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> 1914-1918
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Jahr: |
1912-1922 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
3771 |
E-Mail
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Dokumente eines Nachtwächters und Briefträgers aus Kirchboitzen. IR 84, Kadettenhaus Bensberg u.a., 1912 bis 1922
Dokumente aus dem Nachlaß des Adolf Hatewohl, ehedem Postillon in Kirchboitzen, Kreis Fallingbostel. Die Stücke teils handsschriftlich, teils hektographiert, oft gelocht, ganz vereinzelt randfransig, fleckig.
Einige Blätter mit schönen Stempeln des Kadettenhauses. Die Schreiben sind teils in aufwändigen handschriftlichen Abschriften erhalten. Im Ganzen ca. 20 Dokumente.
Hatewohl, geboren am 14.5.1892, diente ab dem 16.10.1912 als Musketier bei der 2. Kompanie, Infanterie Regiment 84. Er verletzte sich noch während der Grundausbildung und schied am 31.3.1913 aus der Armee aus. Umgehend erhielt er eine Rente bewilligt, die 20% des Maximalsatzes umfasste - man stufte H. als 20% erwerbsunfähig ein. Ab dem 1.4.1914 arbeitete er als „Aufwärter“ und Nachtwächter im Kadettenhaus in Bensburg, das wohl während des Krieges mitsamt Personal nach Berlin-Lichterfelde umzog. Ab 1919 verdingte er sich als Briefträger in Winsen/Aller, später als Hilfs-Postschaffner in Celle.
- Zuzugsattest Kirchboitzen vom 2.2.1912, Polizeidirektion Bremen (ausgeschnitten).
- Arbeitsbestätigung des Posthalters Kaiser für Hatewohl, Kirchboizen 30.9.1912.
- 16.3.1913, das Regiment bewilligt Musketier H. „auf Grund von Dienstbeschädigung“ bis zum 30.9.1913 eine monatliche Rente von 9 Mark. Die sind 20% der Vollrente von 540 Mark jährlich. Unterzeichnet auch vom Oberst und Regimentskommandeur Stengs (?).
- 26.3.1913, hektographiertes Info-Blatt der Kassenstelle Walsrode zwecks Rentenzahlung.
- 31.3.1913, Abschrift des Militär-Führungszeugnisses und Bestätigung des Rentenanspruchs.
- 4.8.1913, Gestellungsbefehl zur Tauglichkeitsprüfung im Garnisonslazarett Hannover, hektographiert, Stempel „Bezirks-Kommando Celle“.
- 24.9.1913, Bestätigung einer Rentenzahlung seitens des Bezirkskommandos Celle
- 30.10.1913, erneute Bestätigung der Zahlung von 9 Mark, 20% des Maximalsatzes vom Bez.Kdo.
- 25.6.1914, Halbierung des Prozensatzes und der Rentenzahlung.
- 24.1.1919. Abschrift eines Schreibens des H. Er ist nun „Militärunterbeamter“ und ersucht um eine Stelle als Landbriefträger. In knappen Worten schildert er seinen Militär-Lebenslauf. Endlich erfahren wir, was ihm 1912 geschehen war: „Dort [beim Regiment] habe ich mir beim Turnen das linke Ellenbogengelenk beschädigt“. Über seine Zeit im Kadettenhaus: „Neben meinem Wächterdienst habe ich am Tage Botengänge und Verwendungsgebung von Feuermaterialien verrichtet“ (sprich eingeheizt) .... „Ich bin nicht im Felde gewesen, da wir in unserer etatmässigen Aufstellung in den Listen beim Bezirkskommando gestrichen wurden.“ Dazu ein handschriftlicher Lebenslauf.
- 27.2.1919. Postkarte der Ober-Postdirektion Hannover an H. mit der Mitteilung, daß die Sache an die Oberpostdirektion Cöln abgegeben werde (gestempelt, Briefmarke fehlt).
- 15.3.1919, Schreiben des „Kadettenhaus Bensburg z.Zt. Berlin-Lichterfelde“ an H., signiert vom Major und Kommandeur. „Nachtwächter Hatesohl“ wird informiert, daß er nicht vom Militär in den Postdienst versetzt, sondern erst entlassen und dann neueingestellt werden könne.
- 23.5.1919, handschriftlicher Zettel: „Postamt, Winsen (Aller) ... Infolge Verfügung der O.P.D. in Hannover vom 20ten Mai 1919 sollen Sie zum Postboten angenommen .... und bei dem hiesigen Postamt im Landbestelldienst ... beschäftigt werden. ...“ Daneben, ganz klein mit Bleistift geschrieben: „Märchen Bornheber?“
- 11.6.1919. Kadettenhaus Bernsberg z.Zt. Lichterfelde bestätigt dem H., daß er auf Antrag aus dem Militärdienst entlassen wird, signiert vom Kommandeur.
- 19.7.1919. Schreiben der „Abwicklungsstelle des Kadettenhauses Naumburg a.S.“ an H. Seiner Bitte um Gewährung der Umzugskosten kann nicht ensprochen werden, er solle sich an die Postdirektion wenden.
- 4.9.1921. Der Gemeindevorsteher Winsen Aller beglaubigt die Echtheit einer belanglosen Abschrift.
- 15.2.1922. Abschrift eines Schreiben des Reichspostministeriums. Es sei unklar, ob die Militär-Kadetten-Dienstzeit des H. dem Postdienst (und damit der Rentenanspruchszeit) angerechnet werden könne.
- 16.3.1922. Abschrift eines Schreibens des H. an die Behörde mit erneuter Bitte um Mitbeachtung der Militär-Dienstzeit.
- 13.6.1922. Das Versorgungsamt Koblenz genehmigt die Anrechnung der Dienstzeit ab 1.1.1919.
- 23.6.1922. Schreiben des Versorgungsamtes Celle, daß die Militär-Versehrtenrente mit Ende Dezember „in Wegfall“ komme.
- 7.7.1922: Quittung über Rentenzahlung von 4 Mark vom Hauptversorgungsamt Coblenz.
- 5.9.1922: Schreiben der „Amtlichen Fürsorgestelle der Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenenfürsorge“, Rentenzahlung eingestellt, letzter Abfindungsbetrag abholbereit (76,50 Mark).
- 19.9.1923: Hilfs-Postschaffner H. aus Celle kann nun in Besoldungsgruppe III angestellt werden.
- 27.8.1926: Bestätigung des Krankenhauses Celle, daß H. dort vom 5.6.1926 zum 27.8.1926 „verpflegt“ wurde.
- 27.7.1939, 15.4.1942: 2 ärztliche Atteste, die H’s Dienstunfähigkeit bescheinigen sollen.
- 4.4.1942: Oberpostdirektion legt den Beginn des anrechenbaren Dienstalter auf den 1.6.1919 fest.
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