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Jahr: |
1918 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
4499 |
E-Mail
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Fotoalbum 1918: Wirtschafts-Kompanie 38, Etappe Frankreich, Revin / Meuse (Maas)
Photoalbum, quer 4°, Leinwandeinband, Kordelbindung, 2 Textblatt, 9 kartonstarke Blatt mit 64 montierten s-w-Abzügen (zumeist à 8x11cm). Seiten partiell fingerfleckig, Einband berieben und fleckig, minime Läsur in oberster Lwd.-Schicht am Rücken unten (ca. 3cm), Bilder teils mit Glanz in den Schwärzen, sonst guter Zustand.
Das Album wurde aus unbekannten Gründen während des Krieges von der Wirtschafts-Kompanie 38, die der Wirtschafts-Abteilung 7 angehörte, gefertigt. In welchem Orte die Einheit lokalisiert war, wird im Text aus Geheimhaltungsgründen nicht erwähnt. Wir erfahren lediglich, daß Teile des Betriebes in der Halle einer ehemaligen Weberei untergebracht waren.
Das Album enthält ein Titelblatt sowie ein Blatt mit ausführlicher gedruckter Einleitung. Die Bilder sind teils mit sauberen handschriftlichen Bildtiteln versehen. Gezeigt sind alle Abteilungen der Wirtschaftskompanie, deren Gebäude und das Freigelände. Militärische Gegenstände wie Waffen oder Ausrüstung, welche vor Ort sicherlich gefertigt oder repariert wurden, sind (außer Panjewägen) nicht gezeigt.
Bzgl. einer eventuellen Lokalisierung durch den Feind unterlief den Herausgebern ein Fehler: Am Ende der Bildstrecke sind 8 Ansichten des Ortes enthalten. Einmal wird eine Fassade gezeigt, die ein Werbeschild des Einzelhandelsunternehmen Goulet-Turpin zeigt. Diese Information zusammen mit den Ortsansichten (Stadt am Fluß) wird französischen Geheimdienstangehörigen, die möglicherweise ein Exemplar des Albums ergattern konnten, eine Zuordnung unschwer ermöglicht haben. Dank google konnte die Ortschaft schnell gefunden werden, es handelt sich um Revin an der Maas, nördlich Charleville-Mezières.
Album du Wirtschafts-Kompanie 38, fait Juin 1918. Ou la Kompanie était situé n’est pas dit sur l’album, mais probablement c’était à Revin au bord de la Meuse (le lieu avait un magazin Goulet-Tourpin et il est près de la frontière franco-belgique et près d’une rivière. Les images montrent l’usine (qui etait installé dans une fabrique des tissus), machines, des hommes (travailleurs francais et allemand) et des travailleuses francaises.
Der Titel lautet: „Die technische Abteilung des W.A. 7. Herausgegeben Juni 1918, Wirtschafts-Komp. 38“.
In der Einleitung schreibt ein unbekannter Autor in teils holprigem Deutsch: „Der Zufall ... führte mich ... nach ... einem keinen in der Nähe der belgischen Grenze gelegenen Neste, dessen Einwohner in Friedenszeiten, sofern sie nicht in den paar vorhandenen Fabriken arbeiteten, ihren Lebensunterhalt durch die Beschäftigung des Schmuggels ... fanden. So liess ich mir wenigstens erzählen. .. Wenn ich mich vorher über die mangelhafte Bahnverbindung geärgert hatte, so freute ich mich nachher doch darüber, denn so bot sich mir Gelegenheit, diesen Betrieb [die „Technische Abteilung eines W.A.“, wie es einen Satz zuvor heisst IH] einmal gründlich anzusehen. Zunächst wurde mir gleich bei meinem Eintritt in den Fabrikhof bedeutet, dass ich, ohne Genehmigung einzuholen, keinen Zutritt zum Betrieb hätte. Also wandte ich mich an das Haupt-Geschäfts-Zimmer und erbat und erhielt die nötige Erlaubnis. Zufällig war auch der Leiter des ganzen Betriebes, ein Leutnant G. anwesend, welcher sich freundlichst bereit erklärte, die Führung zu übernehmen. Zunächst erfuhr ich, daß in der Abteilung ungefähr 150 Unteroffiziere und Mannschaften sowie etwas 900 französische und belgische Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt waren, zu denen sich gerade in diesen Tagen noch Russen gesellt hätten. ... Ich erfuhr, dass gerade ein grösserer Auftrag auf Holzbettstellen für Mannschaftsquartiere vorliege. Ausserdem wurden Fenster für Baracken, Krankenbettische sowie eine Menge anderer Dinge hergestellt, ... die .. sämtlich für Ruhequartiere der von vorne kommenden Truppen oder direkt für diese bestimmt waren. ... Wenn schon in der Tischlerei reges Leben war, so war dies in der Stellmacherei in noch grösserem Mass der Fall: Denn dort war fast der ganze Betrieb für einige Tage auf die Massenherstellung von Wasserwagen eingestellt, jenen Wasserwagen, denen ich gerade jetzt vorne so oft begegnet war, und die mit einem Dogcart- oder Panjewagen-Gestell als Unterbau das Trinkwasser in einem Fasse der kämpfenden Truppe nachbringen. Nur ein Teil der Stellmacher war von dieser Arbeit ausgenommen, und dieser hatte ... die Fortführung der Panjewagen-Herstellung, welcher einen bedeutenden Hauptzeig [sic] der T.A. bildet, auszuführen. .... [Die Schmiede:] Gegen 14 Doppelschmiedefeuer ... boten ein interessantes Bild, belebt durch die ... Gesichter der arbeitenden Soldaten und Franzosen. Zwei mächtige mit Druckluft betriebene Hämmer waren gerade dabei, einige besonders schwere Stücke Eisen abzuschmieden. .... Hier wurden Reifen geschmiedet für Wagenräder und dort wieder wurden die fertig geschmiedeten und gebohrten Reifen auf die Räder aufgezogen, da wurden Achsen und dort Beschläge für Panjewagen geschmiedet... Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch durch einen ... vorbeifahrenden gewaltigen Laufkran abgelenkt, der mit seiner Kraft bei der Reparatur von schweren Seilzugmaschinen und Lokomobilen [sic] grosse Dienste leistet. ... Jenseits der Geleise befinden sich , die ganze Länge der neuen Halle einnehmend, die Dreherei mit einer langen Doppelreihe grosser und kleiner Drehbänke, sowie die Schlosserei mit ihren verschiedenen Bohr-, Hobel-, Fräsmaschinen usw. Diese beiden Abteilungen befassen sich in erster Linie mit der Reparatur von Maschinen und Maschinenteilen, die häufig sogar unmittelbar aus der Front zwecks Instandsetzung nach hier gebracht werden. ... Leider bot sich mir nicht mehr die Gelegenheit, die Schleiferei für ärztliche Instrumente zu besuchen... G. erzählte mir, daß die Beschäftigung der Schleiferei durch Kriegs- und Feldlazarette eine sehr rege sei und täglich Instrumente gebracht und geholt würden. ...“
Die Bildtitel lauten: „Eingang u. Hofansichten“, „Stellmacherei“, „Tischlerei“, „Ansichten der neu erbauten Halle“, „Hallenmitte mit Kran“, „Schlosserei“, „Dreherei“, „Hobelmaschinen“, „Die großse Bohrmaschine“, „Der großse Hammer“, „Schmiede“, „Schleiferei“, „Klempnerei“, „Magazin (Teilansicht)“, „Werkzeugmacherei“, „Umformerstation“, „Elektrotechnische Werkstatt“, „Die großse Halle vom Werk II aus“, „Teilansicht Werk II“, „Lager fertiggestellter Panjewagen“, „Wasserwagen zum Abholen bereit“, „Stabeisenlager“, „Sammellager für Maschinen“, „Ziegelei“, „Holzlager“, „Neue Gießserei“, „Alte Gießserei“, „Blechpresswerk“, „Brauererei (Totalansicht)“, „Brauerei Geschäftszimmer“, „Sudhaus“, „Abfüllraum“, „Unterkunftshäuser für Angehörige der Technischen Abteilung“, „Badeanstalt und Kino der Abteilung“, „Mannschaftsspeisesaal mit Bühne“, „Küche“, „Ansichten der Ortsunterkunft“.
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