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Jahr: 1941
Bemerkung:
ArtikelNr. 2585

 

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2 Weltkrieg. Balkan und Weißrußland, 1941. 2 Fotoalben und ein Soldbuch mit Unterlagen aus einem Nachlass.

Es handelt sich um Relikte aus dem Nachlass von Anton G.. Dieser diente 1941 bei der Wehrmacht im „Transport-Begleit-Bataillon z.b.V.“ und begleitete Nachschub-Züge auf deren Reisen durch Osteuropa. Insgesamt sind in den beiden Fotoalben 3 Transporte dokumentiert. Jedes Bild lässt sich ziemlich genau nach der Örtlichkeit zuordnen, und man könnte, wären die Daten der Reichsbahn überliefert, gar die genauen Uhrzeiten und Tage, an denen die Fotos gemacht wurden, bestimmen. So ist das Album ein authentisches und beeindruckendes, als Quelle überzeugendes Zeugnis der Geschichte des 2. Weltkrieges.


Fotoalbum 1
Im Album (8°, Kunstledereinband, Bilder auf schwarze Kartonseiten montiert, Pergaminseiten zwischengebunden, Beschriftung in weisser Farbe, Größe der in Plastikecken eingeschobenen Bilder 6,5x9cm, Album bis auf eine Doppelseite komplett gefüllt und in gutem Zustand) sind 182 s-w-Fotos enthalten, die G. 1941 machte, als er beim Eisenbahn-Begleitkommando diente. In Bildern erzählt er von 2 verschiedenen Transporten, die ihn durch Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und Griechenland führten. Anhand der Bildunterschriften kann man die Ereignisse nachzeichnen: So ging der erste dokumentierte Transport (Frühling oder Sommer 1941) von Budapest nach Saloniki, der 2. (im September 1941) von Budapest nach Jugoslawien und zurück. Auf der ersten Seite des Albums schrieb G. „3 Transport“, was darauf schließen lässt, daß er hier seine 3. Fahrt dokumentierte. Großteils sind die Fotos unten mit einer Nummer (und überwiegend mit Text) versehen, die Nummern verweisen dabei auf die vom Bildautor „verschossenen“ Filme. Die Bilder wurden zu ca. 50% aus dem fahrenden Zug gemacht, ansonsten sind oft die Mitglieder des Begleitkommandos abgelichtet, Zivilbevölkerung, deutsche Soldaten, Soldaten befreundeter Nationen – und auch Kriegsspuren und Waffen. Bemerkenswert sind vor allem die Bilder von Zigeunern und Juden sowie die Fotos, welche französische Beutepanzer auf dem Transport nach Jugoslawien zeigen.
Die wichtigsten Bildunterschriften als Zitat (die in Klammern gesetzten Texte stammen vom Antiquar) in chronologischer Folge:
2. Transport. Budapest, Maros-Fluß (hier auch Fotos von Uniformierten, teils Deutsche, teils Ungarn), Zigeunerin in Ungarn, Uffz. Parak Rumänien, Rumänen und Götz bei Arad, Paßhöhe vor Hermanstadt Rumänien, Bahnsteigung bei Gali Hermannstadt, Roterturmpaß, Türkin in Dralfa, Zigeunerlager in Dralfa, Schafhandel am Bahnhof Dralfa, bei Popovo, Gorna Orechovitza Bulgarien, am Isker, Moschee in Sofia, Gegend bei Nis Jugoslawien, zerschossenes Haus bei Nis, bei Topsin in Griechenland, gesprengte Brücke über den Vardar, Saloniki, Bahnhof Saloniki (hier Panzer IV beim Bahntransport), handelnde Juden vor Saloniki, zerschossener griechischer Tank (dies ein kleiner britischer Transportpanzer), auf dem Hauptplatz (Zugwägen der Wehrmacht hinter Verkehrspolizist), Moschee bei Saloniki, Olymp, das war die Eilgutabfertigung von Saloniki, Getreidespeicher von den Engländern gesprengt, Armenviertel von Saloniki – in diesen Hütten wohnen Menschen, Geschäftsviertel von Saloniki- rechts durch Bomben zerstörtes Haus, für die Soldaten wird alles aufgeschrieben (Wehrmachts-Verkehrstafel am Strassenrand), Rückfahrt, Savebrücken in Belgrad gesprengt. 8. Transport, „ab am 20. Sept. 41 mit Truppen nach Serbien“: Die Drau, Zigeunerhütten in Serbien, unser Zug wird ausgeladen in Hrvatska-Mitrovica – Truppen werden eingesetzt gegen aufständische Serben (6 Fotos von Soldaten am Bahnhof), Zug mit Panzer nach Serbien (2 Fotos von französischen Beutepanzern Typ Renault), die Drau, deutsche Panzer bei Bares (5 Bilder französischer Beutepanzer), Zigeunerpack in Ungarn, Budapest.

Fotoalbum 2
Das Album (quer 8°, schwarzer Kunstledereinband, schwarze Kartonseiten, zwischengebundene Pergaminseiten, Beschriftung in weisser Farbe, Größe der in Plastikecken eingeschobenen Bilder 6,5x9cm., ca. zur Hälfte ausgefüllt, in gutem Zustand) sind gesamt 103 s-w-Fotos enthalten, die G. im Sommer 1941 (ein Bild ist datiert auf den 27. Juli) machte, als er wohl einen Bahntransport von Mähren nach Rußland (ca. bis Minsk) und zurück bis Krakau begleitete. In diesem Album haben nur mehr ca. 1/3 der Fotos eine Bildunterschrift, zudem ist die Schreibweise der Ortsnamen überwiegend fehlerhaft. Die Bilder entstanden in der ersten Zeit von Barbarossa und dokumentieren, was entlang der Eisenbahngleise damals zu sehen war. Das Album ist eine brillante Quelle, zahlreiche Bilder zeigen Soldaten, Waffen und Kriegsspuren.
Die wichtigsten Bildunterschriften als Zitat (die in Klammer gesetzten Texte stammen vom Antiquar) in chronologischer Folge:
Gegend bei Prerau, Landschaft in Mähren, Mährisch-Ostrau Kohelngruben, (ein Bild zeigt Soldaten bei auf offenen Waggons transportierten PKWs), Adolf-Hitler-Kanal, (mehere Bilder aus dem Zug, abgebildet Anlagen der Firma „Schaffgotsch“, wohl in Mährisch-Ostrau), (schönes Bild einer Dampflok mit deutschem Hoheitsadler), die Oder bei Glogau, Dölitz in Pommern, (Bahnhof Kutno, zerschossene Gebäude wohl daselbst), Arnswalde, Wehrmachts-Verpflegungsstelle in Warschau (4 Bilder mit Soldaten), Warschau (zahlreiche Bilder, Soldaten, Kriegsschäden, Zivilisten, Begleitkommando, deutscher Aufklärer (kopfüber liegendes Flugzeug) in Wolkowisk, Hajnowka zerstörte russische Wägen und Häuser, Slonin, Flüchtlinge auf unserem Schutzwagen zwischen Slonin und Baranowitschi, Stzolpce (Hausruine), das war einmal ein Munitionszug bei Bogorzelce (explodierter Zug), ausgebrannt Wagen Stolpce (Waggons), Nihorette Lagerhallen auf dem Bahnhof Bahnhofsgebäude 27. Juli, Minsk ein Nachschubszug neben dem Anderen (Fliegerbomben werden in offenen Waggons transportiert), Minsk, Parisow Ausladekommando (LKWs neben Zug), Deutscher Zerstörer bei Dabanowa (abgestürtzter deutscher Flieger Me 110), russische Rückzugsstrasse (LKW-Wracks), Beute-Sammelstelle bei Iwangewiece (Panzer im Hintergrund), Rokitno-Sümpfe, polnischer Bunker, Krakau.

3. Soldbuch
Das Buch ist vollkommen ausgefüllt, enthält ein Passfoto - und war während des Krieges permanent in Benutzung. Es ist ausgestellt auf den damals in München wohnhaften Anton G., der im Januar 1941 mit 36 Jahren in die Wehrmacht einrückte. Die ersten Eintragungen wurden erstellt vom Gebirgsjäger-Ersatz-Batallion 99. Noch im Frühling 1941 wurde G. zum [Eisenbahn-] Transportbegleit-Bataillon z.b.V. versetzt, wo er im April zum Gefreiten ernannt wurde. Im Dezember 1941 und Januar 1942 war er laut Wehrsoldeintragung des Soldbuches in Kronstadt (Rumänien) stationiert. Im Juni 1942 machte man ihn zum Unteroffizier, zu diesem Zeitpunkt wurde er zur 4. Kompanie Landes-Schützen-Bataillon 870 versetzt. Am 8.5.1945, G. gehörte dem Landesschützen-Ersatz-Bataillon 17 (Hainburg a.d.Donau) an, wurde er aus der Wehrmacht entlassen. Die letzte Kriegszeit hatte er, wohl erkrankt, in einem Lazarett in Wien verbracht (ab dem 12.3.1945). Auszeichnungen hatte G. während des Krieges nicht erhalten.
Dem Soldbuch liegen mehrere nach Kriegsende ausgestellte Bescheingungen bei: 2 in kyrillischer Schrift verfasste Entlassungsschreiben aus der Kriegsgefangenschaft (datiert August 1945), dazu die Übersetzung ins Englische, ein Identitätsausweis mit Passfoto (ausgestellt Ried im Innkreis August 1945) und eine Aufenthaltsbescheinigung von 1951 (aus München).

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