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> Deutschland
> APO und linke Protestkultur
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Jahr: |
1972-1974 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
4501 |
E-Mail
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Roter Morgen. Zentralorgan der KPD / Marxisten-Leninisten. Konvolut von 16 Ausgaben 1972-1974. Günter Routhier ua
Roter Morgen. Zentralorgan der KPD / Marxisten-Leninisten. Konvolut von 16 Ausgaben 1972-1974. Dazu eine Sonderausgabe zum 1.Mai 1974 und eine Rote Fahne von 1974.
Je 4°, broschiert, 8 Seiten, s-w-Abb.. Faltfalzen, teils lichtverfärbt und stockfleckig, teils minime Randläsuren, sonst guter Zustand.
Hervorzuheben sind die Ausgaben 25, 27 und 28 von 1974, denn diese behandeln den Tod des Duisburgers Günter Routhier. Nr. 26 war damals ob der Verbreitung von Unwahrheiten durch den Staat gar verboten worden.
1972 (2x): - Sonderausgabe Mai 1972 (8 Seiten); - Sonderbeilage zum erfolgreichen Abschluss des II. ordentlichen Parteitags der KPD/Marxisten-Leninisten (6 St.).
1973 (1x): - Sondernummer vom 11.4.1973, „Heraus zum Roten 1. Mai, Gegen, [sic, das Komma findet sich tatsächlich auf der Titelei] Lohnraub, Teuerung und politische Unterdrückung! Vereinigt Euch im revolutionären Klassenkampf gegen das Kapital und seine Anhänger!“ (8 St.).
1974 (13x): Nr. 3 (12.1.1974, Titelschlagzeile: „Kampfruf in Frankfurt: ‚Schah Mörder Brandt Komplize’. Solidarität mit iranischen Patrioten bricht Demonstrationsverbot“), 4 (26.1., 8 St.), 5 (2.2., Titelschlagzeile „Gegen Bonner Lohndiktat: ‚Genscher heisst er, uns bescheisst er!’“), 11 (16.3.); 12 (23.3.), 13 (30.3., Titelschlagzeile „Sechs Milliarden für Besatzungstruppen. Ami go home’“), 14 (6.4.), 15 (13.4., Titelschlagzeile “Nieder mit der NATO!, Nieder mit dem Warschauer Pakt!“), 16 (20.4.), 17 (27.4., hier 10 Seiten), 18 (4.5., „Kein Pardon für Moskauer Spione! Nieder mit den beiden Supermächten!“), 19 (11.5.), 20 (18.5.), 22 (1.6., „München 22. Mai, Taxifahrer kaltblütig von Polizei erschossen!“. Mit 8 seitiger Beilage „Stellungnahme der KPD/ML zum Programmentwurf der GRF“), 25 (22.6., „Günter Routhier muß gerächt werden! ‚Wenn ich sterbe, sagt Ihnen die Wahrheit: Die Polizei hat mich erschlagen!“), 27 (6.7., „Hetzlügen und Terror können die Wahrheit nicht unterdrücken. Es ist die Polizei, die mordet“), 28 (13.7., „Weil der Rote Morgen die Wahrheit schreibt: Beschlagnahmt!“). Dazu: Roter Morgen. Zentralorgan der KPD/Marxisten-Leninisten, Extrablatt April 1974 (ein Blatt, 4°. Kurios: Auf Seite 2 sind „Veranstaltungen zum Roten 1. Mai“ aufgeführt, westdeutschlandweit; ein Termin in München wurde handschriftlich geändert: Ernst Aust, der lt. dem Roten Morgen um 19.00Uhr im Vollmar-Haus am Oberanger „zur nationalen Frage“ sprechen sollte, trat stattdessen um 14.00Uhr an. Man fragt sich, wie viele Exemplare gedruckt worden waren und wie oft die linken Aktivisten zum Stuft greifen mussten).
Dazu: Rote Fahne. Zentralorgan der kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Nr. 4 1974 (23.1.1974, 8 Seiten, 4°, lichtrandig, Faltfalzen, sonst gut. Lustig die Sprechstunden der Redaktion: „Dienstags 20-22 Uhr“).
Es ist bemerkenswert, welch krude Schlagzeilen und Texte dies westdeutsche Blatt in den 1970ern drucken liess – auch wenn anzunehmen ist, daß die Gelder aus der DDR kamen und Reputation für die Zeitung von sekundärer Bedeutung war. Die stete Verwendung von Ausrufezeichen in Schlagzeilen, oftmalige Setzfehler und die starke emotionale Färbung der Texte erwecken beim Lesen eher den Anschein, eine Schülerzeitung vor sich zu haben, als ein ernstzunehmendes politisches Periodikum.
(c) Ingo Hugger 2020 |
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