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Jahr: |
1860-1904 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
3270 |
E-Mail
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Diverse Dokumente aus dem Nachlass des 1913 in Fürstenfeldbruck gestorbenen Franz Stadler, 1860-1904.
Heimatgeschichte Schwabmünchen, Landsberg am Lech, München, Fürstenfeldbruck.
Das hier erfasste Konvolut fand sich auf dem Dachboden des Hauses Ludwigstrasse 20 in Fürstenfeldbruck und wurde dort viele Jahrzehnte lang unbeachtet in alten Koffern aufbewahrt. 2004 räumte man den Speicher, der Nachlass wurde „aus seinem Dornröschenschlaf geweckt“. Der Bestand gibt einige dürre Anhaltspunkte zur teils geheimnisvollen Biographie des mit nur 54 Jahren verstorbenen Mannes.
Stadler wurde geboren am 3.10.1859 (oder am 4.10., die Angaben variieren) in Langerringen bei Schwabmünchen (oder in Landsberg, auch hier variieren die Angaben in den Dokumenten). Er war wohl ein unehelicher Sohn einer Frau Wörishofer, und hieß erst nach Heirat seiner Mutter „Stadler“. 1872 beendete er die „Gewerbliche Fortbildungsschule“ in Landsberg, besuchte denn für einige Monate die Realschule des Ortes und wechselte 1873 nach München, wo er sicherlich bis 1880 die Baugewerksschule besuchte. Ende der 1890er-Jahre scheint er verheiratet und Vater zweier Kinder zu sein. 1904, mit nur 45 Jahren, wird er als „Privatier“ tituliert und scheint keiner geregelten Arbeit nachzugehen. Er starb 1913 in Fürstenfeldbruck als vermögender Mann (Hausbesitzer und Aktionär). Ob Stadler, dessen Gattin nach seinem Tode „Baumeister-Wittwe“ genannt wird, sein Vermögen selber erwirtschaftet oder geerbt oder aus der Vermögensmasse seiner Frau erhalten hatte, bleibt unklar.
Enthalten sind folgende Dokumente (zumeist 4°, allesamt mit Faltfalzen, sonst gut erhalten, wenn nicht unten anders angegeben):
Langerringen bei Augsburg / Schwabmünchen
- 1860. „Schutzpocken-Impfungs-Schein“. Der Gerichtsarzt Sodter vom Landgericht Schwabmünchen bestätigt am 16.5.1860 durch Signatur und schönem Stempelabdruck, daß ein „Franz Georg Wörishofer“ „auf Grund der Impfliste des Bezirkes Langerringen“ „bei der ordentlichen öffentlichen Schutzpocken-Impfung zu Langenerringen am 9. Mai 1860 geimpft wurde“ (8°, stockfleckig, minimes Loch an Falzecke mittig, sonst gut);
Landsberg am Lech
- 1871. „Zeugnis über die Entlassung aus der Werktagsschule“, Landsberg am Lech, 3.10.1871. Der schwerhörige Franz Stadler, „Sohn eines Steinmetzes von Landsberg“ hat sehr gut abgeschlossen, seine Eltern konnten mit dem Zeugnis zufrieden sein. Das Blatt mit wunderschönem Schmuckrand und kuriosen Schulfächern (wie z.B. „nützliche Kenntnisse“), dazu Signaturen und Stempel (stockfleckig, kleine Randläsuren, verso fleckig, sonst gut);
- 1872. „Jahres-Zeugnis“ des Stadler, der hier als gebürtiger Landsberger fungiert, datiert 30.7.1872, ausgestellt von der „gewerblichen Fortbildungsschule“ in Landsberg, auch hier mit Signaturen und Stempel (stockfleckig, kleine Randläsur, sonst gut);
- 1872. Alte Kartonmappe mit Aufschrift „Realschule Landsberg, Stadler Franz, Linearzeichnen 1872/73“. Hier wurden die Dokumente aufbewahrt. Die Mappe enthält nur zwei Deckel, der ursprüngliche Inhalt ist nicht erhalten. Innen steht auf Deckel 1: „4 Blatt Vorübungen, 14 Blatt geometrische Constructionen, 1 Blatt praktische Übungen. Ausgetreten am Schlusse des I. Sem. 1873, Bachmann“ (etwas berieben und fleckig, sonst gut).
- 1875. „Heimats-Schein“. Stadler wird am 12.11.1875 „zum Zwecke seines persönlichen Ausweises“ bestätigt, daß er „durch Abstammung (Naturalisation) die Eigenschaft als Bayer besitzt und in der Stadtgemeinde Lansberg heimatberechtigt ist“. Signiert vom „rechtskundigen Bprgermeister“ Arnold, mit Stempeln (2 Blatt, stockfleckig, minime Läsur an Falzkante innen, sonst gut);
- 1880. „Ausmusterungs-Schein“ vom Aushebungs-Bezirk Landsberg am Lech, datiert 7.6.1880. Stadlers Beruf wird mit „Steinmetz“ angegeben. Der Mann wird dauerhaft dienstuntauglich erklärt, bestätigt mit Stempel („Ober-Ersastz-Kommission im Bezirk der 2. Infanterie-Brigade“) und Signaturen (leicht stockfleckig, sonst gut).
- Impfschein der Stadt Landsberg für Rudolf Stadler, datiert 30.5.1899. Auf dem Blatt heisst es handschriftlich noch: „Gestorben an Gehirnentzündung am 7. April 1905 abends 7 Uhr“ (8°, gut);
München, Baugewerksschule
- 1876. Zeugnis von „Königliche Baugewerks-Schule zu München“, datiert 14.3.1876. Steinmetz Stadler hat fast sehr gut abgeschlossen (2 Blatt, minim stockfleckig, sonst gut);
- 1876. Der Vorstand der Baugewerksschule eröffnet, „dem Schüler der Gesellenklasse“ und Steinmetzgesellen Stadler, daß er an 12. Stelle des „statutmässigen Schulstipendium aus dem Dr. Vorherr-Fonde“ steht. Verso heißt es (irrtümlich?): „Diplom für Franz Stadler, Steinmetz aus Landsberg“ (2 Blatt, stockfleckig, Läsur an Faltkante innen, sonst gut);
- 1877. Zeugnis von „Königliche Baugewerks-Schule zu München“, datiert 6.3.1877. Steinmetz Stadler hat fast sehr gut abgeschlossen (2 Blatt, minim stockfleckig, sonst gut);
- 1877. Der Vorstand der Baugewerksschule eröffnet, „dem Schüler der Meisterklasse“ und Steinmetzgesellen Stadler, daß er „als preiswürdig in seinen Bestrebungen und Leistungen im Fache der Baukunde erkannt wurde“ und ihm deshalb ein Diplon ausgefertigt wird. Verso heißt es: „Diplom für Franz Stadler, Steinmetz aus Landsberg“ (2 Blatt, stockfleckig, sonst gut);
- 1879. „Zeugniss der Baugewerkschule zu München“ für das Wintersemester 1878/1879, datiert 29.3.1879. Stadler hat nur mehr gut abgeschnitten (fleckig, Randläsuren, Läsur mittig wg. Falzkanten, sonst gut – die Schule hat ein „s“ aus dem Namen gestrichen und nennt sich nicht mehr „Baugewerksschule“, der gedruckte Text ist nun in Antiqua gesetzt).
- 1880. „Zeugniss der Baugewerkschule zu München“ für das Wintersemester 1879/1880, datiert 24.3.1880. Stadler ist durchgefallen, die Erlaubnis zum Übertritt „in den dritten Curs“ ist ihm nicht erteilt worden, wohl da er in Algebra ein „ungenügend“ erzielt hatte (fleckig, Randläsuren, Läsur mittig wg. Falzkanten, sonst gut);

Fürstenfeldbruck
- 1902. Impfschein der Gemeinde Bruck für die am 6.6.1902 geborene Klara Stadler, datiert 11.5.1903 (8°, etwas falzig und fleckig, sonst gut);
- 1903. Farbiges Blatt wohl mit Geburtstagsgrüßen eines Sohnes an Stadler, datiert 3.10.1903. In kindlicher Handschrift gratuliert „Xaverl“ seinem Vater (Blatt mit gedrucktem und geprägtem Schmuckrahmen, etwas fleckig, sonst gut).
- 1904. „Bürgerrechtsurkunde“ für den „Privatier“ Stadler, datiert 27.4.1904. Ihm wird hier das Bürgerrecht und das Heimatrecht der Stadt „gegen Entrichtung einer Bürgerrechts-Gebühr von 90 Mark“ verliehen. Bestätigt durch Stempel und Unterschrift eines „Sinzinger“ (2 Blatt, etwas fleckig, sonst gut);
- 1914. Impfschein der Gemeinde Fürstenfeldbruck für Klara Stadler, datiert 15.5.1914 (8°, gut);
SW: Jahreszeugnis Heimatschein heimat schein Schutzimpfung Windpocken pocken heimatsschein Ausmusterungsschein zeugnis
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