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Jahr: 1920-1949
Bemerkung:
ArtikelNr. 134

 

E-Mail

Nachlass Max Kuhn, 1902 - ?.

Max Kuhn (geb. 19.2.1902 in München) studiert Jura in Tübingen und München, macht 1926 seinen Doktor, ist spätestens 1929 Staatsanwalt, spätestens 1935 im Justizministerium in Berlin, 1938/39 im Justizministerium Wien, dann sicher bis Anfang 1941 wieder in Berlin im Jutizministerium verbeamtet, danach wohl im Armeedienst, 1949 sicher wieder in Fürstenfeldbruck.

Briefnachlass: Ca. 230 einzelne Schreiben (6 von Kuhn, ca. 4 an ihn von einem Freund, 1 an Mädy von einem Freund – ca. 220 an ihn von Frauen) – 1920 bis 1949 –

1920:
20 Briefe (darunter 2 Postkarten) zwischen März und September von Annemie Böttcher aus Pasing, Mittelschülerin. Genaues Alter unklar. Die Jugendliebe Kuhns (er kennt sie aus der Schule, Ludwigs-Gymnasium Pasing), sie beteuert des öfteren ihre Gefühle, was er auch lesen will. Sie beschreibt den Schulalltag, Treffen mit Freundinnen, einen Abend im Künstlerhaus mit Variete (dies Ende September) mit Tanzstar „Lise Ruesse“ (o.ä.), Autoausflug zur „neuen Staatsgalerie“, zum Nymphenburger Park, in den botanischen Garten, Residenz (gerade als Museum eingerichtet – der Führer war „aus der Krongutverwaltung“, ein ehemaliger Offizier, „was man so aus einigen Worten herausmerkte, z.B. gebrauchte er in einer Folge immer ‚unerhört‘!“), Schulausflug Starnberg-Andechs, ein Besäufnis am 11.12. ob eines Studenten-Verbindungs-Treffen („Agronomen“), einen Ausflag nach Landshut. Am 26.12. schreibt sie: „Du, heute ist es ein Jahr her – also du denkst sicher längst nicht mehr daran – da hast du mir den ersten Kuß gegeben, zwar nur beim Spielen, aber für mich ist dieser Tag doch von Bedeutung“.
Kuhn studiert in Tübingen Jura (seine Eltern leben wohl in Kiefersfelden) und zweifelt des öfteren an der Treue seiner Annemie – was sie gar nicht versteht.
Dann eine „Schluss-Zeitung. Absolvia-Ludoviciana 1920“ – Abiturzeitung vom Ludwigs-Gymnasium Pasing. Kuhn oder seine Damen werden nicht erwähnt – wohl machte Kuhn 1920 Abitur.

1921:
11 Briefe von Januar bis Oktober von Annemie. Im Januar erzählt sie von einem Agronomen-Kommers, an dem „Egg und Ludendorf anwesend waren“, vom kläglichen Reichsgründungsfest in der Schule. Dann schreibt sie von einem Vortrag des Korvettenkapitän von Mücke („der Führer der Agathe“) in „der Post“ (in Pasing), dann gibt es „Stiftungsfest“, von dem sie ausgiebig erzählt, dann das „Akademiefest“, dann die „Faschingsgaudi“ daheim. Annemie ist als Lola Montez verkleidet, man zecht in Pasing und wird, da Tanzverbot herrscht, angezeigt. Dann viel Schulgeschichten, der Direktor geht, Abschiedsfeier. Dann dominieren Gefühle, weil Max immer kühler wird. Im Herbst beendet Annemie in einem rührenden Brief die Beziehung. – Im Sommer hat Kuhn es romantisch mit Els Graff, wovon Annemie nix weiß.
3 Briefe einer Els Graff von September bis Oktober. Sie beschreibt ihr Zimmer in der Sendlingerstrasse in München, dann lebt sie in Straubing. Sie berichtet von ihrer Arbeit im Schneideratelier. Ist bekannt mit Kuhns Eltern. Tanzen will sie. Am 26.10. beendet sie die Beziehung brieflich.
1 Brief von Irmgard, wohnhaft in Stuttgart, im Juli, welche Kuhn Siezt. Sie will gerne unter jemandes Fittiche genommen werden und erzählt von Auswanderern nach Elbing.




1922:
7 Briefe von Annemie, zwischen Januar und Dezember. Zuerst will sie einfach den Kontakt wieder aufnehmen, da sie solchen Liebskummer hat. Max scheint gewogen, sodaß Annemie wieder zur Beschreibung ihres täglichen Lebens übergeht. Sie hat Abitur und erzählt von einem musikalischen Abend, der das Geld zur Abiturfeiern einspielen soll. Dann Abitur im März und Abiturfest. Studieren will sie nicht – stattdessen absolviert sie eine Handelshochschule an der Uni München, 4 Semester lang. Erzählt von einer „Tanzerei“ im literarischen Verein Lochham. Von Der Uni gibt’s dann Geschichten, vom Englischen Garten etc. Die Handelshochschule wird im WS 22/23 an die TU angeschlossen. Dort ists nicht so toll: "„Kaum ein Mädel sieht man, lauter durchbohrende Blicke von den Studenten“.
1 Brief von Els, vom 3.7. – die ankündigt, nach Elbing auszuwandern. Jetzt ist sie 20 Jahre alt und hat wohl einen Freund/Mann.
6 Briefe von Irmgard von Juni bis Dezember – die Handschrift ist so scheußlich, man kann wenig lesen auf die Schnelle. I. lebt bei den Eltern.

1923
1 Brief von Annemie vom 14.2. Da Kuhn in München zu studieren plant, schreibt sie von Preisen und Adressen.
5 Briefe von Irmgard zwischen Januar und August. Letzter Brief mit „Lieber Herr Kuhn“ adressiert.
1 Brief von Gertrud Seidemann, Köln, vom Oktober. Lernte Kuhn in der „Sommerfrische“ in Kiefersfelden kennen.

1924
19 Briefe von Annemie von April bis Dezember. Kuhn lebt in Fürstenfeldbruck und studiert in München, weshalb 1923/Winter 1924 fast keine Briefe. Sie schreibt, daß sie mit Kurts Motorrad in der „Kolonie“ in Pasing herumgebraust wäre (April). Hier eher Liebesbriefe. Sie will sich mit ihm im Zug treffen... Im August ist sie in Krimml. Sie sieht Probleme in der Beziehung mit Max. Sie ist Preussin und verträgt nicht, daß er ihre Heimat schlecht macht. Sie ist gegen das Frauenwahlrecht. Ihr Bruder Kurt scheint im Frühjahr gestorben zu sein. Annemies Ton wird immer bestimmter, sie wird älter. Sie malt Aquarelle und besucht einen Schneiderkurs. Sie und Max fuhren Dienstag und Donnerstag immer zusammen in die Stadt. Ab 3. Dezember geht das nimmer, denn sie arbeitet in der „Chemischen Fabrik“ (die wohl ihrem Vater gehört), wohl mit „Postscheck- und Kontokurrentbuch“ beschäftigt.
3 Briefe einer „Helmi“ oder „Helmibas“ aus Heilbronn, Oktober bis Dezember – wohl seine Base.

1925
11 Briefe von Annemie, Januar bis Dezember. Im Mai schreibt sie von einer „Aussprache“ mit Herrn Meinel, „von der abhängt, ob wir weiter Kameraden bleiben oder nicht“. Sie streitet dann mit Meinel. Im Juni ist sie in Pias (Pians?), wohl Österreich.
2 Briefe von Gaby, September. Rührende Liebesbriefe, Gaby drängt sich geradezu auf.

1926
2 Briefe von Annemie, Februar. Sie beendet die Beziehung, hat sich mit Fritz Mey verlobt, „vielleicht wäre es anders gekommen, wenn jener 4. Dez. nicht gewesen wäre“ (als er ihr einen wohl nicht netten Brief schrieb). Max antwortet (folgert aus dem Anschlußbrief) erleichtert und gut gelaunt. Sie erzählt dann vom neuen Leben als fast verheiratete und bittet dennoch um briefliche Antwort Maxens.
1 Brief von Mädy, 30. April (Cläre Stadler, lebend in Fürstenfeldbruck bei ihrer Mutter Marie Pschorr, Ludwigstr. 20). „Ich muß dir schon gestehen, daß ich dich doch sehr sehr gerne habe“. Dazu 2 unterzeichnete Verträge, vom 12. Juni. Kuhn garantiert der Mädy den Kauf eines Pelzmantels.
1 Brief von Ola Taucher, 27. Oktober, gratuliert zum zur Erlangung zum Doktor. Sie bittet, Mädy zu grüßen.
10 Briefe von Maud, Juli bis September (M, welche 2 Kinder hat, ist in Hamburg verheiratet mit Fritz (auch Sepp genannt?). (Rascher-Klüppel?, Hamburg?, Dornach?, Beruf Frauenarzt? Frauenass? 29.11.1926 Richtfest in Dornach. Maxens Affäre mit einer reifen Dame. Maud will Sex mit ihm – ein erster Versuch war zwar wohl romantisch, scheiterte doch dann an Max‘ „Spannkraft“. Schreibt ihm pornographische Briefe, lädt ihn zum Fensterln ein. . Auch Max schreibt viele „unsagbar freche liebe Briefe“. Wie lange Max mit ihr zusammen war, ist unklar, wahrscheinlich einen Nachmittag oder einen Sonntag im Juli. Das war wohl in Esting, er hatte ihr Knutschflecken zugefügt, ob deren sie von ihrem Mann aufgezogen wurde. Maud hat ein Postfach in Fischen im Allgäu unter dem Namen „Prediger 13“. Sie allerdings verdächtigt ihren Mann des Fremdgehens mit „Gretl“, welche wiederum Max gut kennt.
2 Briefe von Max Gutbrod o.ä., Dezember, bittet um Kupplerhilfe, da er „ganz hoffnungsls verliebt ist“, dann will er sich auch ohne die Dame mit Max zum Saufen treffen.

1927
1 Brief von Annemie, Juli. Sie heiratet im September. Ist grantig, weil er einen Brief nicht beantwortete.
18 Briefe vom Mädy (und 3 Steno-Postkarten), Mai bis September. Im 1. Brief will sie unbedingt seine Gattin werden und dient sich recht an. Will dick werden, weil Max das will. Sie unterschreibt teils schon mit „deine Gattin“, obwohl sich beide erst Ostern 1928 verloben. Im Juli-August ist sie mit Ola bei Braunau auf Urlaub (wohl in Simbach), und schreibt zwischen 27. Juli und 16. August 12 Breiefe. Es habe ein Erdbeben gegeben. Schreibt süß von Anbandel-Versuchen diverser Männer bei der Zugfahrt nach Simbach. Sie schläft dort mit Ola im Zimmer derer Eltern, das Frühstück bringt die Köchin ans Bett. Sie arbeitet fleißig, wie sie betont, und häkelt einen Kaffeewärmer. Auch gibt es Autotouren, einmal holt eine Freundin Olas sie ab (mit Chauffeur) und sie fahren nach Burghausen. In Braunau ist sie mal beim Tanzen (Ich habe nich recht gut unterhalten und bin auch ziemlich verehrt worden“) in der „Diele“, dort gibt es ein Separée nebst „Bardamen“. Sie guckt jenes an und empfindet Abscheu. 3 Briefe komplett in Steno.
2 Briefe von Ola, die wohl Mädy-Briefen beigelegt wurden.

1928
1 Brief von Mädy, Juli.
Verlobungskarten von Ostern
2 Briefe von Max Gutbrod, Juli/August.

1929
20 Briefe (und 11 Steno-Postkarten) von Mädy, Januar bis November. Im Oktober/November ist sie in Wunsiedel bei Ola (Obermeier heißt es einmal). Verheiratet ist sie seit Ende Mai. „Ich hab schon ganz von der Vande [van de] Velde Geschichten [dann ein Steno-Wort]“. Spricht einmal von einer Sache in Freising. „Ola glaubt nicht an unsere Josefsehe. Sie ist auch im Bilde wegen Freising, sonst könnte eventuell was dummes herauskommen. Ola sagt, für so dumm hält sie uns doch nicht, sie haben es auch nicht anders gemacht u. waren doch nur so kurz verlobt.“ (17.10.).
1 Postkarte von Mädys Freunden aus Wunsiedel an Max, Oktober.
1 Brief an Mädy, Dezember, von Wilhelm Geyr., adressiert in die Hengelerstr. – Max und Mädy leben zusammen.

1932
4 Briefe von Mädy (und eine Steno-Postkarte) und eine Postkarte, Mai. Sie ist in Wunsiedel bei Ola. Der dortige Lokus sei nicht so toll, „... darum funktioniert es auch nicht so und hat mir Ola schon Lasein eingegeben. Eben wirkt es.“

1933
1 Brief von Max Gutbrod, Juni. Lädt zum Urlaub zu sich und Familie nach Stuttgart ein. Unterzeichnet mit „Heil Adolf und alle vierzehn Nothelfer“.

1936
1 Brief von Mädy, Juni. Max ist in Berlin, war zuvor in Wien (was Kuhn in Wien treibt, ist rätselhaft. Urlaub? Politik? Mädy war mit ihm zuvor dort und bedankt sich für den „schönen Wiener Aufenthalt“). [1936 wird Kuhn ernannt zum Landgerichtsdirektor des Gerichts Nürnberg-Fürth, arbeitet jedoch weiterhin im Justizministerium zu Berlin].

1937
1 Brief von Mädy, September. Kuhn arbeitet in Berlin, Mädy wohl kurz zu Besuch bei ihrer Mutter.
Dann „Vierter Kameradschaftsabend mit Barbara-Feier der Betriebszelle A.K. am 4. Dezember 1937 in der Friedrichshalle“. Programm und Liedertexte einer Feier auf der „Kaupenhöhe“, Firma Krupp. Kuhn nicht erwähnt.

1938
29 Briefe (und eine Steno-Postkarte) von Mädy, Januar bis Dezember. Kuhn lebt in Wien, Mädy in Fürstenfeldbruck. Mädy und Mutter gehen dann im Januar nach Berlin, Mädy soll beim NSV oder in einem „Luftschutzposten“ arbeiten. Kuhn wird auch nach Berlin umziehen. Mädy trifft im „Ministerium“ in Berlin einen „Pappi“ und einen „Herrn Kuhn“. Ende März zieht Mädy um, sie schreibt, daß sie nun nach Wien darf (ihre Mutter wohnt nicht mehr mit ihr zusammen). Anfang April schreibt sie von der Neueinrichtung einer Wohnung. Berichtet einmal von unguter Post „der Partei“. Als sie nach Österreich einreisen will, erwähnt sie, daß dies ja jetzt sehr leicht ginge, denn die brauche keinen Pass mehr. Dennoch hat sie einen beantragt, „es war sehr schwierig, da ich den arischen Nachweis nicht erbringen konnte“. Dann lebt sie wieder in Fürstenfeldbruck. Schreibt vom Hören des Boxkampfes Schmehling-Sanis in der Nacht vom 22. zum 23. Juni. Im September hat sie Angst vor einem Krieg und hört die Führerrede im Radio. „Das ist schon furchtbar, was die Sudetendeutschen mitmachen müssen.“ Dann mal anzüglich: „Ich glaube nicht, daß du so Angst hast vor meinem Ausgehungertsein, außer du hast deine Kräfte unnütz vergeudet, was ich nicht hoffen will.“

(Anschluß Österreichs: Im Februar 1938 wird Seyß-Inquart zum öst. Innenminister ernannt, die Behörden sind ab dann von zahlreichen NS-Parteigängern durchsetzt; Am 12.3.1938 marschieren die Deutschen ein, 13.3. Anschluß.)

1939
14 Briefe von Mädy, Januar Februar, (und 2 Steno-Postkarten). Schreibt von einem Besuch bei einer Weiß Ferdl-Darbietung im Januar. „Aber Weiß Ferdl kann es ja nicht lassen, immer politisch zu werden und hatte damit viel Beifall. Leider konnte die Meister Jodlerin Käthe Tellheim wegen Heiserkeit nicht auftreten [...].“ Dann schreibt sie aus Berlin, hat dort mit Mutter eine Wohnung bezogen, Max soll bald nachkommen. Oft beschreibt sie Möbelkäufe etc. Max hat einen Freund oder Bekannten „Freisler“, den Mädy manchmal erwähnt und mit dem Max einmal auf Betriebsausflug o.ä. in Bamberg ist. Am 22.2. der letzte Brief von Mädy. Max wollte am ca. 26. von Wien nach Berlin umziehen (Versetzung). Max hat sie wohl betrogen, anscheinend mit 4 Frauen, die alle älter sind als Mädy (oder nur geflirtet, das fragt sich). Sie schreibt ihm, daß seine Parteiaufnahme „in Ordnung geht, aber daß es so sehr lange dauert“.

1940
1 Brief von Max an seine Schwägerin (die Gattin seines Bruders), Juli, maschinenschriftlich, aus Berlin. Da streitet man sich erheblich, Max droht bei Nichtentschuldigung der Schwägerin mit Abbruch der Beziehungen.

1941
„Feldgend-Feld-Ersatz 1 Kompanie 1 Lehrgang Zellik Festzeitung“. Private Zeitung von wohl Februar 1941, auf Einband handschr. „Kuhn“, erstellt im belgischen Besatzungsgebiet (Ort Zellick?). Undatiert. Festzeitung einer Feldgendarm-Abteilung, die in Sachsen aufgestellt wurde im Dezmber 1940, dann in den Westen kam (Belgien). Kuhn nicht erwähnt, aus seinen Fotos allerdings klärt sich, daß er in Belgien stationiert war.

1946
3 Briefe einer „Dolly“ oder „Nelly“, wohnhaft bei Apolda – wohl an Max (Adressat „Liebster“ o.ä. – einmal jedoch schreibt sie von Dr. Kuhn), Mai - Juni. Sie hatte etwas mit dem Briefadressaten, obwohl sie immer um das unglückliche Ende der Beziehung wusste. Sie war mit Kuhn in Bordeaux gewesen sicher während des Krieges, in einem Hotel. Sie beschreibt den Abschied von Kuhn und dann eine Reise in Omnibussen, die durch Angouleme führt, sie und eine Gruppe anderer „Mädchen“ werden dann in Ju52 weggeflogen (1944 Frankreich). Englischer Tieffliegerangriff zerstört einige Maschinen vor dem Start, dennoch hat sie Glück und fleigt nach Deutschland. Am 28. August sei sie wieder zuhause gewesen. Kuhn muß dort in Frankreichs Süden stationiert gewesen sein, als was bleibt unklar. Sie scheint beim Gerichtspersonal mitgearbeitet zu haben. Wohl waren beide in La Rochelle.
Wahrscheinlich war sie seine Sekretärin und er wohl im juristischen Personal der Besatzung tätig.


1949
stirbt Mädys Mutter in Fürstenfeldbruck, die erhaltenen Beileidbriefe erweisen, daß Max und Mädy in Fürstenfeldbruck in der Ludwigstrasse wohnen. Einer der zahlreichen Beileidsbriefe (wohl von Max Mutter) erwähnt, daß Max und Mädy zu Besuch kommen sollen, wenn Max dies „geschäftlich“ möglich ist. Richter ist er 1949 wohl nicht mehr. – auf der Traueranzeige firmiert er aber noch als „Oberlandesgerichtsrat“.

1954(?)
6 undatierte und unadressierte Glückwunschkarten zur Silberhochzeit. Wenn diese an Max und Mädy gerichtet sind, stammen sie von 1954.

1978
Eine Frau Kuhn (wohl Mädy) lebt mindestens bis 1978 im Haus Ludwigstr. in FFB, dann kommt sie ins Altersheim nach München. Frau Kuhn besaß zusätzlich zum Haus in FFB noch eine Wohnung in München (wohl Hengelerstr. 9 – Borstei).


Kirchensteuerbescheide (hier 4 der 6 Schreiben von Kuhns Hand):
schon 1931 erbittet Kuhn eine vollständige Erlassung der Steuer.
1932 erbittet er das Erlassen der Steuer, da er seine Eltern unterstütze, dazu seinen jüngsten Bruder (der evangelische Theologie studiere). Sein „anderer“ Bruder lebe in den USA, der älteste sei gefallen. Er schreibt sowohl an das evang. (ihn betreffend) als auch das kath. (Mädy betreffend) Amt.
1933 unterzeichnet er einen neuen Bettelbrief mit „Mit deutschem Gruß!“.
1934 ebenso.

Titel und Adressen im Adressaten:
1929: III. Staatsanwalt. Hengelerstr. 9, München
1930: Amtsgerichtsrat, 1931 aber auch noch einmal III. Staatsanwalt, sonst jedoch immer A.
1935: Landgerichtsrat, 1936 aber auch noch 2x Amtsgerichtsrat, ab 1935 Berlin Tempelhof, Berlinerstr. 25
29.10.1936 Ernennung zum Landgerichtsdirektor im Reichsdienst, von AH signiert. Die Ernennung verändert jedoch nichts an seiner Beschäftigung im Reichsjustizministerium zu Berlin.
1938 nach Wien umgezogen, 10/1938 schreibt ihm Mädy in das Justizministerium zu Wien. Im Januar ist Kuhn schon in Wien!
1939 Landgerichtsdirektor, wieder nach Berlin, alte Adresse adressiert
1941: dito, aber Fürstenfeldbruck, Ludwigstr. Am 10.10 kommt ein Schreiben der Kirche zurück, das nach Berlin adressiert war – „unbekannt verzogen“

Mietverträge:
Mietvertrag in 2facher Ausführung für Hengelerstr. 9, München (Borstei), datiert 7.11.1929. Handunterzeichnet von Bernhard Borst und Cläre und Max Kuhn. Im April 1935 ein Schreiben der Borstei, daß die Wohnung Hengelerstr. 7 noch nicht weitervermietet ist – Kuhns also in Berlin. Dazu 2 handgezeichnete Grundrisse der Wohnungen Hengelerstr. 7 und 9; Mietzinsbuch der Hengelerstr. 9, geführt von Dezember 1929 bis Dezember 1932 – danach mieten Kuhns die Wohnung Hengelerstr. 7. – hier ein neues Mietzinsbuch der Borstei, geführt bis Januar 1935, dann weitergeführt für Berlin-Tempelhof, Berlinerstr., bis August 1937.
Mietvertrag der Berliner Wohnung (Tempelhof, Berliner Strasse 25), vom 1.4.1938. Dazu ein handgezeichneter Plan der Wohnung.

Diverses:
Dann 2 Schreiben von 1932, 1933. Kuhn ist Vorsitzender des „Verein zur Förderung des Kinderheims Neu-Esting“, bei Olching. Auch die Gründungsurkunde und der Eintrag ins Vereinsregister.
1 Postkarte von Max an seine Eltern, 1930er. Einziges Zeugnis seiner Handschrift. Mädy hat auch unterzeichnet.
1 Schulzeugnis vom Mädy, Schuljahr 1916/17 (sie ist da eher eine schlechte Schülerin); 1 Benotungszettel „Klavierbenotung“, vom „Mädchen-Erziehungs-Institut Nymphenburg“, 1919; 1 Arbeitszeugnis von Klara Stadler (Mädy), 1922, der Kaufmännischen Privatkurse Bürck, 1 Gesundheitszeugnis, 1917, von Mädy, 1 Taufzeugnis von Mädy, 1917 (obwohl sie 1902 geboren ist).
1 Urkunde zur Verleihung des Doktorgrades an Kuhn, 42x52cm, mit Siegel der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, ausgestellt am 11.11.1926. Mit Autographen des Rektors und des Dekans der Fakultät. Dazu 3 Kopien ohne Siegel und Autographen. In originaler Versandrolle der Zeit.


Ariernachweis:
Über Kuhns und Mädys Familien sind zahlreiche Dokumente überliefert, wohl da Kuhn die Abfassung der Ariernachweise geradezu wissenschaftlich ernst nahm. Es gibt diverse Stammbäume der Familie Kuhn, handgeschrieben um 1850. Dann zahlreiche Auszüge aus Familienregistern und Kirchenbüchern. Die ältesten Dokumente sind von 1823, 1798, 1752, 1830 (alle die Kuhns betreffend), dann weitere um 1900 und die überwiegende Mehrheit allerdings um 1936-1938.
So kann man seine Herkunft etwas klarer zeichnen: Sein Vater wurde am 22.11.1863 in Neuffen (bei Nürtingen in Württemberg) geboren und heiratete seine Mutter am 5.7.1890 in Heilbronn. Der Vater war dann als Verleger in Fürstenfeldbruck tätig. Wann die Familie nach Fürstenfeldbruck zog (bzw. in den Münchner Raum) ist unklar, sicher vor 1902.
Mädys Familie war in der weiteren Umgebung Münchens beheimatet.

Fotografien:
3 Fotoalben mit s-w-Bildern, zeigen Bilder aus dem Zeitraum von ca. 1915 bis 1920.
Album 1 mit 34 Fotos, großteils beschriftet. Kuhn ist wohl Bildautor, die ersten Bilder tragen die Überschrift „Meine ersten Aufnahmen“. Bildtitel: Heinzl, Sommerfest von Heinzls Turnschule, Maiausflug 1917 (Ammerland), Biler aus Esslingen („Am weissen Stein“), Aus Neuffen (Herkunftsort der väterlichen Familie), Urach, Hohen-Urach, Von unserer Hasenzucht, von der Schitour nach Aschau (Schloss Hohen-Aschau, Riesenhütte), Hochschloss bei Pähl, Durch Sturm zerstörtes Anwesen in Pipping, Nymfenburger Schloss.

Album 2 mit 17 Fotos, alle unbeschriftet und undatiert, Bilder zeigen ländliches Leben, Menschen im Garten.
Album 3 mit 24 Fotos, großteils ist Kuhn mitabgebildet, Zeitraum 1918 bis 1920.
Zeigt Kuhn mit seiner Schulklasse, in den Ferien mit Badehose, als Freikorps-Mann („1919 Hess.-Thür.-Wald. Freikorps“, „Max II Kaserne“, „1. Komp. I. bayr. Sch.R. Steinling-Alm“. Dann Familienszenen, ein Bild beschriftet mit „Abschied von Pasing“ – ich vermute eher Kuhns Eltern, aber Hintergrund etc. ist gleich, sodaß man folgert, die Bilder zeigten entweder Kuhns Eltern und Anhang, wenn diese nicht in FFB sondern in Pasing lebten, oder die Bilder zeigen Annemies Familie. Dann „Tanzkurs 18-19“, „Tanzkurs Ludwigsg. 1919 1920“, „Maskenball bei Böttcher“.

- 1 undatiertes Bild (auf Karton aufgezogen) einer Studentenverbindung, Kuhn klar zu erkennen.
- 1 undatiertes und unbeschriftetes Bild (auf Karton aufgezogen) einer Theatergruppe, bestehend nur aus jungen Männern. Kuhn nicht zweifelsfrei zu erkennen.

Dann hunderte von Negativen, deren Auswertung noch ansteht.

(c) Ingo Hugger  2020 | livre@cassiodor.com