Vivarium
> Fotografie - Photographie
> 1840 bis 1870
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Jahr: |
1870-1880 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
4076 |
E-Mail
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Kabinettbilder, Istanbul 1870-1880, Pascal Sebah. Dames Turques
7 Kabinettbilder, 7x Carte de Visite, s-w-Abzüge à 6x9cm, montiert auf Karton à ca. 6x10cm, unten mit aufgedrucktem Vermerk „Sebah phot.“. Etwas berieben und fleckig, sonst gut. Gezeigt sind 6 Mal verschleierte muslimische Frauen und einmal ein europäischer (wohl deutscher) Herr. Photograph Sebah residierte in der „Rue de Péra 439“ in Konstantinopel / Istanbul.
Die verso aufgedruckten Urheberhinweise variieren, die Bilder entstanden in verschiedenen Schaffensperioden des Sebah. Das älteste Stück ist die Carte de Visite des unbekannten Mannes (der wohl auch die übrigen Bilder nach Deutschland brachte): Hier fehlt noch der Hinweis auf die Dependance in Kairo, auch sind die beiden gedruckten Medaillen noch ohne Hinweis auf den Ort des Wettbewerbs bzw. der Messe. Es folgt zeitlich das Frauenportrait mit Sessellehne: Hier wird das Atelier in Kairo genannt („Le Caire sur L’Esbékieh“), die Medaillen sind lokalisiert (Paris, Vienne). Die restlichen 5 Aufnahmen verweisen auf beide Studios (die Adresse des Ateliers in Kairo ist erweitert durch den Hinweis „à coté du Consulat de France“) und bringen gesamt 7 Medaillen, die jüngste datiert auf 1877. 4 Karten verso mit handschriftlichem Titel: „Dame Turque No. 114“, „Dame Turque No. 288“, „Dame Turque No. 290“, „Dame Turque No. 292“.
Wikipedia (Stand 3/2009) schreibt zu Sebah:
Pascal Sébah (1823 - 15. Juni 1886) war ein führender Photograph im osmanischen Reich. Er arbeitete in der damaligen Hauptstadt Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Die Familie Sébah stammte aus der Levante und war arabisch-christlicher Herkunft, vermutlich stammten sie aus dem heutigen Libanon. Sébah eröffnete sein Studio an der Rue de Péra 439 1857 - 'neben der russischen Botschaft', wie er auf der Rückseite seiner Portraitphotographien vermerkt. Ab 1860 arbeitete er mit einem französischen Techniker, A. Laroche, zusammen. Dieser war fortan für die hervorragende Druckqualität der Photographien verantwortlich. 1873 wurde eine Filiale in Kairo - 'auf der Esbekieh neben der französischen Botschaft' - eröffnet. 1883 erlitt Pascal Sébah einen Schlaganfall, weshalb sein Bruder Cosmi einsprang, bis sein Sohn Jean (Pascal) Sébah (1872 - 1947) alt genug war, das Unternehmen zu leiten. Um 1884/1885 wurde der Franzose Policarpe Joaillier zum Partner. Ab 1890 hieß die Firma deshalb 'Sébah & Joaillier'. Sie erhielt das Recht, sich 'Photographen des Sultans' zu nennen. Um 1900 kehrte Policarpe Joaillier nach Frankreich zurück. Von 1910 an arbeitete Jean Sébah mit Hagop Iskender und, bis 1914, mit Leo Perpignani zusammen. Sébah und Iskender zogen sich 1934 vom Geschäft zurück. Dieses wurde unter dem Namen 'Foto Sabah' noch bis 1952 weitergeführt. Die Filiale in Kairo war schon 1898 geschlossen worden.
Pascal Sébah war neben den Brüdern Abdullah der wohl wichtigste Berufsphotograph seiner Zeit im Osmanischen Reich. Das große Interesse Europas am exotischen Orient schuf ideale Bedingungen, um an Reisende Photographien mit Sehenswürdigkeiten, folkloristischen Szenen, orientalischen Trachten und Ähnlichem zu verkaufen. Durch diese Tätigkeit wurde Pascal Sébah zum Dokumentaristen der damaligen Zeit. Seine Photographien wurden unter anderem zur Illustration von wissenschaftlichen Werken über den Orient verwendet. Er gewann an verschiedenen Weltausstellungen Medaillen, so eine Silbermedaille an derjenigen in Paris 1878 für seine Aufnahmen von Ägypten und nubischen Wüstenstämmen. Vorher schon hatte er für die Weltausstellung 1873 in Wien ein 370 Seiten umfassendes Werk über türkische Trachten geschaffen, 'Les costumes populaires de la Turquie' (die Volkstrachten der Türkei), wofür er von den Organisatoren in Wien die Goldmedaille und vom damaligen Sultan Abdülaziz eine weitere Medaille erhalten hatte. Der Auftrag zu diesem Werk war ihm vom Verantwortlichen für die osmanische Abteilung der Weltausstellung, dem Maler Osman Hamdi Bey (1842 - 1910) erteilt worden. Für diesen photographierte er immer wieder Modelle mit aufwendigen Trachten, die Hamdi Bey anschließend für seine berühmten orientalischen Ölgemälde verwendete. Neben den Auszeichnungen trugen besonders sein zehnteiliges und ca. 2,5 Meter langes Panorama von Konstantinopel, das vom Galata-Turm aus aufgenommen wurde, und sein fünfteiliges Panorama von Kairo zu Sébahs Berühmtheit bei. Seine Arbeit zeichnet sich durch hervorragende Kompositionen, gute Lichtführung und große Sorgfalt im Detail und bei der Auswahl seiner Objekte aus. Wenn im Übersichtswerk 'Neue Geschichte der Fotografie' von Michel Frizot steht: "[...] Hingegen zeigte sich am sehr produktiven Pascal Sebah, der seit den 1870er Jahren in Konstantinopel ansässig war, wie die Qualität der Berufsfotografie gegen Ende des Jahrhunderts abnahm", so bezieht sich diese Bemerkung wohl eher auf Pascal Sébahs Sohn und die Firma 'Sébah & Joaillier'.
SW: Foto Photo
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