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Jahr: 1943-1944
Bemerkung:
ArtikelNr. 3775

 

E-Mail

Kleines Briefkonvolut 1943-1944, Zwangsarbeiter aus Frankreich, Lyon-Steiermark

Kleines Konvolut von Briefen, aus einem Nachlass. Die Schriftstücke stammen von dem Franzosen Charles Mondon, der während des Zweiten Weltkrieges als Arbeiter in Eisenerz in der Steiermark, wohl in der „Hofengbachgasse“, untergebracht war. Der Mann scheint 1942 freiwillig den Arbeitseinsatz in Deutschland angetreten zu haben.

Enthalten sind neben den Briefen 2 von der Vichy-Regierung herausgegebene Informationsblätter. Einmal eine „Note sur les communications postales avec la zone non occupée“, hier werden die Regeln erklärt, die Zwangsarbeiter zu beachten hatten, die mit Verwandten in Vichy-Frankreich Schriftverkehr pflegten (Torso mit Fehlstellen mit Textverlust). Dazu „Instructions pour la main-d’oeuvre embauchée pour l’Allemagne“. Das Blatt hatte der Zwangsarbeiter bereits in Frankreich erhalten. Es heisst: „Vous allez en Allemagne pour y travailler. Vous y serez bien accueilli et traité amicalement. ... Dans une déclaration officielle particulière, du 4-3-1942, le Gouvernement Francais vous assure qu’il veillera également à ce que les familles restant en France ne subissent aucun dommage du fait de l’ouvrier occupé en Allemagne, et à ce que ce dernier ne soit pas désavantagé à son rétour en France... Entre l’Allemagne et les territoires francais occupés la correspondance ... est admise sans restrictions. ...“ Weiter unten wird auch das Recht auf bezahlten Heimaturlaub erwähnt, was die Datierung des Schriftstückes auf 1942 höchstwahrscheinlich macht. Zustand: Läsuren an Falzkanten, komplett erhalten.

Die Briefe haben sich vielleicht erhalten, da Charles sie - aus welchen Gründen auch immer - nie abgeschickt bzw. nicht zurück nach Hause genommen hatte.
- 8 Schreiben des Charles Mondon nach Frankreich (nur partiell datiert, 1x 7.7.1943 und 2x 14.5.1944). Wohl 2 Briefentwürfe, dazu 5 eng beschriebene ungelaufene Feldpost-Postkarten, die Mondon wohl 1943 und (die Karten) im Mai 1944 beschrieb. Adressaten sind Familienangehörige (Tante, Bruder, Schwester), die oft in Bourbon-Lancy, Dept. Saône et Loire leben. Der Franzose ist ob der alliierten Bombardierungen in Frankreich voller Unruhe über den Verbleib seiner Verwandten, über seine Tätigkeiten in Eisenerz schreibt er wenig.
- 7 Schreiben von Angehörigen des Moudon an ihn, datiert April bis Dezember 1943. Es schreiben die Mutter, seine Verlobte und wohl 2 Tanten.

Beiliegend noch 2 Schreiben aus dem selben Nachlass, adressiert an eine Frau Martina Welina, „Bezirks-Konsum“ in Eisenerz, dat. 1933; dazu 2 Schreiben von 1934 an einen Josef Maxl („Führerschule des staatl. Arbeitsdienstes in Waidhofen an der Ybbs“). Letztlich eine Quittung über das Umwechseln von 69.60 Reichsmark in 1000 Francs, datiert 1951, ausgestellt auf Martina Maxl, Leoben. Allesamt nicht abgebildet.

In Frankreich haben sich Briefe dieser Art wohl zu Millionen erhalten, in Deutschland dagegen findet man solche Quellen nur sehr selten. Die Briefe sind von dunkler Ausstrahlung, man glaubt die Ängste und das Leid des Franzosen deutlich zu spüren, wenn man die Stücke in Händen hält.

(c) Ingo Hugger  2020 | livre@cassiodor.com