Vivarium
> Deutschland 1933-1945
> Heimatfront 1939-1945
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Jahr: |
um 1946 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
3697 |
E-Mail
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Konvolut von Krankenakten und Röntgenbildern, München 1945-1946. Städtisches Krankenhaus Schwabing, Kölner Platz 1, München (heute: Klinikum Schwabing).
Das Konvolut entstammt wohl dem Nachlass einer ehemaligen Ärztin der Einrichtung.
Enthalten sind Krankenakten des Krankenhauses München-Schwabing und, soweit Teil der Akten, auch Unterlagen anderer Krankhäuser bzw. Ärzte. Pappmappe mit Aufkleber „Krankengeschichten“, inliegend ca. 50 Akten (genannt „Krankheitsgeschichte“) zu einzelnen Patienten (je 4°, ca. 2 bis 12 Blatt pro Akte). In den handschriftlichen Eintragungen einer Akte finden sich Angaben zu Namen und Herkunft eines Menschen, zum Krankheitsverlauf, medizinischen Befund etc., dazu kommen teils andere Dokumente wie Fieberkurven, Krankenkassenscheine, Überweisungsschreiben u.a.
Viele der Kinder stammten aus Oberbayern, etliche aber auch aus östlichen Gebieten (Ukraine, Schlesien etc.). Oftmals ist als Wohnort“ ein Lager (z.B. „SS-Kaserne Freimann“ oder „Starnberg, Lager Luitpoldweg“) angegeben.
Die behandelten Kinder wurden zumeist 1944-1946 geboren. Das älteste behandelte Kind wurde bereits 1938 geboren und lebte zum Zeitpunkt der Erkrankung im Kinderheim Stockdorf; es starb im September 1946 an Diphterie, und zwar an dem Tag, an dem es ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Bei den allermeisten Patienten/Patientinnen handelte es sich jedoch um Kleinkinder, Säuglinge und Frühgeburten.
Einige der Akten tragen im gedruckten Briefkopf noch den Vermerk „Hauptstadt der Bewegung“, dieser wurde teils übermalt, teils weggeschnitten. Eine Akte enthält das schreibmaschinenschrifliche Überweisungsschreiben des Lagerarztes der SS-Kaserne Freimann („SS Kaserne Freimann, DP Center UNRRA TE M 107“). In einer anderen Akte fand sich ein weiteres kurioses Dokument: Eine vorgedruckte Erklärung des Kinderkrankenhauses München-Schwabing: „Bekanntlich ist München luftbedrohtes Gebiet. Die Aufnahme und Versorgung Ihres Kindes im Krankenhaus erfolgt hinsichtlich Fliegerschädigung - trotz ordungsgemäßer Luftschutz-Einrichtungen im Hause - auf eigene Gefahr. Verlegung in eines unserer Ausweichkrankenhäuser bleibt uns je nach Lage des Falles vorbehalten“ (vorgedruckt datiert auf 1944, jedoch handschr. in 1946 geändert).
Zu den Akten kommen noch ca. 10 Röntgenbilder, zumeist von Brustkörben (Format zumeist 19x22cm), alle unten mit Namen des Menschen versehen. Dazu noch eine Aufnahme eines bizarr verformten Kinderkopfes (24x29cm).
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Rührende Quelle zum München der unmittelbaren Nachkriegszeit.
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