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achilles.jpg

Jahr: 1915-1916
Bemerkung:
ArtikelNr. 3724

 

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Fotografien 1915-1916, bayr. Res. Feld Art. Rgt. 8, Vogesen. Ca. 50 Fotos, teils Glasnegative, teils Abzüge.

Konvolut von Glasnegativen und originalen Abzügen aus dem Nachlass eines ehemaligen Angehörigen des bayerischen Reserve Feldartillerie-Regiment 8. Der Soldat diente wahrscheinlich als Artillerist bei der 1. Batterie der Einheit, vielleicht als Sanitäter. Da der Bildnachlass in Starnberg bei München gefunden wurde, ist anzunehmen, daß der Soldat hier beheimatet gewesen war. Wie der Mann hieß, konnte trotz aller Hilfsmittel leider nicht eruiert werden.

Der Nachweis, daß die Bilder des Konvolutes einem Angehörigen des bay.RFAR 8 gehörten, gelang anhand der Negative, die den Achilleion-Felsen darstellen. Obwohl auf den Negativen keine Truppenbezeichnung im Fels zu sehen ist, konnte die Einheit bestimmt werden – denn das Monument existiert noch heute und wurde vom Antiquar im Jahre 2002 besucht und fotografiert. Anhand der Regimentsgeschichte (Herold, Eduard Ritter von: Das K.B. Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 8, München 1927) konnten etliche Details zu einzelnen Fotos erhellt werden, eine genaue historische Zuordnung vieler Bilder bleibt allerdings leider unmöglich.



In der Regimentsgeschichte heisst es, daß am 18.11.1915 „der Führer des [frisch eingetroffenen] Ersatzes aus Landsberg ... Lichtbilder von den Stellungen zu Schulungszwecken“ aufgenommen habe. Bild Nr. 2 der Serie von Glasnegativen datiert auf den 15.11.1915. Vielleicht kam „unser“ Photograph mit ebenjenem Ersatz zur Einheit und tat es seinem Vorgesetzten gleich – wahrscheinlicher ist jedoch, daß er bereits bei der Truppe gewesen war und durch das Vorbild des Neuen seine Scheu verlor, mit einer Großbildkamera zu photographieren. Daß er auch aus kommerziellem Interesse photographierte, macht ein Bild der 4x6-Serie wahrscheinlich, auf dem hinten zu lesen ist „Gelt, davon 50 Abzüge“.

Auf dem Achilles-Stein sind wahrscheinlich die Namen der Angehörigen der Bedienungsmannschaft des 3. Geschützes der 1. Batterie vermerkt, darunter auch der des auf einem Negativ gezeigte Wachtmeister Achilles. Dieser war ein Kriegsheld, denn er hatte am 22.2.1915 am Mönchsberg eine solch verwegene Erkundung durchgeführt, daß man ihm dafür eine hohe bayerische Auszeichnung, nämlich die Goldene Tapferkeits-Medaille, verlieh. So verwundert es nicht, daß ein Denkstein nach ihm benannt wurde.
Die meisten der aufgeführten Männer haben bis 1918 zumeist bei der 1. Batterie des Regiments Offiziers- bzw. Unteroffiziersdienstgrade erlangt. Der erwähnte Leutnant Kollmann (gezeigt wohl auf einem der 4x6-Fotos) fiel am 22.11.1916 in Rumänien. Was aus Achilles wurde, ist bislang noch unbekannt.
Eine pikante Note erhalten Bildnachlass und Achilleion-Denkmal durch ein Negativ, das zwei posierende nackte Männer zeigt. Handelte es sich bei dem Monument um einen Treffpunkt homophiler Soldaten?

Das 8. Bayerische Reserve Feldartillerie-Regiment war von Anfang 1915 bis zum 3.9.1916 an der Vogesenfront eingesetzt, unterbrochen nur von einem einmonatigen Aufenthalt an der Ostfront. Die Einheit kämpfte an den Front-Brennpunkten um Munster [1871-1918 „Münster“]. Man beschoss französische Gräben u.a. am Reichackerkopf [auch Reichsackerkopf], Klaengle, Maettle, Hilsenfirst oder Judenhut.
Die Batterien waren zumeist auf hinter der Front gelegenen Bergen in bereits im November 1915 gut ausgebauten festen Stellungen stationiert. Das 3. Geschütz der 1. Batterie war wahrscheinlich am südlichen Steinberg postiert – ganz in der Nähe des Achilleions.


Bestand A: 9x12cm. 13 Glasnegative und 13 Abzüge. Gesamt 23 von wohl 27 Bildern einer durchgehenden Reihe. Fotos aufgenommen zwischen 15.11.1915 und 19.6.1916.

1. 13 Glasnegative 1915-1916. Die Negative sind im Format 9x12cm und haben sich in wohl noch während des Krieges beschrifteten Papierumschlägen erhalten. Einige Negative sind gebochen, einige haben Bruchstellen. Allesamt mit Spuren der Umschläge (teils waren die Stücke noch zugeklebt!!!), kleinen Kratzern u.ä., im Ganzen schön erhalten.
In der Regimentsgeschichte heisst es, daß am 29.11.1915 die Winterausrüstung an die Soldaten ausgegeben worden war („Hörner- und Rodelschlitten, Schneeschuhe und Schneereifen, Eisgriffe, Eispickel, Bergstöcke, Schneebrillen“): Es ist verwunderlich, daß Skier dabei nicht erwähnt werden, denn die Männer der ersten Batterie scheinen im Frühjahr 1916 ausgiebig Wintersport betrieben zu haben.

Die Umschläge sind wie folgt beschriftet:
- Nr. 2, Nördlicher Steinberg und Grenzkamm vom südlichen Steinberg aus, aufgenommen am 15.11.1915 von Haver [Hauer?].
- Nr. 4, Herr Wachtmeister Achilles in der Telefonzentrale Hilsenfirst in den Vogesen, aufgenommen 27.11.1915 von Haver.
- Nr. 7, ohne Titel [gezeigt Soldat im Schnee auf Berggipfel].
- Nr. 9, Herr Mayer in Civil am Fenster im Wohnzimmer, aufgenommen am 8. Februar 1916 von Haver [hiervon existiert ein originaler Abzug, s.u.].
- Nr. 14, Waldaufnahme im Winter (Vogesen), 5.3.1916 [mit Bleistift ist noch notiert „3 Abzüge“, belanglose Naturstudie].
- Nr. 18, Herr Diener [Diemer?] als Skiläufer (Vogesen), aufgenommen 5.3.1916 [wieder heisst es „3x“, die Abzüge sind erhalten, s.u.].
- Nr. 19, Handdrahtseilbahnstation des 3. Geschützes, selbst erdacht und erbaut, oben Munitionskorb, aufgenommen am 5. April 1916.
- Nr. 20, Blick von der Stelle des 3. Geschützes ins Gebweilertal. Im Vordergrund unser Skigelände, an dem Drahtverhau lehnt Diener. Aufgenommen am 5.4.1916.
- Nr. 23, Lankes, Jokers, Wittmann, Achilles, Hacker Pantaleon, Schwab, Langwieser, Tante. Aufgenommen am 10.4.1916.
- Nr. 23, [2 nackte Soldaten im Wald, wohl am Achilleion aufgenommen; das in 3 Teile zerbrochene Negativ ist unten mit Nummer 23 versehen].
- Nr. 24, [Achilleion; hier fehlt der Umschlag, jedoch ist das Negativ mit der Nummer 24 versehen, gezeigt ein Soldat vor Achilleion-Denkstein].
- Nr. 25, Unteroffizier Wecker am Achilleion-Felsen (noch nicht fertig), aufgenommen 28.4.1916 [Negativ in 2 Teilen].
- Nr. 26, 2 Kameraden, links Ganshorn, rechts Allmer, in der Laube beim Unterstand des III. Geschützes, aufgenommen am 19. Juni 1916.

2. 13 Originale Abzüge von Glasnegativen. Im Konvolut haben sich einige 9x12-Positive erhalten, die sicher nach Negativen der obigen Reihe gefertigt wurden. Teils mit Falzen und Entwicklungsunsauberkeiten, teils fleckig und gewellt, großteils unbeschriftet. Eine Zuordnung ist durch Vergleiche und teils Übereinstimmungen möglich.
- Nr. 8 [?], Soldaten im Unterstand (Bild stark verblasst).
- Nr. 9, Herr Mayer in Civil.
- Nr. 10 [?], ein Mann in Zivilkleidung in gleichem Zimmer wie 9.
- Nr. 11 [?], der selbe Mann in Uniform in gleicher Szene.
- Nr. 12 [?], der selbe Mann in Zivil in anderem Zimmer wohl des selben Hauses.
- Nr. 13 [?], 3 Soldaten an Außentreppe des auf Negativ 23 gezeigten Hauses.
- Nr. 15 [?], drei uniformierte Skifahrer, einer mit nacktem Oberkörper.
- Nr. 16, Skifahrer in Uniform, Negativmit Belichtungsfehler, hinten mit handschr. Nummer 16.
- Nr. 17 [?], 2 Abzüge eines Skifahrers in Uniform, das Negativ hatte einen Belichtungsfehler.
- Nr. 18, 4 differente Abzüge des obigen Negativs, Entwicklungsreihe.
- Nr. 21 [?], Blick ins Gebweilertal [?], links Stacheldrahtverhau.
- Nr. 22, Soldatengruppe mit „Tante“ [siehe Neg. 23], 2 Abzüge (einer fehlerhaft).

Über die Soldaten Diener oder Diemer, Lankes, Jokers, Hacker, Schwab, Langwieser, Ganshorn, Allmer und Mayer ließ sich bislang nichts eruieren.




Bestand B. Abzüge überwiegend 4x6cm, Vogesen und wohl Ostfront.
Viele Positive weisen Entwicklungs- oder Vergrösserungsfehler auf, teils sind die Bilder auf kartonstarkes Postkartenpapier belichtet, teils auf dünnes Fotopapier. Zustand: Teils fleckig, teils flau, teils gut. Einige Bilder tragen hinten den handschriftlichen Reihenvermerk „60126 Serie I“. Auf einem Foto (das in mehreren Abzügen vorliegt) heisst es hinten: „Gelt, davon 50 Abzüge“; wahrscheinlich trachtete der Photograph danach, das Bild in Deutschland auf dem grauen Markt zu verkaufen. Etliche Fotos zeigen einen Mann mit Rotkreuzarmbinde, vielleicht den ehemaligen Eigner der Fotos.

1. Vogesen, ca. 40 Abzüge.
- beschriftet: 4 Bilder. „Diemer und ich“ [Diener? Siemer?] (Soldaten im Gras, einer mit Rotkreuzarmbinde); „eine fröhliche Gesellschaft im Unterstand des 3. Gesch.“; „Ein Gruppenbild. Hinten stehe ich, vorn unser Leutnant. Ein Wachtmeister. Lechler links .... [unles.] in Klebach [auch Kleebach genannt]. Rechts außen unser Richtkanonier, erhielt das Eisenrne Kreuz ... [dazu Text in Kurzschrift]“; „Hotel Mönchberg und unsere Stellung; Betonunterstand“. Bemerkenswert ist, daß zwei der Bilder im ansonsten im Konvolut nicht enthaltenen Format 6x6cm belichtet und vergrössert wurden.
- Artillerie: 11 Fotos (meist wohl in bzw. bei der fest installierten und aus Holz gebauten Feuerstellung der Kanone). Einmal verso mit Text „Gelt, davon 50 Abzüge“.
- Bunker / Stellungen: 7 Fotos.
- Blick auf Berge und Hof: 4 Fotos.
- Ruhelager, Essen, Kartoffelschälen: 4 Fotos.
- Kameraden, Portraits: Ca. 10 Fotos (ca. 3x mit Feldtelefon).
- Kameraden auf Ruderboot: 3 Fotos (die Bilder geben Rätsel auf, vorne erkennt man aufgestapelte Kästen oder Schachteln).




2. Ostfront, ca. 10 Bilder.
- 3 Negative 6x9cm, Reitertruppe auf Strasse.
- Gruppenbilder: 3 Fotos (Männer zu Fuß und zu Pferde).
- zerstörte Brücke, Landschaft: 2 Fotos.
- Gruppenbild, Soldaten mit Pickelhaube neben Kanone, wohl Winter.
- Ca. 7 unkenntliche Fotos.



Bestand C
- 3 Negative in ziviler Wohnung, einmal Soldat in Uniform
- diverse belanglose Positive

Bestand D. Dazu etliche zivile Bilder, die wohl vor dem Krieg entstanden:
Skifahren, Bayern, Südsee
- 4 Glasnegative 6x9cm, Skifahrer in Gebirge
- 2 Negative Skifahrer an stark frequentiertem Hang
- 2 Glasnegative 6x9cm, jeweils in beschriebenem Briefumschlag („Gusti als Wehrkraftler am Fenster in München, aufgenommen am 20. Februar 1916 von Resi“; „Lisi mit ihrer Kameradin bei ihrer Radltour nach Leutstetten, aufgenommen am 1916 von Wiggi“).
- 1 Negativ 9x12cm, wohl Südsee, Insulaner mit verwackeltem Weissen.
- 1 Negativ 9x12cm, Menschen vor Haus wohl in Bayern.
- 2 Positive, Frauen mit schönem Jugendstil-Stuhl (wohl Gestaltung Adolf Loos).

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