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Jahr: |
1902-1919 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
3818 |
E-Mail
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Fotoalbum: Ostfront 1914-1918, Reserve Feldartillerie Regiment 58
Fotoalbum aus dem Nachlass des Wilhelm Richter (1892-1971). 4°, Leineneinband, feste Kartonseiten, gesamt ca. 500 großteils montierte s-w-Fotos und vereinzelt Postkarten. Ca. 400 Bilder vom Kriege, ca. 20 Postkarten zum Kriegsausbruch, ca. 40 Bilder von der Ausbildung im FAR 55, ca. 20 Bilder aus Kindheit und Jugend. Das Format der Bilder variiert zwischen 6x4 und 9x14cm, ganz vereinzelt größer oder kleiner. Teils sind die Abzüge rechteckig, teils quadratisch. Die Bilder scheinen von verschiedenen Photographen.
Viele Albumseiten und/oder Bilder sind betitelt bzw. beschriftet, viele Bilder dazu verso beschriftet. Letzteres lässt sich jedoch nur anhand der durchgedrückten Handschrift-Buchstaben auf den Fotos erkennen, denn die allermeisten Bilder des Albums sind auf die Seiten geklebt. Zumeist handelt es sich bei den Bildern um originale private Photographien, teils um originale Abzüge, die als Postkarten vertrieben wurden. Ganz vereinzelt sind gedruckte Postkarten enthalten.
Das ob seines Umfanges außergewöhnliche Album ist auf der ersten Seite in Richters markanter Handschrift betitelt mit „1. Band, 1902-1919“. Wahrscheinlich stellte der spätere General das Album in den 1920ern zusammen.
Zustand: Manche Bilder partiell vom Karton der Seiten gelöst (einige Kriegsausbruch-Postkarten lose), manche Bilder fleckig, Album berieben, sonst gut.
Der 1892 in Hirschberg (Schlesien) geborene Richter wuchs wohl in Frankfurt an der Oder auf, sein Ausbildungs-Regiment war allerdings in Naumburg an der Saale beheimatet. 1913 trat Richter als Fahnenjunker beim FAR 55 ein. Im August 1914 diente er als Leutnant bei der 5. Batterie, die zur II. Abteilung der Truppe gehörte (Wolff, S. 110). Vom 11.-31. August wird er in Belgien gekämpft haben, im September in Ostpreußen. Im Oktober verlegte die Einheit gen Süden, nahe Krakau sollte man die Österreicher unterstützen. Das Regiment wurde getrennt, die II. Abteilung gehörte bis Ende 1914 zum „Landwehrkorps Woyrsch“.
Richters Werdegang im Weltkriege erklärt sich aus dem Album und den zu rate gezogenen Regimentsgeschichten. Lediglich seine Erlebnisse während der Monate August bis Dezember 1914 sind unklar. Sicher ist, daß er sich 1914 das Eiserne Kreuz verdiente: Ein Ende 1914 beim Studiophotographen gemachtes Bild zeigt ihn mit wohl seinen beiden Brüdern, stolz in die Kamera blickend. Photographisch dokumentiert ist außerdem, daß sich Richter im Januar 1915 in Neudietendorf beim neuaufgestellten Reserve-Feldartillerie-Regiment 58 befand.
Im Dezember 1914 wird Richter vom FAR 55 zum Res. FAR 58 versetzt worden sein. Zwar berichtet die Regimentsgeschichte des RFAR 58, daß der Stamm der neuen Batterien „sich aus je zwei abgegebenen Zügen von Batterien des westlichen Kriegsschauplatzes“ zusammensetzte (Wagner, S. 9), die Stäbe jedoch wurden von den „Ersatzabteilungen der betreffenden Standorte“ aufgestellt. Die II. Abteilung wurde in Naumburg zusammengestellt - und hier wird man Richter angefordert haben. Am 8. Januar bezog der Regimentsstab und der Stab der II. Abteilung (Batterien 5 und 6) des FAR 59 in Neu- und Altdietendorf Unterkunft. Im nahegelegenen Truppenübungsplatz Ohrdruf fanden denn Gefechtsübungen statt, am 29.1. besuchte gar der Kaiser die von einem Major Tüllmann kommandierte Truppe (was von Richter leider nicht dokumentiert wurde). Das Regiment bildete mit Res. FAR 56 die 76. Feldartillerie-Brigade und gehörte der 76. Reserve-Division an. Richter war Abteilungs-Adjutant im Stab der II. Abteilung (Wagner, S. 65) und verblieb in dieser Stellung mindestens bis Juli 1917 (Wagner, S. 65-67). Kommandeur der II. Abteilung war mindestens bis Ende Juli 1917 ein Hauptmann Milentz (ebda.), der im Album auf etlichen Bildern zu sehen ist .
Im Februar 1915 kämpfte das Regiment in der Winterschlacht in Masuren und erlebte hier eine kurze Zeit des Bewegungskrieges. Die II. Abteilung wurde Ende Mai nach Litauen beordert, um Teil der „Njemen-Armee“ unter General Otto von Below zu werden. „Die Armee hielt längere Zeit im allgemeinen die Flusslinien der Dubissa und Windau. Nach zahlreichen schweren Kämpfen wurden die Russen namentlich bei Schaulen geworfen und auf die Düna zurückgedrückt“, schreibt Wagner (S. 19). Ein Bild des Albums (Seite 2 „Teil 4“) zeigt in einem Fluss badende Soldaten, verso betitelt „Bad in der Dubissa“.
Im November 1915 waren Litauen und Kurland erobert, an der Düna erstarrte die Front. Richter hatte vom 8.8. zum 8.11. mit dem Regimentsstab den bei Wagner genau dokumentierten Vormarsch „über Kowno und Wilna bis an die neue Front bei Smorgon“ mitgemacht (S. 27-32, Zitat S. 27). Bis September 1916 verblieb das Regiment an der ruhigen Düna-Front, um am 17.9. gen Rumänien in Marsch gesetzt zu werden.
In Ungarn und Rumänien erlebte Richter mit seiner Einheit die Schlacht bei Hermannsstadt, die Schlacht am Geisterwald, am Törzburger Pass und bei Rimnicul-Sarat. Das Jahr 1917 verbrachte R.F.A.R. 58 zumeist im Stellungskrieg an Putna und Sereth, bis am 7.12.1917 der Waffenstillstand mit Rumänien in Kraft trat.
Den Rest des Krieges erlebte Richter wohl in ruhigem Etappenposten bei der Besatzungsarmee in Bukarest, viele Kilometer vom blutigen Sterben an der Westfront entfernt. Im November 1918 scheint er indes nicht mehr beim Regiment gedient zu haben - die bei Wagner abgedruckte Offiziers-Stellenliste erwähnt ihn zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Das Album ist eine historische Quelle von erheblicher Bedeutung: Die Kämpfe an der Ostfront des Ersten Weltkrieges sind bislang weitaus weniger erforscht und dokumentiert, denn diejenigen im Westen. Man weiß verhältnismässig wenig über den Kurland-Feldzug und die Düna-Front. Zum Res. FAR 58 ist ebenfalls wenig bekannt, die Regimentsgeschichte ist mit ca. 70 Seiten von recht bescheidenem Umfang.
Das Album ermöglicht deshalb sowohl Einblick in recht unerforschtes Kriegsgeschehen, als auch in die Geschichte einer eher unbekannten deutschen Truppe, die ausschließlich im Osten eingesetzt war.
Bemerkenswert erscheinen ausserdem die Manöverbilder des Frühlings und Sommers 1914: Hier sehen wir die kaiserliche Artillerie in all ihrer Pracht, eben so, wie sie in den Krieg zog. Das Gemetzel des Jahres 1914 sollte das An- und Auftreten der Waffengattung so grundlegend verändern, daß die Fotos wie Zeugnisse einer untergegangenen Epoche wirken, obzwar sie just am Ende der Epoche aufgenommen wurden. Die Regimentsgeschichte der 55er berichtet über die letzten Friedentage (SS.9-10): „Im Juli 1914, als das Regiment in Ohrdruf seine Schußübungen schoß, wer dachte da an Krieg? ... Aber da kommt während der Besprechung des Prüfungsschießens durch den Brigadekommandeur ein Befehl...: Alle Truppen sofort in die Garnison!. Unsere Züge rollen nach Naumburg. ... Die Siegel an den geheimen Akten brechen. ... Leute und Pferde eilen in die Kasernen. Kammern und Depots öffnen sich. .. Die grauen Garnituren, die nagelneuen Sättel und Geschirre werden ausgegeben, die Staffelbespannungen zusammengestellt. Die leichten Munitions- und anderen Kolonnen entstehen im Nu. Da fehlt kein Knopf und keine Schnalle. In Protzen und Munitionswagen werden die schweren Körbe verpackt; die Säbel werden geschliffen. So vergehen sieben Tage in fieberhafter Tätigkeit bei peinlicher Ordnung und völliger Reibungslosigkeit. ... Um Mitternacht zum 9. August beginnt der Abtransport.“
Unten sind nicht alle Bilder aufgeführt, die handschriftlichen Titel jedoch soweit möglich verzeichnet (Zitate sind in Anführungszeichen gesetzt). Die Bilder wurden nicht immer chronologisch eingeklebt, teils erscheinen einzelne Bilder einer Reihe etliche Seiten später als die übrigen.
Da viele Bilder verso beschriftet sind, wäre eine exakte historische Zuordnung durchaus möglich. Um allerdings die Zerstörung des Albums zu vermeiden, wurden die Fotos bis auf wenige Ausnahmen an ihrem Platze gelassen.
Teil 1, 1903-1913, Jugend wohl in Frankfurt/Oder (ca. 20 Bilder):
Postkarte eines Hauses, handschr. betitelt „Frankfurt / Oder, Bahnhofstr. 5“, „Familie Berendt“; „1906, ... [unles.], Bob und Ich“ (Menschen mit Fahrrädern); Halbwüchsige in Schwimmanstalt mit Biergläsern; „Bob und Ich“; „Schulzeit“ (Bilder einer Theateraufführung, Jungs und Mädels beim Eislaufen, junge Männer im Walde mit Gitarre); Postkarte „Funeral of King Edward VIII“ 1910 (gezeigt Wilhelm II); „Ruderklub Wiking 1909-1913“ (6 Fotos von jungen Männern beim Posieren und Rudern wohl an der Oder); Langlauf; Familie.
Teil 2, 1913-1914, Ausbildung beim (2. thüringischen) Feld-Artillerie-Regiment 55, Naumburg, Danzig, Ohrdruf (ca. 40 Bilder):
Visitenkarte (Naumburg, Kaserne A), Ansichten von Festungsareal, Weihnachten auf der Stube, schlafende Soldaten in Kirche oder Schloß, Blick auf Stadt, Dauerlauf am Strand, Manöverbilder [Artillerie beim Feuern, Offiziere, Beobachtung, Artillerie in Bewegung uvm], Postkarte „Der Kaiser im Lager Döberitz“. Handschr. Texte: „Kriegsschule Danzig 1913-1914 März“, „Warrenburg“ [?], „5. Batterie F.A. 55 in Ohrdruf 1914 Juli“ [steht unter einem formidablen Foto, das die Soldaten zu Pferde vor Stall im Kasernenareal zeigt, alle mit tarnumhüllten Pickelhauben mit Aufdruck „55“], „Naumburg 1914 Mai-August“, „Ohrdruf Juli 1914“.
Teil 3, Postkarten Kriegsausbruch 1914 (5 Foto-Postkarten, ca. 15 gezeichnete humorige Propaganda-Karten):
Die Kaiserin überreicht den Offizieren des I. Garde-Regiments zum Abschied Rosen; Der Kaiser verabschiedet sich von Hofprediger ... Rogge, der am 18. Januar 1871 in Versailles bei der Kaiser-Proklamation die Festpredigt hielt [je Photograph Niederastroth]; Kaiser Wilhelm im Gespräch mit General von Emmich, dem Sieger von Lüttich; Emmich; Die Württemberger bei Mühlhausen, sie sind bekannt im ganzen Reiche, man nennt sie nur Schwabenstreiche [Zeichnung von Ernst Halbritter]; Extrablatt, eine Folge der Nachrichten vom Kriegsschauplatze, Der Zar wird durch Einflössen von Hoffmannstropfen aufrecht erhalten; Ich klau Kiautschau; Det wird der Juliusturm II! (2 deutsche Soldaten tragen Eiffelturm).
Teil 4, Aufstellung RFAR 58 (5 Bilder), Einsatz an der Düna (ca. 200 Bilder), 1915-1916:
Handschr. Texte: „Neudietendorf Januar 1915“, „Auf der Wachsenburg“, „In Würland“ [?],„Denkmal ‘das befreite Vaterland’ errichtet 1915/16 a. d. Düna“; „Schloß Lindau [?] a.d.Düna vor der Beschießung / nach ...“; „Winter a.d.Düna“.
Gezeigt grandiose Waffenansichten (Soldat mit leichtem Minenwerfer, Scheinwerfer, Gewehrgranate, Kugelhandgranate, Leuchtpistole, Dräger-Atemschutzgerät (oder Flammenwerfer?), Soldaten mit aufgebockten MG 08 zur Fliegerabwehr, Feldkanone [verso betitelt „B.W.K.-Geschütz vor Lamza, wohl ein 75mm-Beutegschütz französischer Herstellung], Soldaten mit 105mm-Feldhaubitze, Feldhaubitze mit beschriebener Granate „Nach Lomsza“, erbeutete Lahitolle- oder de Bange-Kanone in Waldstellung, Kriegsschiff, feuernde Kanone), Soldaten beim Waschen, Offiziere, Schloß, 6 Postkarten Mitau, 2 Notgeldscheine Mitau, Postkarte Szaulen, Winterszenen, rauchende Troupiers mit Pferden, Offiziere im Wald, Pferd mit Gulaschkanone im Wald, Soldaten zu Pferde beim Überqueren eines Flusses, Soldaten an Küste, Granaten-Ziergarten, gefangener Russe mit deutschen Offizieren, wartende Jäger, Strand mit Warnschild, Schloss, Kanonen-Attrappe, Soldaten im Unterstand, Soldaten mit Gasmaske, triste Offiziere in Zimmer mit Stellungskarten an der Wand (Weihnachten?), Denkmal, Hunde, Schloß vor und nach Beschuß, brennende Bauernkate, Offizier mit Scherenfernrohr, Düna, Offiziere im Pelz, getarntes Geschütz, Soldaten mit erlegten Schneehasen, Waldlager, Baumbeobachtung, Graben, zerschossene Kirche, deutscher Soldatenfriedhof, Zivilisten, getarntes feuerndes Geschütz, erlegter Hirsch, Soldaten beim gemeinsamen Stuhlgang, Alkoholika, zerschossene Brücke, brennendes Gehöft, Gleisanlagen, zerschossene Gebäude, Tote, Denkmal „Libau 7. Mai 1915“, Offiziere in Auto.
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Teil 5, Rumänien 1915-1918 (ca. 180 Front-Bilder, ca. 10 Bilder von Heimaturlaub):
Handschr. Texte: „Abfahrt nach Rumänien“, „Oberst Tüllmann, Regts. Kdr. R.F.A. 58“, „Major Milentz II/58“, „Siebenbürgen Kirchgang“, „... [unles.] bei Porumbak“, „abgeschossener rum. Flieger“, „Haubitze des 5/58 in Stellung“ [gezeigt eine 105mm leichte Feldhaubitze 98/09], „Schloß Törzburg“, „Div.Kdr. 76. Res. Div. Exz. Elstermann von Elster“, „tote Rumänen“, „der ‘blutige Prinz’, Exz.v. Marquard“ [?], „Lt. ...mann 5/58 in Sommeruniform“, „Hübsches Mädchen, Rumänien“, „der erste in Rumänien gefangene Russe“, „... [unles.] in Karpathen, „Rückzugsstrasse der Rumänen“, „Kriegsurlaub 1917 in ... [unles.]“, „Lazarett in der Kirche“, „Gefangene“, „Am Scherenfernrohr an der Beobachtungsstelle 4/58 Oktober 17“, „vor unserer Beobachtungsstelle Oktober 17“, „Mackensen bei der Parade“, „Kriegsurlaub 1918 ...“
Gezeigt: Eisenbahnzug, Offiziere neben Eisenbahnzug, Siebenbürger Sachsen, Granateinschuss, Soldaten mit Ausrüstung, Truppe auf dem Marsch, Öltürme und Gleisanlagen (teils zerstört, teils intakt), Leichen und Ausrüstung in rumänischer Stellung, eroberte MG-Kanzel im Areal eines Forts, Soldatenfriedhof, Zigeuner (?), Gebirgspass (wohl Schlachtfeld), Granate, wohl rumänischer Munitionswagen, MG-Schartenturm, zerstörtes franz. 75-Kanone Mod. 1897, geflohene Zivilbevölkerung, deutsche Offiziere, zerstörte Brücken (Postkarten, einmal betitelt „gesprengte Brücke bei Törzburg“), Sprengtrichter, Postkarte „Bukarest Boulevard Elisabeth“, Postkarte „Bukarest, Chaussée Kisselef-Boufet“, Postkarte „General von Falkenhayn, der Führer der siegreichen 9. Armee vor seinem Hauptquartier“, Luftfotos Stellungen (gefertigt von Fliegerabteilung 42 Anfang Juni 1917), Windmühle, Granatbeschuss, rumänische Ortschaften, Zivilisten bei Strassenarbeiten, eigene Stellung mit Granateinschlag beim Gegner, feuerbereite Batterie, toter Rumäne, deutsche Soldaten mit russischem Maxim-MG.
Teil 6, lose Bildern (ein privater Abzug, 5 Abzüge als Postkarten, eine handgeschriebene Postkarte):
Mädchenklasse um 1900, handgeschr. Postkarte in lateinischer Sprache (an Richter zum Abitur und Dienstantritt dat. 16.8.1912), 4 Uniformierte und Damen, Strasse in Tauberbischofsheim, 3x Heimkehr (3 Postkarten, die wahrscheinlich den feierlichen Empfang des heimkehrenden Feldart.-Rgts. 58 in Naumburg zeigen: Die Soldaten sind ohne Waffen, Stahlhelme und Ausrüstung auf einem geschmückten Stadtplatze zu sehen, auf einer Tribüne die Würdenträger der Stadt. Tatsächlich geht aus der Regimentsgeschichte hervor, daß die Truppe Waffen, Gerät und die meisten Pferde bereits auf dem Rückmarsch in Ungarn abgeben musste).
Wilhelm Richter wurde am 17.9.1892 in Hirschberg (Schlesien) geboren, er starb am 4.2.1971 wahrscheinlich in Starnberg.
1913, mit 21 Jahren, trat Richter als Fahnenjunker in das preussische Heer ein. Anfangs diente er beim 2. (thüringischen) Feldartillerie Regiment 55 und wurde dort am 15.6.1914 zum Leutnant ernannt. Im Januar 1915 wechselte er zum neugebildeten Reserve Feldartillerie Regiment 58 um hier bis Kriegsende zu verbleiben. Wahrscheinlich ernannte man ihn noch vor 1918 zum Oberleutnant.
Richter gehörte zu den wenigen Soldaten, denen nach 1919 eine Karriere als Berufssoldat ermöglicht wurde. Nachdem er das Jahr 1919 primär als Angehöriger des Hessisch-Thürngisch-Waldeckschen Freikorps verbracht hatte, übernahm ihn wohl 1920 die Reichswehr in ihre Reihen. Er diente sicher von 1923 bis 1931 beim 2. preussischen Artillerie Regiment, 1933 war er bereits Major. Die Aufrüstung unter Hitler beschleunigte Richters Fortkommen, 1936 ernannte man ihn zum Oberstleutnant, 1939 zum Oberst. Im Zweiten Weltkrieg hatte Richter verschiedene Posten inne: Vom 1.4.1938 zum 1.10.1941 befehligte er das Artillerie-Regiment 30, bis 1.1.1943 war er „Arko“ (Artillerie-Kommandeur) 35 in Frankreich, bis Ende 1943 stellvertretender Kommandeur der Luftwaffen-Feld-Division. Am 1.5.1943 ernannte man ihn zum Generalmajor, am 1.4.1944 zum Generalleutnant.
Seine historisch wichtigste Befehlsstelle hatte Richter 1944 inne, denn er befehligte zum Zeitpunkt der Landung der Alliierten im Juni 1944 die Kanalküste bei Caen (als Kommandeur der 716. „bodenständigen“ Infanterie Division vom 1.4.1943 zum 1.9.1944). Seine weitere Laufbahn bis Ende des Krieges ist nicht exakt eruierbar, in die Führerreserve - sprich den Ruhestand - scheint er jedoch nicht versetzt worden zu sein (Keilig erwähnt 2 Posten in Infanteriedivisionen bis Mai 1945).
Richter war preussischer Offizier der alten Schule, dazu Pferdenarr. In den 1930ern betätigte er sich neben seiner Position als Batteriechef auch als Reitlehrer einer Abteilung. Zahlreiche Fotos der Alben 2 und 4 zeigen Pferde, Reiter, Jagdgesellschaften zu Pferde und Jagdhunde.
Sekundärliteratur:
- [Wolff, Wolf von:] Kriegsgeschichte des 2. Thüringischen Feldartillerie Remints Nr. 55, herausgegeben zum 25. Mai 1924, dem 25jährigen Gründungstage des Regiments (Verlag des Vereins Barbara, Gotha 1924).
- Wagner: Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 58 (Stalling Vlg., Oldenburg 1923).
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