Vivarium
> Photoalbum
> Kunst
|
Jahr: |
1937-1940 |
Bemerkung: |
|
ArtikelNr. |
3846 |
E-Mail
|
Ca. 300 Portraits, ca. 1937-1940: Einwohner von Elz
Ca. 300 s-w-Negative, zumeist à 6x9cm (teils 6x6cm, vereinzelt Kleinbild, vereinzelt Großbild), gezeigt Bürger und Bürgerinnen der Gemeinde Elz und vielleicht der Umgebung (Hadamar, Limburg). Negative etwas berieben, sonst gut. Teils sind die Bilder etwas überbelichtet oder zu lange entwickelt, sodaß sie im jpg nicht richtig widergegeben werden konnten. Beiliegend einige Großbild-Negativ-Magazine aus dem Nachlass.
Die Negative sind zumeist erhalten in den originalen Negativ-Papiertaschen eines Photolabors aus Limburg an der Lahn, und dort auch genau datiert. Handschriftlich stehen auf den Taschen dazu die Namen der auf den Bildern gezeigten Personen, wobei es allerdings durchaus möglich ist, daß Negative vertauscht wurden.
Die Negative entstammen einem Photo- und Dokumentennachlass einer Familie, der 2008 bei Ebay ersteigert wurden. Es erscheint sicher, daß ein Mitglied einer Familie Martin aus Elz die Photos gemacht hatte, wahrscheinlich eine Frau. Frau Martin richtete den Blick auf die Bevölkerung von Elz und machte ca. von 1937 bis 1940 beeindruckende Bilder der Menschen ihrer Umgebung. Sie benutzte eine Mittelformatkamera (zumeist sind Negative im Form 6x7cm erhalten) und stellte die Menschen oftmals vor einen neutralen Hintergrund, teils auch vor eine eigens aufgebaute Phototapete. Fast alle Photos entstanden unter freiem Himmel, fast immer wurde als Format das Hochformat gewählt.
Durch die hohe technische Qualität der Negative und die künstlerische Befähigung und Disziplin der Bildautorin stellen die Photos eine historische Quelle ersten Ranges dar: Die Bewohner einer deutschen Kleinstadt kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, kurz vor dem unerbittlichenWandel, erstehen hier vor dem Auge des Betrachters. Dazu ermöglicht die strenge Bildsprache einen direkten Vergleich der Menschen und deren Habitus.
Die Arbeiten der Martin erinnern entfernt an diejenigen von August Sander, denn es gelang der Frau, die ganze Aufmerksamkeit ihrer Modelle an sich zu binden. Die Menschen sind sich der Wichtigkeit des Moments bewusst und legen einen sagen wir wahrhaftigen Gesichtsausdruck an den Tag. Wir sehen Hitlerjungen und BDM-Mädels, einen Feuerwehrmann in Uniform, eine Rot-Kreuz-Schwester in Uniform, einen SA-Angehörigen mit Trompete, ehrenwerte Männer im Anzug, mit und ohne Parteiabzeichen; junge und alte Frauen, teils modisch, teils neutral gekleidet. Und viele Kinder, mit und ohne Spielzeug, teils lachend, teils nachdenklich.
(c) Ingo Hugger 2020 |
livre@cassiodor.com