Vivarium
> Deutschland 1933-1945
> Dokumente
|
Jahr: |
1930 |
Bemerkung: |
|
ArtikelNr. |
4565 |
E-Mail
|
DNVP, Flugzettel gegen die neugegründete „Konservative Volkspartei“, 1930
Flugzettel, doppelseitig bedruckt; lichtverfärbt, Faltfalzen, etwas randknittrig, fleckig, sonst guter Zustand. Recte ein Stempel „Werben und Weitergeben“.
Das Pamphlet richtet sich gegen eine neugegründete „Konservative Volkspartei“, die den gegenwärtigen Staat unterstützte und so von der gewohnten Linie der Rechten abwich – ausserdem der DNVP Stimmen abspenstig machen könnte. Es sei klar, „daß die sogenannte ‚Konservative Volkspartei’ eine Spekulation auf die Gedankenlosigkeit der Wähler ist!“ Am Ende heißt es: „Wer sich mit solchen plumpen Mitteln nicht einfangen läßt, folgt der Parole der wahrhaft Konservativen und wählt DEUTSCHNATIONALE VOLKSPARTEI LISTE 2“.
Der Flugzettel ist eine aufschlußreiche Quellen zum Denken konservativer Kreise der späten Weimarer Republik. Im Text heisst es: „Wer das Kernstück des Konservativismus, die Staatsidee mit ihrem religiösen und politischen preußischen Gehalt, als lebendige Kraft in sich trägt, muß im Gegensatz dazu dem gegenwärtigen deutschen Staat die Anerkennung versagen. Nur wenn er stürzt, kann Deutschland leben.“
Daß die DNVP-Konservativen den späteren NSDAP-Staat eigentlich genauso hätten ablehnen müssen, liegt auf der Hand. Plötzlich wird klar, weshalb in in den ersten Jahren der Hitler-Diktatur eine solch große Anzahl von Kirchen errichtet wurden wie niemals zuvor und danach in vergleichbarer Zeitspanne in Deutschland – und weshalb man mit dem Heiligen Stuhl 1933 einen Vertrag schloß, der noch heute das religiöse Leben Deutschlands prägt.
(c) Ingo Hugger 2020 |
livre@cassiodor.com