen Häuserkampf, könnt Euch denken daß wenn man morgens so einen Dienst hat u. mittags auf die Wache, es an allen Knoch weh tut. ...“
7.9.1941: „Im Osten wird es dem Anschein nach dieses Jahr nicht mehr zu Ende gehen, es muß auch auf unserer Seite viele Verluste geben. Was es mit Amerika noch alles gibt, wird die nächste Zeit noch bringen. ...“
29.5.1943: „Heute hatte wir Übung mit dem Schlauchboot über einen Fluß, anschließend Vorladeübung, da heißt es flink sein. ...“
14.7.1943: „Nach den neu entbrannten Schlachten im Osten und im Süden kann man ja nicht im voraus wissen wie sich noch alles entscheidet und zu wessen Gunsten. Es besteht die Möglichkeit, daß auch mal bei mir was ins Rollen kommt u. dann ist es sowieso aus mit Urlaubfahren. Soeben schießt die Flack wieder wie toll nach dem Tommy der von seiner Reise nach Deutschland wieder zurück fliegt. Alle Nacht um dieselbe Zeit zwischen 3 u. 4 Uhr der Feuerzauber. Am Anfang sind wir, soweit man keinen Dienst hatte, aufgestanden+, jetzt bleibt alles im Bett liegen, denn anderseits könnte man ja alle Tage nur 2-3 Stunden schlafen. Bei unserem Dienst hat man so oft Gelegenheit mit Urlaubern aus dem Rheinland zu sprechen, was die erzählen wie es da aussieht und was die Bevölkerung schon mitgemacht bzw. noch mitmachen wird, kann man Gänsehaut bekommen. Das muß was Furchtbares sein mit dem Phosphor wo sie abwerfen, wenn das sich mal rächen wird, dann Oh Weh England.“
28.7.1943: „Wie ich sehe sind wieder einige gefallen u. vermißt, für die Harder [?] Familien ist das doch hart. Aber warten wir erst mal ab wieviel noch kommen auf die schweren Kämpfe im Osten, denn wo gehobelt wird fliegen Späne. Er gibt nicht eher Ruhe bis die ganze Welt kaput ist, an die Bombengeschädigten darf man bald nicht mehr denken, wie muß es da aussehen!“
1.12.1943: „Haben daher auch oft Besuch von seinem Vater [Generalfeldmarschall von Rundstedt] u. da heißt es schlagfertig zu sein, wenn man ihm in die Finger läuft. ..“
2.2.1944: „Heute war ich als Beisitzer auf dem Kriegsgericht, war auch so ein Tag, den ich nicht öfters mitmachen möchte. ...“
18.6.1944: „Seit 8 Tagen orgeln die neuen Vergeltungswaffen zum Feind hinüber u. ich glaube daß dort bald eine andere Stimmung auftritt, denn die Wirkung soll verheerend sein. Nun wurden die für ihre ruchlosen Taten die Belohnung erhalten u. vielleicht läßt es .. [unles.] nun auch bald nach. Die Lage an der Front steht, abgesehen von den schweren Kämpfen, nicht schlecht für uns.“
4.7.1944: „Unsere Einheit liegt noch immer in Bereitschaft, ab und zu wird als mal gewandert ins nächste Dorf, sodaß es an Arbeit und Abwechslung bei uns nicht fehlt. Ich bin wieder seit 8 Tagen unterwegs mit dem Auto mit einem Kameraden alle 2. Tag kommen wir zurück und 1 Tag wird zum ausschlafen benutzt, dann geht’s wieder auf 2 Tage los. Können aber nur bei Nacht fahren, am Tage verkriegen wir uns unter den Bäumen wegen der Tiefflieger. ...“
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