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Jahr: verkauft
Bemerkung:
ArtikelNr. 2470

 

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Stammbuch / Freundschaftsbuch eines Friedrich Wilhelm Wiebmer aus Berolstein (Schlesien), 1776-1781. Quer kl. 8°, schöner Ledereinband mit Goldprägungen, 260 Seiten, eine Abbildung nach Handzeichnung. Im Album haben sich überwiegend Studienkollegen des juristischen oder theologischen oder auch eines anderen Seminars der Universität Halle eingetragen, aber auch andere z.B. ein Regierungspräsident von Seidlitz. Die Orte wechseln bisweilen: Das Schwergewicht liegt deutlich auf Halle (ca. 70%), des Weiteren finden sich aber Breslau und wohl diverse schlesische Lokalitäten (öfter Oels, auch lateinisch Olsna). Auf der Titelseite steht: „Hoc Album Nominibus Patronorum et Amicorum sacrum este voluit Fridericus Guilielmus Wiebmer Berolst. Siles. [... unles.] Anno MDCCLXXVI die 4. Febr“. Vorne ein 4-seitiges Register der Personennamen. Die Seiten sind handschriftlich nummeriert. Oftmals finden sich Buchstabenkürzel und die Anrede „Bruder“, was auf Studentenprivatverbindungen schliessen lässt. Es ist bemerkenswert, eine welch große Anzahl von Menschen der Eigner des Buches innert 4 Jahre dazu bewegen konnte, sich darin zu „verewigen“, nämlich ca. 150. Oftmals verzeichnete er auch Ergänzung zum weiteren Lebenslauf der Freunde in deren Eintragungen
Zustand: Einband berieben und mit Kratzern, am Rücken oben mit kleiner Läsur; die Seiten partiell etwas fingerfleckig; sonst schön.
Kurz zum Inhalt: Das Buch enthält ein lose beiliegendes Beiblatt mit Eintrag (datiert 1776, von einem gewissen Schmidt, „königl. Conducteur“, mit handgezeichneter Vignette). Die Seiten 5-7 fehlen, erst auf Seite 13 findet sich der erste Eintrag: „Halte im Gedächtnis Jesum den Gekräuzigten dieses wünschet . Ihr wahrer Freund G.M. Galheim [?] – Halle 3. Octob. 1778“. Der nächste Eintrag auf S. 17, datiert Breslau, 17.4.1783, von der „Wittwe Caroline Beata Schmidt“, lautet: „Das wahre Glück bestehet in einer [feinen ?] erhabenen und standhaften Seele welche durch nichts aus ihrer Faßung gesetzt wird“. Dann, am 17.2.1776 (S.23), eine von „Moritz Rudolph von Seidlitz,, S.M. O.Regierungs-President“ handbeschriebene Seite, datiert 17.2.1776: „Wenn dein Verstand durch Fleiß und Wißenschaft sich übt, So macho auch dein Hertz, durch Tugenden beliebt, So wirst du jederzeit vergnügt und glücklich leben; Und dir den besten Lohn durch dein Vrhalten [Vehalten?] geben. Diese [... unles.] schof und schreibet zum Bedenken Moritz ...“. Auf Seite 25 die nächste beschriebene Seite, in französischer Sprache aber von einem Deutschen: Jan Christian Wolter, „Docteur et Professeur ordinaire en droits à l’Academie de Halle en Sage“, datiert Halle 20. September 1778: „Fuiés, Monsieur, de la paresse, Les plaisirs honteux! Soiès fidel à la va ge.. [unles.], vous serés toujours heureux. D’un tribunal [vozés?] un juge intrapide: N’y ecoutés que la loi! Negligeant son devoir, Trembler d’un emploi, Les justes honneurs faire valoir, C’est un enfant, c’est un stupide, J’avance, que c’est un traitre du Roi. Ce mot d’impromptu, Monsieur, renouvelle auprès de Vous la mémoire de celui, qui a eu l’honneur de vous instruire, et qui sera ravi d’avoir été utile a sa hatrie de glosmer [??] pour son service un instrument utile. Je suis, Monsieur, votre très-humble Serviteur. Jan Chretien Wo..“. S. 29 auf lateinisch, sehr kurz und ohne Personenname, datiert Halle 28.12.1778. Die nächste Seite belanglos (Studentenkameraden jeglicher Art). Dann auf Seite 33 schreibt J.C. Stapperius, 30.9.1778, Halle: So lang der gedecket steht, so stellen sich viel Freunde ein, solang es uns nach Wunsche geht, will jeder unser Diener sein, Sobald sich nur ein Wölkgen zeigt, ist uns auch niemand mehr geneigt.“ Autor Stapperius starb am 13.10.1780, wie mit anderer Hand auf dem Blatt verzeichnet steht. Dann ein kurzgefasster Student, 1.8.1778. Ein (homosexueller?) Freund aus Breslau schreibt am 24.4.1781: „Süß ist fröhlicher Lenz deiner Begeisterung Hauch, wenn sich dein Odem [sanft?], in die Herzen der Jünglinge, und in die Herzen der Freunde ergiesst. Denken Sie oft an den, der sich Ihren Freund nennt I.F.C.[Binnar?]“. Auf der Seite gegenüber (41): „Wer grübe sich nicht selbst sein Grab, und würfe froh des Lebens Bürd hinab, wenn süßer Wahn nicht wär. Breslau, 24.4.1781. S.B.Bieler.“ Dann Halle, 8.4.1777, Halle 1.5.1776 und weitere kurze Einträge (teils mit handschr. Ergänzungen Wiebmers), Zu Johann Georg Ludwig, der am 26.8.1777 ins Buch schreibt , steht: „Wurde 1781 zu Anfange des Jahres Referendarius bei der königl. Kriegs- und Domainen Cammer in Breslau und kurz darauf Auditeur bei dem Cuirassie Regiment Podewils“. Auf Seite 79 eine schöne Handzeichnung wohl eines Stadttores von Halle. Seite 107 beschrieb Johannes Ernestus Gottlieb de Radetzky, auf lateinisch, 1776.
Das Blatt, das die Seiten 139/140 enthielt, fehlt. Die letzten Seiten des fast zur Gänze beschriebenen Buches sind datiert 190. Oktober 1777 (S. 245), April 1776 (S. 244), 25.2.1777 (253). Die letzte beschriebene Seite (260) ist datiert 28.2.1776, lokalisiert „Bernstein Mittglau.“.

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