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hansalbers1935.jpg

Jahr: 1935
Bemerkung:
ArtikelNr. 4531

 

E-Mail

Autograph Hans Albers, Schreiben an Goebbels vom 15.10.1935

Handschriftlicher Brief des Hans Albers an einen „Reichsminister“ (Joseph Goebbels). 4 Seiten à 17x22cm, recte oben gedruckt „Hans Albers“. Gelocht, Faltfalzen, minim fleckig, sonst guter Zustand.

Albers schreibt: „15.Okt.1935. Sehr geehrter Herr Reichsminister! In Erfüllung meiner Pflicht gegen den nationalsozialistischen Staat und in dem Bekenntnis zu ihm, habe ich meine persönlichen Beziehungen zu Frau Hansi Burg gelöst. Ich darf Sie, sehr geehrter Herr Reichsminister, nunmehr bitten, dass unter der ver- veränderten [sic] Sachlage der nationalsozialistische Staat auch mir den Schutz angedeihen lässt, den er seinen Künstlern gibt. Heil Hitler! Hans Albers“.

Nun ist bekannt, dass der Schauspieler ein auf den 15.10.1935 datiertes Schriftstück an Goebbels sandte, dessen Wortlaut in der umfassenden Albers-Biographie der Michaela Krützen („Hans Albers, eine deutsche Karriere“, erschienen bei Beltz / Quadriga in Weinheim im Jahre 1995) auf Seite 156 abgedruckt ist. Der Text ist gleich, nur der Trennfehler des doppelt geschriebenen „ver“ ist bei Krützen nicht wiedergegeben. Als Quellenangabe gibt sie „Berlin Document Center, Personalakte Albers“ an. Im Berlin Document Center waren u.a. Akten von NSDAP und Gestapo verwahrt (teils im Original, teils in Microfiche), der Bestand wurde mittlerweile an das Bundesarchiv abgegeben.
Das Schriftstück ist in einem zweiten Text der Krützen übers Albers zitiert („Gruppe I, positiv. Carl Zuckmayers Beurteilungen der Filmstars Hans Albers und Heinz Rühmann“, in Carl Zuckmayer Jahrbuch 5, Göttingen 2002, S. 179-227, hier St. 199). Hier ist als Quellenangabe „DIF, Nachlass Albers“ angegeben. DIF meint „Deutsches Institut für Filmkunde“ (heute „DFF“ in Frankfurt am Main).
Der an Goebbels gesandte Brief hat sich also erhalten, wanderte durch einige Archive und wird mittlerweile in Frankfurt verwahrt.

Dass der hier vorliegende Brief von Albers geschrieben wurde, steht außer Zweifel, die Handschrift ist unverkennbar. Wahrscheinlich sandte ihn Albers wegen des Fehlers nicht ab, hob ihn dennoch in einem Ordner auf: Das Stück ist gelocht.

Den Brief fand ich um 2005 im Nachlass eines Mannes, der nahe des Starnberger Sees beheimatet war. Wie konnte ein solch delikates Schriftstück außer Haus gelangen? Diese Frage beantwortete mir 2022 netterweise ein Albers-Experte und langjähriger Sammler: Albers‘ Villa in Feldafing am Starnberger See bewohnte nach seinem Tode 1960 bis zu deren Tode 1975 seine Lebensgefährtin Hansi Burg. Danach verblieb (für eine mir unbekannte Dauer) eine Haushälterin im Anwesen: In jener Zeit hatten Albers‘ 3 Schwestern, sein Chauffeur und vielleicht noch andere Vertraute Zugang zum Hause. Damals wurden Relikte aus der mengenmäßig bedeutenden Hinterlassenschaft verkauft und weitergegeben! Und wohl auch vorliegender Brief!

Der Schauspieler hatte offensichtlich Probleme, Dinge festzuzurren, bewahrte Wichtiges aber dennoch vorsichtshalber auf. Hansi Burg hatte er nie geheiratet, auch kein Testament hinterlassen. Folglich musste Hansi Erbschaftsstreitigkeiten ausfechten, um Alleinerbin zu werden. Sie erhielt Recht – dank eines von Albers geschriebenen Dokuments, in dem Hansi zur Alleinerbin erklärt wurde. Es ist gut denkbar, dass auch jenes Dokument gelocht in einem Ordner archiviert gewesen war.

(c) Ingo Hugger  2020 | livre@cassiodor.com