Vivarium
> Handgeschriebene Buecher
> Kleinstauflagen
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Jahr: |
1897 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
2628 |
E-Mail
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Türstig, Olga von: Unsere Mama. Ein Lebensbild. (Selbstverlag, St. Petersburg 1897. Von privat angefertigte Kopie des Buches in 3 Klemmmappen, 240 und 173 und 287 Seiten, s-w-Abb., 8°. 2 Ausgaben vorhanden, einmal mit wenigen Anstreichungen, einmal sauber – Preisangabe bezieht sich auf das saubere Exemplar).
Buch 1 schildert die Familien der Eltern und Großeltern, sowie das Leben der Eltern bis 1851. Buch 2 schildert das Leben der Eltern von 1852 bis 1879, primär in Briefen. Buch 3 schildert die Zeit von 1880 bis zum Tod der Mutter 1894.
Im Werk wird durch biographische und autobiographische Texte die Lebensgeschichte der Caroline Friederike Nielsen, verh. Thiem (1806-1891) und deren Familie erzählt. Ebenso werden Quellen abgedruckt, die die Geschichte der Vorfahren der Dame zum Thema haben.
Den wichtigsten Quellenkorpus der Arbeit bilden einerseits die Briefe, die die zahlreichen Familienmitglieder sich fortwährend schrieben und die sorgsam aufbewahrt worden waren, andererseits die Tagebücher, die von zahlreichen Mitgliedern der Familie mit Feuereifer geführt wurden. So zeichnet sich ein lebendiges Bild der Familie und deren Lebensumstände. Das noch recht unerforschte Thema der protestantischen deutschen Gemeinden im St. Petersburg des 19. Jahrhunderts wird hier faszinierend dargestellt. Auch zahlreiche Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Beziehung standen (Frhr. von Taube, Herzog von Oldenburg u.v.a.). Je näher die Jahrhundertwernde jedoch heranrückt, desto stärker überwiegt der private Charakter der Texte, zahllose Reisen und die wechselhaften Geschicke der einzelnen Familienangehörigen rücken in den Vordergrund der Schilderungen.
Die Eltern der im Zentrum des Textes stehenden Mutter zogen bereits 1832 nach St. Petersburg, der Großvater Franz Joachim Heirnich Nielsen (1797-1867) war Prediger und kam in der Sarepta-Gemeinde unter. Er war „Agent für Sarepta und für die Livländischen Gemeinden"“(S.145, Bd.1). Sowohl durch private Texte (Briefe und autobiographische Schilderungen) als auch durch ausgiebiges Zitieren aus der damaligen „Sekundärliteratur“ zeichnet die Autorin ein genaues Bild der Sarepta-Gemeinde in St. Petersburg, deren Gebäude und Bewohner, des täglichen Lebens etc. etc.
Der Vater der Autorin, Ernst Eduard Thürstig (1818-1909), kam 1841 als Gehilfe eines Handelshauses nach St. Petersburg (sein Vater war Ernst Sigismund Türstig, 1786-1882, geboren in Niesky, ab 1808 als Arzt in Neusalz a.d.Oder). Auch die Geschichte seines Lebens (höhere Schulausbildung in Niesky, Lehrzeit im Handelsbtrieb in Neusalz/Oder, religiöses und kulturelles Gemeindeleben daselbst, ) und seiner Familie wird anhand zahlreicher Quellen detailliert geschildert. Auf 6 Seiten wird ein Reisebericht des Ernst zitiert, als dieser 1841 von Breslau nach St. Petersburg umzog.
Das Buch fand sich im Nachlass eines Mannes, der entfernt mit Serge von Bubnoff (einem berühmten deutschen Geologen) verwandt war. Aus diesem Grunde sind sämtliche Textstellen angestrichen, die die Familie Bubnoff erwähnen. Bd. 2 erwähnt erstmals den Vater des Serge von Bubnoff erwähnt, welcher Regimentsarzt des Prinzen Alexander von Oldenburg war, um 1875 wurde er Leibarzt des Alexander. Sergej Bubnoffs (auch „Boubnoff“) Geburt am 2.7.1888 wird in Bd. 3 erwähnt (S.105). Dessen Mutter war die Mimi Türstig, die den alten Bubnoff geheiratet hatte. Serge Bubnoffs Großmutter war Friederike Sophie Elisabeth Türstig, geb. Nielsen, der Hauptperson dieses "Lebensbild", die mit Ernst Eduard Türstig verheiratet war.
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